Kapitel 18

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Der restliche Abend verlief relativ ereignislos.
Als hätten Perrie und ich uns abgesprochen, gingen wir wie selbstverständlich jeder in seinem eigenen Zimmer schlafen.
Ich persönlich wollte Caitlin nicht noch mehr eifersüchtig machen und vermutete dass Perrie ähnliche Gründe hatte.

Es waren erst wenige Nächte die ich neben Perrie geschlafen hatte aber jetzt wo sie nicht da war hatte ich ziemliche Probleme einzuschlafen.
Egal wie sehr ich mich bemühte, es ging einfach nicht.
Es war als wäre ich ohne ihre Körperwärme neben mir angreifbar für alle schlimmen Gedanken, die mich am Einschlafen hinderten.

Es kam mir vor als wären Stunden vergangen, in denen ich nur wach im Bett lag und mir wünschte Perrie bei mir zu haben.
Irgendwann gab ich es einfach auf einschlafen zu wollen.
Ich stand aus dem Bett auf und wollte eigentlich runter in die Küche um mir ein Glaß Wasser zu holen.
Dieser Plan wurde jedoch durchkreuzt als ich ein leises Schluchzen hörte.
War war wohl außer mir so spät noch wach?

Ich folgte dem Geräusch und musste bestürzt feststellen, dass es aus Perries Zimmer kam.
Ich haderte kurz mit mir, öffnete dann aber vorsichtig die Tür.
Ich wollte nicht in die Privatsphäre der Sängerin eindringen aber es kam für mich überhaupt nicht in Frage einfach weg zu gehen und Perrie sich selbst zu überlassen.

Als ich zur Tür reinkam, erblickte ich die Blonde auf dem Fußboden sitzend. Um sie herum lagen mehrere zerknüllte Zettel.
Sie war so mit Weinen beschäftigt, dass sie mich erst gar nicht bemerkte.
Still ging ich zu ihr rüber, setzt mich neben sie und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

Sie zuckte erschrocken zusammen.
Als sie mich bemerkte wischte sie sich schnell über die Augen. Mit vom Weinen rauer Stimme sagte sie: "Jade? Was machst du denn hier? Geht es dir gut?"
Selbst nun als es ihr so schlecht ging, sorgte sie sich noch um mich.
"Mir gehts gut. Ich konnte nur ohne dich nicht wirklich einschlafen."
Ich errötete bei meinen Worten.
Perrie musste leicht lächeln obwohl ihr immer noch Tränen über die Wangen liefen.
"Ich konnte auch nicht schlafen."

"Was ist denn los?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte sie auf keine Fall bedrängen.
"I-ich wollte ein neues Lied schreiben...a-ab-ber-", an dieser Stelle brach ihre Simme und es liefen ihr weitere Tränen über ihr wunderschönes Gesicht.
Zögerlich strich ich ihr über den Rücken und im nächsten Moment wurde ich von ihr in ihre Arme gezogen. Sie hielt mich ganz fest an ihre Brust gedrückt. Fast so als wäre ich der letzte Halt den sie hatte. Was natürlich ein ziemlich absurder Gedanke war. Sie kannte mich erst seit so wenigen Tagen und es gab bestimmt unzählige Leute, die sie jetzt besser trösten könnten. Ich wusste ja noch nicht mal was ich sagen sollte.

"Ich bin Schuld.", kam es unvermittelt von Perrie.
Ich sah sie verdutzt an: "Woran denn?"
"Meine E-Eltern haben sich scheiden lassen. Wegen m-mir."
Das überraschte mich nun wirklich. Aber dachte Perrie wirklich dass sie daran Schuld wäre? Was konnte sie schon getan haben, das ihre Eltern zu einer derartigen Entscheidung getrieben hatte. Allerdings wäre das bislang auch die einzige logische Erklärung die es gab, warum ihre Mutter und ihr Bruder sie so behandelten. Aber das konnte doch nicht sein, oder?

"Perrie, ich bin mir sicher, dass du das nicht bist. Wenn sie sich haben scheiden lassen, dann hatten sie bestimmt Probleme untereinender. Und das hatte sicher nichts mit dir zu tun."
"D-doch, sie haben sich immer wegen mir gestritten. Ich-", sie zögerte, "Nein vergiss es, ich will dich nicht mit meinen Problemen belasten."
"Du sagst mir doch immer, dass ich dir alles erzählen kann. Aber das gilt auch umgekehrt. Du belastest mich nicht indem du mir erzählst was damals passiert ist."

Perrie biss sich zögerlich auf die Lippe entschloss sich dann aber wohl dazu fortzufahren: "Ich war damals eine ziemlich schreckliche Tochter. Ich hatte fast alles durch, Drogen, Alkohol und ich habe fast jede Nacht mit wem anders geschlafen."
Ich sah Perrie mit weit aufgerissenen Augen an. Ich konnte mir niemals vorstellen, dass Perrie so war und solche Sachen tun würde.

Perrie drückte mich noch fester an sich, als fürchtete sie, dass ich gleich vor ihr weglaufen könnte.
"Ich habe mich aber geändert. Ich würde solche Sachen niemals mehr machen. Das musst du mir glauben Jade, bitte"
"Natürlich. Ich weiß dass du nicht mehr so bist."
Perrie stieß erleichtert einen Schwall Luft aus.

"Danke. Nun jedenfalls hatte mein Vater mich bei all dieser Scheiße ermutigt. Er hat früher auch solche Sachen gemacht und fand es wohl irgendwie cool das ich genauso war wie er. Außerdem war ich schon immer mehr ein Mamakind und er hat es wohl auch getan, damit sich das ändert und ich ihn lieber habe als meine Mum. Inzwischen hasse ich ihn dafür, aber damals war ich froh, dass er mir nicht wie meine Mutter immer gesagt hat, dass das was ich tat schlecht war. Obwohl er das natürlich zweifellos hätte tun sollen. Vielleicht hätte ich es dann eher geschafft damit aufzuhören. Meine Mutter war gegen all dieses Zeug und ich habe mich fast täglich mit ihr gestritten. Sie war nicht nur auf mich wütend, sondern auch auf meinen Vater. Sie warf ihm vor dass er an all dem Schuld war, weil er mich mit allem Scheiß unterstützte.
Ich weiß noch wie ich immer in meinem Zimmer saß und gehört habe wie die beiden sich anschrien. Aber ich war damals noch nicht so wie ich jetzt war und es war mir egal. Es war mir einfach total egal und jetzt im Nachhinein fühle ich mich echt schrecklich deswegen.
Eines Tages habe ich es dann völlig übertriben und bin mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet.
Ich hatte eigentlich Hausarrest aber mein Vater hat mir dabei geholfen mich rauszuschleichen.
Am nächsten Morgen hat meine Mum neben meinem Krankenhausbett verkündet, dass sie sich von ihm trennen werde.
Und ich war dran Schuld. Danach habe ich meinen Vater nie wieder gesehen und meine Mutter war so wütend auf mich, dass ich sie eine Zeit lang gar nicht interessiert habe. Mein Bruder hat mich nach all dem sowieso gehasst und der einzige Grund warum Caitlin mich nicht hasst ist dass sie damals noch viel zu jung war um das alles überhaupt zu verstehen."

Während ich Perrie beruhigend über den Rücken strich hatte ich wirklich Schwierigkeiten das alles zu verarbeiten. Die Vorstellung von Perrie als "Badgirl" passte einfach nich in meine Gedanken. Was hatte sie dazu bewogen solche Sachen zu machen? Da mir diese Frage zu persönlich vorkam, stellte ich eine andere, die mir auf der Zunge lag: "Wie bist du da wieder rausgekommen?"
"Leigh-Anne. Wir waren seit dem Kindergarten beste Freunde. Als ich mich dann so...verändert habe, haben wir uns ziemlich oft gestritten aber letzten Endes hat sie trotzdem immer zu mir gehalten und mir geholfen. Wegen ihr habe ich es geschafft da wieder rauszukommen.", bei diesen Worten musste Perrie lächeln. Doch dann sah sie mich besorgt an.
"Bitte hass mich jetzt nicht dafür wie ich damals war."
"Ich könnte dich gar nicht hassen und ich weiß das du dich geändert hast. Aber Perrie nach dem was du mir erzählt hast, war vor allem dein Vater an all dem Schuld und wenn deine Eltern sich so uneinig waren hätten sie sich wahrscheinlich eh irgendwann getrennt. Du hast das vielleicht ein wenig beschleunigt aber du warst sicherlich nicht alleine dran Schuld."
"Danke, dass du das sagst."

Wir verharrten einige Momente in Schweigen, bis Perrie sagte: "Weißt du, ich denke dass ich nicht einschlafen konnte lag auch daran dass du nicht da warst. Hättest du was dagegen naja, doch bei mir zu schlafen."
Ich lächelte glücklich und versicherte: "Dagegen häte ich überhaupt nichts."

Als ich wenige Minuten später mit Perrie im Bett lag und ihre Arme mich wieder umhüllten, fühlte ich mich als wäre ich endlich wieder da wo ich hin gehörte. Und ich konnte auch ohne Probleme einschlafen.

Hey ihr Lieben,
erstmal hoffe ich, dass euch das neue Kapitel gefallen hat und dass ihr fleißig votet und kommentiert. Ich freue mich über jeden einzelnen der das tut!
Außerdem wollte ich euch sagen, dass LORONELZORRO gestern angefangen hat eine Geschichte zu schreiben. Ich finde die echt gut und kann sie euch nur weiterempfehlen. Bitte schaut da mal vorbei und hinterlasst dort vielleicht auch ein Vote.
Das nächste Kapitel hier wird morgen kommen und ich kann nur nochmal sagen wie glücklich ich über jeden einzelnen Leser bin!
Ich hab euch alle lieb <3
LG, Annika.

Unexpected Love - Jerrie Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt