Kapitel 19

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Der nächste Tag mit Caitlin war überraschend schön. Caitlin redete immer noch nur das Notwendigste mit mir aber dadurch dass Perrie wirklich gut gelaunt war und echt viel redete, viel das gar nicht so auf.

Am Morgen hatte Perrie mich beiseite genommen. Caitlin wollte gerne in einen Tierpark und Perrie fragte mich ob es okay sei, wenn wir rausgehen würden. Ich zögerte, weil ich immer noch echt Angst hatte, nach dem was letztes Mal passiert war als ich mit Perrie das Haus verlassen hatte. Aber ich stimmte dann doch zu. Ich konnte ja nicht für immer drinnen bleiben und ich wollte den beiden nicht den Tag versauen. Mir blieb also nur die Hoffnung, dass man uns nicht erkennen würde und ausnahmsweise hatte ich Glück.

Im Tierpark war es echt schön. Ich erinnerte mich noch, dass ich als kleines Kind sehr gerne in den Zoo gegangen bin. Aber ich war damals zu jung als das ich mich noch an genauere Details erinnern könnte.

Perrie steckte uns mit ihrer guten, übersprudelnden Laune an. Wir hatten alle viel Spaß und ich vergaß zeitweise sogar, dass Caitlin mich vielleicht nicht unbedingt mochte.
Nach dem Tierpark gingen wir noch etwas Essen. Und als wir zu Hause ankamen, waren wir alle echt erschöpft aber auch glücklich nach dem schönen Tag.

"Kann ich mal dein Zimmer sehen", fragte Caitlin mich als wir abends noch auf dem Sofa saßen und uns unterhielten.
Bislang hatten sich genau genommen nur Perrie und Caitlin unterhalten. Da sich letztere bis zu diesem Moment hartnäckig geweigert hatte auch nur ein Wort zu mir zu sagen.
"Ähm k-klar.", sagte ich etwas überrascht und führte sie nach oben zu meinem Zimmer.

Dort angekommen guckte sie sich kurz um und ihre Augen blieben am Flügel hängen.
"Gehört der nicht Perrie?"
"Ich habe ihn Jade geschekt, weil sie sehr gerne Klavier spielt.", meinte Perrie, die an den Türramen gelehnt zu uns herüber guckte.
"Du kannst Klavier spielen?",fragte Caitlin mit weit aufgerissenen Augen.
"Äh..ja?", meinte ich etwas unsicher, weil Caitlin so aufgeregt daswegen ist.
Perrie kicherte leise: "Caitlin liebt Klaviermusik. Also müsste sie eigentlich auch dich spätestens jetzt mögen."
Das fand ich echt überraschend. Es gab nicht viele Jugendliche, die Klaviermusik hörten.

"Spielst du auch?", fragte ich Caitlin. In der Hoffnung endlich ein Gespräch mit ihr anfangen zu können.
"Ne. Ich würde es zwar gerne können aber ich mag das üben nicht. Kannst du mir was vorspielen? Biiiiiitte?"
Das war genau das was ich eigentlich auf keinen Fall tun wollte.
"Ich weiß nicht...ich habe schon echt lange nicht mehr gespielt und-"
"Das macht nichts! Du kannst ja ein leichtes Stück spielen."
"Ich würde dich auch sehr gerne spielen hören.", mischte sich nun Perrie ein. Sie kam zu uns und strich mir sanft über den Arm, wie um mich zu ermutigen.

Ich wollte die Beiden wirklich nicht enttäuschen und gab schließlich nach.
Ich ging in die Ecke des Zimmers und klappte das erste Mal den wunderschönen Flügel auf.
Vorsichtig ließ ich mich auf den Hocker sinken und legte meine Hände behutsam auf die Tasten. Ich spielte als erstes eine C-Dur Tonleiter um mich an das Klavier zu gewöhnen. Es war perfekt gestimmt und hatte einen wunderschönen Klang.
Obwohl ich am ganzen Körper vor Nervosität zitterte, waren meine Hände ganz ruhig.

Ich atmete noch einmal tief durch und begann dann die ersten Takte von 'River flows in you' zu spielen. Das war eines der ersten Stücke die ich gelernt hatte und seit jeher mein Lieblingsstück. Ich könnte es noch immer im Schlaf spielen.

Wenn ich Klavier spielte, ließ ich alle meine Emotionen, Ängste und Hoffnungen in die Musik einfließen. Und so war es auch diesmal. Bald kam ich zu einem Punkt an dem ich überhaupt nicht mehr darüber nachdenken musste die richtigen Töne zu spielen. Es kam einfach von selbst. Ich dachte auch nicht mehr an Perrie und Caitlin die mir zusahen. In dem Moment existierten für mich nur noch ich selbst, die Tasten vor mir und diese wunderschöne Melodie.
Doch wie jedes Lied musste auch dieses Lied einmal enden. Den letzten Ton hielt ich besonders lange aus, um diesen Zauber der mich immer umgab wenn ich Musik machte noch etwas länger auszukosten.

Dann ließ ich die Tasten los und landete wieder in der Gegenwart. Zusammen mit all meinen Zweifeln. Unsicher drehte ich mich um. Warscheinlich fanden die beiden es schrecklich.

Doch ich wurde überrascht. Als ich much umgedreht hatte, fing Caitlin an wie verrückt auf und ab zu springen und dabei in die Hände zu klatschen.
"Das war sooo toll. Du spielst wunderschön"
"Ohh....ähh... danke", erwiederte ich etwas überrumpelt von so viel Lob.
Mein Blick wanderte zu Perrie. Auf ihre Reaktion war ich besonders gespannt.

Perrie stand immer noch auf ihrem Patz und sah mich mit großen Augen an.
Ihre Lippen formten ein 'Wow' aber kein Ton verließ ihren Mund.
"Perrie?", fragte Caitlin und kicherte über das Verhalten ihrern großen Schwester.
Perrie räusperte sich und stammelte: "Das war...Wow...Jade du....das war wunder schön. Wiso hast du nie gesagt das du so gut spielst."
Ich errötete. Natürlich freue ich mich aber so viel Lob war mir fast schon wieder peinlich.
"S-so gut war das nun auch wieder nicht."
"Doch war es."
Caitlin sagte das so entschlossen als wäre es eine unumstößliche Tatsache, die niemand besreiten könne.
Perrie nickte nur. Sie starrte mich immer noch an als hätte ich gerade mindestens einen Weltrekord aufgestellt.

Als es mir unangenehm wurde, fragte ich: "Sollten wir nicht langsam mal ins Bett gehen?"
Beide stimmten mir zu.

Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, war ich mir nicht ganz sicher in welches Zimmer ich gehen sollte.
Gestern Abend hatte Perrie ja nicht direkt gesagt dass ich bei ihr schlafen könne. Sondern erst mitten in der Nacht. Hieß das jetzt dass sie mich eigentlich nicht bei sich haben wollte?
Ich wollte mich ihr auf keinen Fall aufdrängen. Also machte ich mich wiederwillig in Richtung meines Zimmers auf.

Ich wurde jedoch auf halbem Weg durch den Flur aufgehalten. Ich spürte zwei Hände, die meine Hüften festhielten.
"Wo willst du denn hin?", fragte die angenehme Stimme von Perrie neben meinem Ohr.
Ich erschauderte unwillkürlich als Perries Atem auf meine Haut traf. Was war nur los mit mir?
"Ich...ähh...ich d-dachte..."
Perrie kicherte leise bei meinem Gestottere. Dann zog sie mich sanft in Richtung ihres Zimmers und ich ging nur allzu gerne mit und legte mich für eine weitere Nacht neben sie.

"Jadey?"
Ich spürte ein angenehmes Gefühl in meinem Bauch als Perrie meinen Spitznamen verwendete.
"Hm?"
"Du hast wirklich wunderschön Klavier gespielt. Das kann ich gar nicht häufig genug sagen. Wo hast du das gelernt?"
"Bei meinem Vater.", wisperte ich.
"Du hast zu meiner Mutter gesagt dass dein Vater sich nicht um dich kümmern konnte. Was ist denn passiert?"
"E-er war in den ersten sechs Jahren ein wirklich toller Vater. Dann ist meine Mutter gestorben und er...", ich ließ den Satz offen im Raum hängen und erschauderte bei der Erinnerung.

Perrie zog mich noch näher zu ihr und hielt mich einfach nur fest.
"Kannst du mir erzählen was mit ihm war?"
"Ich...l-lieber nicht.", meinte ich und fügte noch schnell hinzu: "Das liegt nicht daran dass ich dir nicht vertraue. Ich kann nur einfach nicht darüber reden. Vielleicht irgendwann mal aber nicht jetzt."
"Das ist okay. Lass dir damit so viel Zeit wie du brauchst."
Ich nickte dankbar.
Perrie hatte begonnen mir über den Kopf zu streichen und unter dieser angenehmen Berührung glitt ich in einen tiefen Schlaf.

Unexpected Love - Jerrie Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt