SIEBENUNDVIERZIG: Die Erschöpfte

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FRED:

Völlig Fassungslos stehe ich vor der Tür meines Schlafsaals, und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist. Wir haben Quidditch gespielt, haben gestritten, sie ist weggerannt, ich bin nachgerannt, und plötzlich erleidet sie Todesqualen, ohne in der Lage zu sein zu berichten was denn nun passiert ist. Die Sorge um sie bringt mich fast um. Was ist wenn sie stirbt? Denk nicht daran. Dumbledore ist doch bei ihr. Aber Magie nutzt bei ihr nichts. Wie will er ihr dann helfen? Und welche unmagische Kraft ist so stark, dass sie einen Magieresistenten Menschen so foltern kann?!

Je länger ich denke, desto mehr Angst bekomme ich. Eher aus Gewohnheit, nicht aus freiem Willen bewege ich mich Richtung Gemeinschaftsraum, was sich als großer Fehler herausstellt. Kaum gehe ich die Treppe hinunter werde ich von einer Masse Gryffinors mit fragen Bomberdiert. Aber das allerletzte was ich will ist, dass Cassias Leid als spannende Unterhaltung sich durch die Gänge von Hogwarts verbreitet und so bleibe ich still. Ich bekomme die vielen Fragen der Sensationsgeilen Schüler gar nicht mit, die sich wie eine Traube um mich geschlossen haben und Wissen wollen, was der Schulleiter und McGonagal in unserem Schlafsaal machen. Alles was in meinem Kopf herumschwirrt ist Cassias vor Angst und Schmerzen verzerrtes Gesicht, das mich anfleht, doch irgendetwas zu unternehmen. Hätte ich mehr tun können? Habe ich mein bestes gegeben?

Ein rütteln an meiner Schulter hohlt mich zurück ins hier und jetzt. ,,Fred!", ruft mein Bruder, ,,Was ist los verdammt?!", er scheint ernstahf besorgt, genauso wie Lee, der gerade versucht meine anderen Mitschüler dazuzu bewegen mich nicht sofort zu erdrücken. ,,Fred!", schreit George nocheinmal, aber immernoch fühle ich mich nicht fähig darüber zu reden.

,,Gryffindors?!, ruft plötzlich eine autoritäre Stimme von der Treppe zu den Schlafsählen herab. ,,Die Umstände verlangen, dass sie sich sofort in ihre Schlafsäle begeben. Die Party ist hiermit beendet, ich bitte sie sehr darum, Verständniss zu zeigen, und die Anweisungen ohne Verzögerunen zu befolgen!" McGonagal, der der Schock immernoch ins Gesicht geschrieben steht, beobachtet, wie Percy und die Vertrauenschüler versuchen die verwirrten Gryffindors unverzögerlich in ihr Zimmer zu verfrachten. Ich bewege mich nicht vom Fleck, und auch meine beiden Mitbewohner bleiben stehen und sehen unsere Hauslehrerin fragend an.

Als schließlich auch die letzte Tür geschlossen ist, dreht sich die Frau zu uns und sagt: ,,Sie bleiben wo sie sind.", dreht sich um und verschwindet, ehe ich mich über Cassias Gesundheitstand informieren kann. Wenige Augenblicke später sehe ich, wie ein sielbernes Etwas an uns vorbei flitzt, und kurz darauf stürmt Madame Pomfrey an uns vorbei. Währeddessen erzähle ich George und Lee von was ich soeben Zeuge wurde. Obwohl sie Cassia vor kurzem noch als Lügnerin und Spionin bezeichnet haben scheinen auch sei bis ins Mark erschüttert und erlich besorgt.

Plötzlich höre ich wieder Schritte und McGonagal kommt mit einer geschockten Madame Pomfrey zurück und hinter ihnen Professor Dumbledore, neben dem eine verzauberte Bare herfliegt, auf der ein Tuch liegt, unter dem man deutlich die leblose Siluette eines Mädchens erkennen kann. Entsetzt starre ich auf die Trage, und dann zu Professor Dumbledore. Meine Eingeweide fühlen sich an, als hätte man sie mit Blei gefüllt und zusammen geknotet. Jede Zelle in meinem Körper möchte schreien vor Verzweiflung. Sie ist tot. ,,Professor?", fragt George irgendwann, der zwar genauso unter Schock zu stehen scheint, allerdings seine Stimme früher wieder gefunden hat. ,,Sie lebt noch.", stellt Dumbledore sofort klar, und es ist mir, als ob mir tausend Steinen vom Herzen fallen. ,,Zumindest atmet sie noch", fügt er dann hinzu, mit ernster Stimme. ,, Sie ist bewusstlos. Madame Pomfrey und ich werden sie vorerst in den Krankenflügel bringen. Das Tuch ist nur da, um sie vor den Blicken möglicher Schüler zu beschützen, die denken, dass das Einhalten der Nachtruhe nur ein Vorschlag und keine Regel ist. Professor McGonagal wird sie über Miss Springs Zusand aufklären.", sagt er nüchtern und verschwindet mit der Krankenschwester und der Trage hinter dem Portrait.

Drei Augenpaare richten ihren Blick sofort auf die verbliebene Lehrerin, und hoffen zu hören, dass alles in Ordnung ist. ,,Wir wissen noch nicht was sie hat, und sie war noch nicht in der Lage zu sprechen. Professor Dumbledore, hat probiert sie mit einem Schockzauber zu belegen, damit sie für den Moment die Schmerzen nicht erleiden muss. Leider scheint der Zauber jedoch alles noch zu verschlimmert haben. Wir zogen den Schluss, dass ihre Schmerzen vermutlich Magiebedingt sind, und da jegliche Art von Zauberrei  sich bei ihr als nutzlos, beziehungsweiße nur negativ erweißt, hat er einen Patronus zu Madame Pomfrey geschickt, die mit einem Muggel Beruhigungsmittel wiederkam, das wir ihr verabreichten, und dass sich vorerst als wirksam erweßt. Wir wissen nicht ob die Schmerzen anhalten werden wenn sie aufwacht, momentan spürt sie sie aber nicht."

Meiner Meinung nach, sind das nicht ansatzweiße Zufriedenstellende Antworten und bei dem Gedanken daran, dass Dumbledore Cassia noch schlimmere Schmerzen mit seinem Zauber zugefügt hat, könnte ich heulen. Sie ist erst fünfzehn, und muss schon so viel durchmachen! Dennoch, hat sie zumindest für den Moment keine Schmerzen, was nur eine kleine, dennoch eine bedeutende Errungenschaft ist.

,,Können wir zu ihr?", fragt Lee schließlich, was mich irgendwie wieder wütend macht. Vor zwei Stunden schien er noch sehr erpicht darauf, einen Plan zu entwickeln, Cassia aus dem Weg zu schaffen, und jetzt, wo tatsächlich was passiert ist, tut er so als wäre er die ganze Zeit hinter ihr gestanden? Ich schiebe diesen Gedanken allerdings schnell wieder weg, da ich erstens McGonagals Antwort wissen will und zweitens eigentlich froh sein sollte, dass er doch zu ihr steht, wenn es darauf an kommt.
,,Miss Springs braucht zur Zeit viel Ruhe. Sie darf unter keinen Umständen zu früh geweckt werden, da wir nicht sagen können was passiert, sobald es aufhört zu wirken. Aber Madame Pomfrey wird sie umgehend informieren, sobald es Neuigkeiten gibt.", erklärt sie und wirkt unglaublich erschöpft. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich nicht protestiere. Mir wird zum ersten Mal seit fünf Jahren bewusst, dass auch sie nur ein Mensch mit Gefühlen ist.

Resigniert lasse ich mich in einen der nahestehenden Ohrensessel fallen und erwarte, dass meine Zimmergenossen es mir gleich tun, doch ehe sie sich setzten können durchkreuzt die zunehmend müde werdende Hauslehrerin ihren Plan. ,,Mit ihnen beiden möchte ich bitte noch ein paar Worte in meinem Büro wechseln.", meint sie, und ich wundere mich ein bisschen. Auch George und Lee sind überrascht, gehen aber ohne zu zögern mit ihr aus dem Gemeinschaftsraum, allerdings nicht ohne mir noch einen mitleidign Blick zuzuwerfen und lassen mich so alleine mit meinem Berg aus Sorgen und Fragen in einem unheimlich stillen Gemeinschaftsraum zurück.

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