DREIUNDFÜNFZIG: Die Müde

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CASSIA:

Natürlich sagt er nichts. Er hat nur aufgehört über mein Haar zu streicheln und ich spüre seine Blicke auf mir. Es ist mir unangenehm, da ich vermutlich gerade wirklich unglaublich schrecklich aussehen muss, andererseits habe ich meinen letzten Rest Würde schon mit dieser Bitte vertan. ,,Das willst du doch nicht wirklich. Morgenfrüh ist die Welt wieder besser.", flüstert mir Fred ins Ohr als er sich von seinem Schock erhohlt hat. Er versteht mich nicht.

,,Natürlich ist es morgen wieder besser. Aber morgen Nacht wird es wieder das Gleiche sein, und übermorgen auch und die Nacht darauf auch. Es wird nicht besser Fred. Es wird immer schlimmer. Du wolltest, dass ich dir die Wahrheit sage und die Wahrheit ist, dass ich nicht mehr kann." Keine Träne rollt mehr über meine Wangen. Es liegt nicht ein Hauch von Trauer oder Bedauern in meiner Stimme. Ich bin einfach nur müde und ich weiß, dass Schlaf nicht helfen wird. ,,Soetwas kannst du jetzt nicht entscheiden. Natürlich sieht alles jetzt aussichtslos aus, aber ich verspreche dir wenn du morgen aufwachst bist du froh, dass du noch am Leben bist. Du bist eine Käpferin Cassia! Denk doch daran, was du alles schon geschafft hast!", versucht mein Freund verzweifelt meine Lebensfreude wieder zu erwecken, aber es hat schon lange keinen Sinn mehr.

Obwohl mein Körper mit Schmerzen protestiert als ich mich aufsetze, lasse ich mich nicht davon aufhalten. Ich kann nicht mehr, keinen einzigen Tag mehr. Meine Zeit ist abgelaufen. ,,Ich habe versucht zu kämpfen! Ich kann einfach nicht mehr! Es ist mir lieber ich bin Tod, als dass ich das alles hier auch nur noch eine Nacht mimachen muss! Bitte Fred! Bitte! Hilf mir einfach dass das alles ein Ende hat. Ich liebe dich Fred. Ich liebe dich so unglaublich und es tut weh zu wissen, dass ich dich verlassen muss, aber lass mich gehen. Bitte. Bitte hilf mir!" Die Situation ist absurd. Ich flehe meinen Freund, der mich einst vor dem Tod gerettet hat mich zu töten. Das Schicksal hat einen unglaublich brutalen Sinn für Humor.

Fred hat inzwischen Tränen in den Augen in denen sich das frühe Morgenlicht Spiegelt, das sich durch einen Spalt im Vorhang kämpft. Er ist so wunderschön. Ich hoffe so sehr, dass er im Leben einmal Glücklich werden wird. Auch ohne mir. 

Er schüttelt den Kopf, den Mund leicht geöffnet, als wollte er was sagen, aber nicht schaffen die Worte aus seinen Mund zu lassen. ,,Nein.", bringt er irgendwann verzweifelt hervor, ohne mit dem Kopfschütteln zu stoppen. ,,Nein.", wiederholt er nocheinmal etwas lauter. ,,Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich lasse dich nicht gehen. Cassia. Ich Liebe dich. Und ich hatte zu wenig Zeit mit dir als das ich dich jetzt einfach übringen könnte. Das ist nicht fair. Hier geht es nicht nur um dich Cassia. Diese Entscheidung kannst du nicht alleine fällen! Verdamt noch mal, ich liebe dich, und ich habe mehr Zeit mit dir verdient!" Die letzten Worte hat er fast geschrieen, während ihm die Tränen nun unkontrolliert, und unnbeachtet über sein Gesicht rollen.

Ich sehe ihn nur müde und verzweifelt an, weil er es einfach nicht versteht. Es geht hier nich um unsere Beziehung, sondern einzig und allein darum, dass offensichtlich mit mir etwas nicht stimmt, und ich nicht mehr die Willenskraft aufbringen kann herrauszufinden was es ist, und erst recht nicht, wie man es bekämpfen kann. Er hat keine Ahnung  wie sich das für mich anfühlt. ,,Fred bitte-", setze ich an aber er unterbricht mich. ,,Nein Cassia! Nein! Verdammt nochmal Nein! Wir werden eine Lösung finden! Wir werden ein Heilmittel finden! Wir werden herrausfinden was an dir anders ist als bei uns! Du musst durchhalten. Du wirst durchhalten, weil du Cassia Springs bist. Du bekommst immer was du willst, weißt du noch, dass hast du mal zu mir gesagt, und jetzt verdammt noch mal willst du gefälligst Leben und denkst nicht einmal daran aufzugeben! Du gibst nicht auf! Verstehst du mich?! Wenn du es nicht für dich tust, dann tu es für mich."

Aufgebracht sieht er mich an, wie ich nicht weiß was ich sagen soll. Er nimmt es mir ab, verzweifelt nach Argumenten zu suchen, indem er mich jetzt wieder in den Arm nimmt, aber anders als er es je getan hat. Er umarmt mich nicht, er hällt mich fest. Weil er weiß, dass ich das gerade brauche.

,,Wir finden eine Lösung.", flüstert er mir leise ins Ohr.

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Sorry für das kurze Kapitel, es ist leider eher ein Übergangs Kapitel geworden. Ich würde mich trotzdem über Votes und Kommentare freuen:)

Wir nähern uns jetzt langsam dem Ende, das heißt bald wird das ominöse Geheimnis um Cassia gelüftet...


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