SIEBENUNDFÜNFZIG: Die Tochter

305 19 0
                                    


Fred:

Schon während der gesamten Fahrt hat Cassia kein Wort gesagt. Als uns der Bus uns jetzt aussteigen lässt erfahre ich zum ersten Mal dass es eine Steigerung von Still gibt. Die Luft scheint zähflüssig und klebt auf der Haut. Wir stehen vor einem schmutzig-weißem Haus. Auf dem kleinen Streifen Wiese davor liegen zwei Fahrräder auf dem trockenem Gras. Die Fenster wurden länger nicht geputzt, aber die bunten Vorhänge hinter den Scheiben lassen das Haus belebt aussehen.

Ich greife nach der Hand meiner Freundin, die sich trotz des heißem Wetters kalt anfühlt und jetzt wie ein toter Fisch in meiner liegt. Mit ihrer blassen Haut sieht sie sehr fehl am Platz aus. Ich lasse ihr noch einem Moment, dann fange ich an mich in Richtung Haus zu bewegen, und ziehe sie so mit. Auch mein Bruder folgt uns schließlich bis zur Haustür. Ich ignoriere dass Cassy  inzwischen angefangen hat zu zittern. Ich halte sie einfach ein bisschen fester.

Ich drücke auf einen Goldenen Knopf neben dem Familie Springs in geschwungenen Buchstaben steht und warte ab.

Nichts passiert also läute ich noch einmal. Ich möchte gerade meinen Zauberstab hohlen um die Tür per Magie zu öffnen ( den Umstand, dass ich außerhalb der Schule nicht zaubern darf natürlich vollkommen ignorierend) da öffnet sich die Türe schließlich doch. Ich schaffe es gerade noch den Zauberstab schnell wieder verschwinden zu lassen ehe der Mann, der die Tür geöffnet hat, ihn sehen kann. 

Er scheint genau wie Cassia nicht viel in der Sonne gewesen zu sein, denn er ist beinahe genauso blass wie sie. Seine Braunen Haare sind von silbernen Stränen überzogen. Das und seine Haut, die aussieht als wäre sie ihm zu groß lässt ihn sehr alt wirken, aber seine Áugen strahlen etwas Jugendhaftes aus.

Cassia setzt nicht an ihren Vater zu begrüßen also fange ich an zu sprechen. ,,Wir sind Fred und George Weasley, ich bin mir sicher, sie erkennen ihre Tochter wieder? Wir würden gerne mit ihnen sprechen." Meine Stimme ist kühler als gewollt, aber obwohl ich nicht genau weiß, was zwischen ihm und miener Freundin vorgefallen ist, reicht mir schon Cassys Reaktion um zu wissen, dass ich ihn nicht mögen muss.

Zu unser aller Überaschung allerdings scheint der Mann im Türramen nicht im geringsten verwirrt oder ähnliches. Ganz im Gegenteil, seine Mundwinkel ziehen sich nach oben und bilden etwas, das man wohl am besten mit einem irren Grinsen beschreiben kann. ,, Jaja, das war zu erwarten.", murmelt er abwesend eher zu sich selbst als zu uns und tritt zur Seite, damit wir das Haus betreten können.

Augenblicklich frage ich mich ob es klug war so überstürzt aufzubrechen, oder ob es nicht besser gewesen wäre einen genaueren Plan auszuarbeiten, aber jetzt ist es dafür sowieso zu spät. Meiner Freundin voran betrete ich das Haus. Cassia hat noch kein einziges Wort gesagt, und behmüht sich sichtlich weder ihren Vater noch irgendwas von dem Haus anzusehen. George und ich hingegen, mustern sowohl den Mann als auch sein Haus mit äußerstem Misstrauen und werfen uns ab und zu viellsagende Blicke zu.

,, Folgt mir nur in die Küche! Keine falsche scheu, meine Lieben! Das ist ja schon fast wie Weihnachten!", er spricht seltsam laut und mit derart schlecht gespieltem Enthusiasmus, dass es mir schwerfällt ihn nicht für Verrückt zu halten. Zögernd folgen wir ihm in die Küche.

Dort erwartet uns eine blonde Frau die so verschreckt aussieht, als würde sie denken, wir würden sie jeden Moment anspringen und ihr die Augen aus ihrem Faltigen Gesicht kratzen. Neben ihr sitzt ein ebenfalls blondes Mädchen, das anscheinend gerade mit ihrer Mutter Hausübung gemacht hat. ,,Cassia? Bist du zurück vom Internat?", fragt die Kleine nicht weniger verwirrt als wir. ,,Geh deine Schwester holen Lisa, wir gehen auf den Spielplatz.", murmelt die Frau darauf in einem merkwürdig panischem Ton. Lisa, froh über diese Unterbrechung, läuft an uns vorbei, ohne weder uns noch Cassia einen weiteren Blick zu schenken, währed sie die ganze Zeit den Namen ihrer Schwester ruft.Nun verlässt auch Lisas Mutter schweigend den Raum, nachdem sie kurz mit Marcus getuschelt hat.

Der Mann der immernoch zufrieden grinst deutet mit einer ausladenden Geste auf den Tisch wo immernoch die Schulbücher des Mädchens verteilt liegen und bittet uns uns zu setzen. Zögernd lassen wir uns zu dritt an einem Ende des Tisches nieder , Cassy beschützend zwischen uns. Keiner von uns sagt ein Wort. Was sich Cassia gerade denkt ist unmöglich aus ihrem Gesicht zu lesen, und George sieht genauso verwirrt aus wie ich mich fühle. Egal wie wir erwartet haben empfangen zu werden, dieses Szenario was sich uns gerade darbietet währe nie auch nur in unseren Träumen aufgetaucht.

,,Ich möchte gleich feststellen, dass ihr gar nicht erst versuchen müsst mich anzugreifen. Ich bin immun. Wie der Rest meiner Familie auch." Erschrocken sehe ich ihn an. Ich hatte nicht erwartet, dass er uns so offen auf dieses Thema anspricht. Eigentlich hatte ich gar nicht erwartet, dass er uns darauf anspricht. Das bedeutet ,er weiß, dass wir Zauberer sind. Oder zumindest, dass es welche gibt. Das lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden. Er setzt sich an das andere Ende vom Tisch und macht plötzlich einen sehr bedrohlichen Eindruck.

Ich fange immer mehr an zu zweifeln, dass das hier wirklich eine gute Idee war. Irgendwas wird sich Dumbledore schon dabei gedacht haben, als er sich überlegt hat diesen Mann zurerst einmal beschatten zu lassen. George scheint gerade das Gleiche gedacht zu haben. Er steht auf nimmt die Hand meiner Freundin und möchte sie mit sich zum Ausgang ziehen. ,,Das war eine dumme Idee, wir finden einen anderen Weg dich gesund zu bekommen.", sagt er, wird aber, für ihn unerwartet, von Cassias Hand zurückgehalten, die gegen jede Erwartung sitzen bleibt und ihren Vater stur mustert.

,,Ich bin deine Tochter. Ich bin deine Scheiß Tochter und du hast dir nichteinmal Sorgen gemacht!" In ihrer Stimme liegt Wut. Es klingt als hätte sie sich diese Worte schon seit einer Ewigkeit verkniffen denn sie schießen aus ihr mit der Kraft eines Pistolen Schusses.

Marcus allerdings, scheint dies nicht zu bemerken. ,, Ich bin nicht dein Vater. Zumindest nicht biologisch.", meint er nur kühl.

Ich fühle mich, irgendwie fehl am Plaz. Zu viele Fragen strömen durch meinen Kopf. Ich weiß gar nicht wo ich zuerst anfangen soll. Diese wenigen paar Sätze die er bis jetzt mit uns getauscht hat haben mich mehr aus dem Konzept gebracht, als ich es für möglich gehalten hätte. Besorgt schaue ich zu meiner Freundin. Ich habe keine Ahnung, wie sie diese Information aufnehmen wird, ausserdem habe ich Angst, dass sie wieder einen Anfall bekommen könnte wenn sie sich zu sehr aufregt. ich will ihre Hand nehmen, aber sie hat sie unter dem Tisch zu Fäusten geballt und ignoriert mich komplett. Man sieht förmlich wie ihr Gehirn diese Worte verarbeitet. Sie sieht aus, als versuche sie Marcus mit Lasern aus ihren Augen zu beschießen

,,Ich weiß.", sagt sie mit vor Wut bebender Stimme nach einigen Sekunden. ,,Du warst noch nie mein Vater." Zu sagen, dass sie vor Wut kocht währe die Untertreibung des Jahrhunderts. ,,Erklär mir nur eine Sache, warum habe ich mein Leben überhaupt bei dir verbringen müssen." Mit jedem Wort wird sie leißer. Sie zittert am ganzen Körper und ihre Lippe hat angefangen zu bluten, weil sie vor anspannung darauf gebissen hat. Ich weiß nicht was ich tun soll. Cassia hat nie gesagt, was zwischen ihnen vorgefallen ist und ich möchte sie nicht unterbrechen.

,,Lass mich dir eine Geschichte erzählen.", fängt er an. Er lehnt sich zurück, als würde er die Situation genießen und beginnt zu sprechen: ,, Es gab wirklich eine Hellena. Hellena Murdoné. Ich lernte sie auf der Uni kennen. Wir waren gut befreundet. Mit der Zeit vielen mir immer mehr seltsame Dinge an ihr auf. Es kam vor dass sie plötzlich verschwand oder noch plötzlicher wo auftauchte, alles was sie tat schien ihr viel einfacher zu fallen und ich hatte öfters beobachtet, dass merkwurdig viele Eulen in ihrer Gegend herumfloen. Ich wurde misstrauisch und schließlich erzählte sie mir dass sie eine Hexe sei. Ein paar Tage danach ist sie verschwunden.", er macht eine Pause. Ob nur um in Erinnerungen zu schwelgen, oder um seine Geschichte interessanter zu gestalten weiß ich nicht.

Cassia sieht schrecklich niedergeschlagen aus. ,,Ich glaube dieser Lord Voldemort hat sie getötet. Sie hat mir von ihm erzählt.", beginnt er wieder ,,Jedenfalls hat mich diese Sache dann nicht mehr losgelassen. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Hellena hat mir von dem Zaubergen erzählt. Dass es manche haben, und manche nicht. Ich wollte mehr darüber erfahren. Also habe ich mich mit einigen Büchern aus Hellenas Wohnung ausgestattet und versucht herauszufinden, was der physikalische Unterschied zwischen Zauberern und Muggeln ist. Und siehe da, es hat sich herausge-"

Er wird unterbrochen, da sich Cassia quer über die Hausaufgaben des kleien blonden Mädchen übergiebt.

UnmagischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt