(58) Die Geschichte über meinen Vater.

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Er sitzt seit längerem hier und sagt nichts. Niemand sagt etwas. Es ist still, zu still. Diese Stille ist einfach nur bedrückend. Ich finde es ja toll das er hier geblieben ist doch ich kann mir sehr gut vorstellen das er lieber irgendwo anderst wäre.

"Wenn du nicht hier sein willst, geh. Ich möchte nicht das du hier bist aber die ganze Zeit daran denkst das du hier weg willst."

Er sagt nichts dazu und bleibt einfach sitzen. Nach längerem zögern öffnet er endlich seinen Mund um mal wieder etwas zu sagen.

"Ich möchte hier sein." Sagt er schlicht.

"Scheint aber nicht so."

Ich drehe meinen Kopf von ihm weg und schaue auf die Wand über mir.

"N-nein, ich möchte wirklich hier sein doch ich habe das Gefühl das du gar nicht möchtest das ich hier bleibe. Ich weiss ja nicht einmal ob wir Freunde sind."

Woah. Mit dem hätte ich jetzt nicht gerechnet sondern eher mit dem typischen Jake schweigen.

"Ich weiss es auch nicht da du mich des öfteren scheisse behandelst und mir sagst das du mich hasst und dann bleibst du aufeinmal 24 Stunden bei mir im Krankenhaus oder lässt mich bei dir übernachten. Ich weiss es auch nicht Jake."

Ich stöhne frustriert auf. Jetzt bin ich natürlich wieder hellwach. Von wo kommt denn all diese Energie her? Ich drehe meinen Kopf wieder in seine Richtung.

Er fährt sich durch die Haare.

"Kann das gleiche über dich sagen."

Niemand sagt etwas. Es ist wieder still.

"Ich hasse dich nicht." Sagt er schlussendlich.

Leise, jedoch verständlich.

"Ich dich auch nicht."

Er schaut mir in die Augen und nimmt plötzlich meine Hand. Er fährt mit seinem Daumen auf meinem Handrücken kreise.

"Wenn du möchtest kannst du mir jetzt die Geschichte von deinem Vater verzählen. Ich habe Zeit."

Ich hab noch niemanden irgendetwas spezifisches über meinen Vater erzählt. Nicht mal an Lara oder Jaklomie. Sie wissen genauso wenig wie Jake im jetzigen Moment über ihn.

"Okay." Antworte ich.

"Ehm, a-also ich habe ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen und d-davor ist er immer wieder aufgekreuzt und danach w-wieder abgehauen. Meine Mutter war immer alleine."

Ich mache eine kurze Pause und atme tief ein und aus.

"Also eigentlich kenne ich ihn nicht gut, er war mir nie ein V-Vater. E-er kam nur nach Hause um sich umzuziehen und zu duschen. Wenn er dann doch mal für ein Weilchen Zuhause blieb machte er meine Mutter buchstäblich zu seinem D-Dienstmädchen und wenn sie nicht tat was er wollte, wie ihm zum Beispiel ein Bier zu bringen, dann gabs s-schläge. Ich ging dann immer in mein Zimmer und hielt mir meine Ohren zu da ich das ganze Geschreie nicht aushalten konnte. Wenn er dann mal wieder ging, verschwand er in irgendeine Bar o-oder ging irgendwelche Drogen nehmen oder was weiss ich."

Er drückt meine Hand zum zeigen das er immer noch zuhört.

"D-doch es gab schlimmere Ereignisse. Vor einem Jahr passierte das schlimmste. M-meine Mom und ich waren Zuhause und assen gerade i-irgendetwas und dann hörten wir aufeinmal ein lautes klopfen. Ich hatte meinen V-Vater vor diesem Tag seit neun Jahren nicht mehr gesehen da wir umgezogen sind und er uns dann nicht mehr finden k-konnte." "Meine Mutter machte dann logischerweise die Tür auf. Als sie ihn dort stehen sah p-probierte sie die Tür wieder zu schliessen doch er blockierte sie. Meine Mom rann in ihr Zimmer und ich r-rannte ihr hinterher. Wir haben beide Angst vor diesem schrecklichem Mann."

Im jetzigen Moment spüre ich etwas nasses meine Wange runterkullern, eine Träne. Ich hab garnicht bemerkt das ich angefangen habe zu weinen. Jake sieht mich besorgt an.

"Hey, du musst nicht weiter erzählen. Alles ist gut."

Er streicht mit seiner anderen Hand die Tränen weg.

"D-doch ich möchte aber."

"Also, wir waren dann im Zimmer m-meiner Mom doch er konnte die verschlossene Tür irgendwie wieder a-aufbrechen. Als er dann hereintrat kam er direkt auf meine Mutter zu und schrie sie an wieso sie mich von ihm w-weggenommen hat. Er erwürgte sie und zwang sie so zur Wand. Ich konnte so etwas nicht schon wieder erleben und stellte mich dazwischen. Ich schrie ihn a-an und sagte ihm er solle sie in Ruhe lassen und er tat auch wirklich wie befohlen. Dafür kam er jedoch auf mich zu und s-schlug auf mich ein. Doch wir hatten das Glück das die Nachbarn den Krach hörten und die Polizei verständigten. M-Mein Vater wurde festgenommen und meine Mutter musste danach noch für ein paar Tage ins Krankenhaus."

Er streicht mir die letzten Tränen wieder von meinen Wangen.

"Ich hasse ihn, jedoch ist es jetzt wieder sicher mit ihn hinter Gittern."

"Avery."

Ich drehe mich so gut es geht weg von ihm, ich hasse es wenn mich jemand weinen sieht.

"Avery, sieh mich an."

"Nein. Niemand darf mich weinen sehen." Schluchze ich.

Ich höre wie er aufsteht und schon steht er auf der anderen Seite des Bettes und sieht mich an.

"Avery, dieser Mann ist ein Arschloch und er hat schreckliche Dinge getan."

Er setzt sich auf den Stuhl auf dieser Seite des Betts.

"Ich weiss." Schluchze ich immernoch.

"Doch jetzt bist du in Sicherheit. Und ich bin ja hier. Ich gehe nirgends hin."

"Wirklich?"

"Wirklich."

*****

Neeeueees Kapiteeeeeeel. Ich bin so schlecht im regelmässig updaten, entschuldigung.
Ich hoffe euch hat's gefallen.

Hab euch lieb. -Dieni

The sarcastic and the badboy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt