Kapitel 12 - Da ist etwas im Busch!

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Kapitel 12 - Da ist etwas im Busch!

*Hermines Sicht*

Nach eineinhalb Stunden klappe ich das letzte Buch enttäuscht zu. Ich habe nichts gefunden.
In allen Büchern stand das Selbe, dass ‚Anker' besser als ‚Seelenverwandte' bekannt sind und dies eine starke, alte Form der Magie ist.
Aber das wusste ich ja auch schon vorher.
Müde streiche ich mir die leicht verschwitzen Haare aus dem Gesicht, packe meine Sachen zusammen und stehe auf, weil Severus mich in einer halben Stunde erwartet.
Gerade, als ich mich erhebe, höre ich ein leises Rascheln hinter mir im Wald.
Abrupt drehe ich mich um, die Hand an meinem Zauberstab.
Adrenalin pumpt sich durch meine Adern und meine Augen nehmen jede Kleinigkeit wahr.
Etwas rechts am Rande des Waldes, bewegen sich noch ein paar Blätter eines Busches. Meine Sinne sind gespitzt und meine Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt.
Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und nähere mich meinem Ziel.
Mein Zauberstab ist starr nach vorne gerichtet und ich blicke fokussiert den Busch an.

Mein Herz macht einen Aussetzer, als mich von hinten eine Hand um den Oberarm packt und umdreht.
Wäre ich nicht so fokussiert gewesen, hätte ich laut vor Schreck geschrien.
Panik und Schock macht sich in mir breit und meine Beine zittern.
Aber als ich in die durchdringenden, schwarzen Augen sehe, die wie Edelsteine in ihren Höhlen sitzen, entspanne ich mich leicht und atme geräuschvoll aus.
„Severus, du hast mich erschreckt..", seufze ich, doch sein Griff lockert sich nicht um meinen Arm.
Meine Augen weiten sich, als ich seine Miene genauer mustere.
Seine Nasenflügel sind aufgebläht, seine Kiefer mahlen hart aufeinander, die Ader an seinem Hals pocht unheilvoll und seine Augen sprühen Funken.
„Was gedenkst du zu tun?", schnarrt er leise.
Seine Stimme beschert mir eine Gänsehaut und lässt sich die Härchen auf meinem Arm aufrichten.
„Ich.. Ich hatte etwas gehört.. und .. ich wollte.. nachsehen", stammle ich unsicher, aufgrund seiner heftigen Reaktion.
„Du denkst du könntest einfach so in einen Wald laufen, nachdem ich dir eindringlich versucht habe klar zu machen, dass du momentan nicht sicher bist?", zischt er bedrohlich.
„Ich.. Ich denke schon", antworte ich immer noch überrumpelt.
„Wie dumm kann ein Mensch nur sein?!", spuckt er mir aufgebracht entgegen und beginnt mich an meinem Arm Richtung Schloss zu ziehen.

Seine Finger graben sich schmerzhaft in meinen Arm und er denkt nicht mal daran seinen Griff zu lockern.
Tränen treten mir in die Augen, als ich hinter ihm her stolpere und mich wie eine ungehorsame Schülerin behandeln lasse.
Wut keimt in meiner Brust auf. Ich verstehe, dass er sich sorgt, dass ich aber so bevormundet werde, gefällt mir ganz und gar nicht.
Mit aller Kraft stemme ich mich mit meinen Fersen in den Boden und schaffe es ihn leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, als er abrupt anhalten muss.
Er hat sich aber schnell wieder gefangen, verstärkt seinen Griff um meinen Oberarm aber noch, was mich dazu bringt scharf die Luft einzusagen, dreht sich langsam um und funkelt mich gefährlich an.
„Was soll das?", fragt er gefährlich leise.
Ich versuche mich zusammenzureißen und funkle ihn ebenso angriffslustig an.
„Ich werde so nicht mit dir gehen, Severus", sage ich erstaunlich gefestigt.

Seine Kiefer spannen sich an und seine Augen werden zu schmalen Schlitzen, die man beinahe nicht mehr erkennt.
„Wie bitte?", fragt er zischend nach.
Ich atme hörbar aus, straffe meinen Rücken und antworte nach wie vor selbstsicher, „Ich werde so nicht mit dir gehen, wenn du dich nicht endlich mal beruhigst und aufhörst mich wie ein unartiges Kleinkind hinter dir herzuziehen"
Ich sehe kurz etwas in seinen Augen aufblitzen, doch genauso schnell wie es gekommen ist, ist es auch schon wieder verschwunden.
Und plötzlich verändert sich sein Mienenspiel. Ich erkenne, wie er es schafft seine, über Jahre antrainierte und von mir verhasste, Maske aufzusetzen.
Er sieht mich höhnisch an und grinst mir süffisant entgegen, „Sicher, dass du kein Kleinkind bist, so wie du dich gerade verhältst?"

Mein Herz macht einen Aussetzer und ich merke, wie mir meine Gesichtszüge entgleiten.
Er hat es tatsächlich geschafft in meiner Gegenwart diese Maske heraufzubeschwören.
Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich muss zittern.
An seiner einschüchternden Ausstrahlung hat er nicht eingebüßt und auch sein ganzes Wesen strahlt wieder diese Bedrohlichkeit aus, die mir das kalte Grausen beschert.
Ich schlucke hart und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr er mich verunsichert.
„Sicher, dass du nicht gerade der bist, der sich wie ein Kleinkind verhält? Was soll das, Severus?", frage ich aufgebracht und starte einen erneuten Versuch ihm meinen Oberarm zu entreißen.
Dieses Mal gelingt es mir, wenn auch mit einigen Schmerzen verbunden, die ich nur mühsam unterdrücken kann.
Ein leises Zischen entfährt mir, als ich meinen Arm wild pulsieren spüre.
Er hat eine enorme Kraft aufgewendet.

„Was soll was? Dass ich es nicht gut heiße, dass du in einen Wald entschwindest? Hättest du die Güte mir zu erklären, was das sollte?", faucht er wütend.
Ich gehe nicht auf seine Frage ein und merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln.
„Du hast mir weh getan", schluchze ich dann doch haltlos und spüre die Tränen sich ihren Weg über meine Wange suchen.
Ungezügelte Wut macht sich in mir breit und ich beginne wie wild auf seine Brust einzuschlagen.
In jeden einzelnen Schlag lege ich all meine Verzweiflung, Wut und Verwirrtheit über das, was er mir da angetan hat.
Er steht einfach nur da und lässt es über sich ergehen, verzieht keine Miene.
Ich spüre, dass meine Arme träge werden und auch, dass mein lädierter Arm immer mehr an Schmerz gewinnt.
Erschöpft lehne ich mich gegen seine Brust.
Als er zu reden beginnt, spüre ich, wie seine Brust vibriert, „Bist du fertig?"
Seine Stimme ist eiskalt und lässt mich erneut zittern.
Sie geht mir durch Mark und Bein.

„Bitte halte mich", bringe ich gerade noch so hervor, bis ich von Wellen der Trauer und des Schmerzes überrollt werde.
Mein herzzerreißendes Weinen hallt von den Hügeln wieder und ich habe beinahe Angst zu hyperventilieren.
Unbeholfen hebt er seine Arme und legt sie um mich.
Plötzlich drückt er mich fest an sich, vergräbt seine Nase in meinen Haaren und auch ich merke, wie er leicht geschüttelt wird.
Er hat begriffen, was er getan hat.
„Es tut mir so leid. Wirklich", flüstert er in meine Haare, was mich nur dazu bringt noch mehr zu weinen.
Ich schreie beinahe hysterisch und weine. Ich weine, bis ich vollkommen leer bin und mir nichts weiter, als ein leises Wimmern, entweicht.

Wir müssen minutenlang so da gestanden haben. Ich will gar nicht daran denken, was Anwohner aus Hogsmeade gedacht haben, wenn man uns gesehen hat.
Gehört hat man mich auf jeden Fall.
Ich spüre, wie sich meine Atmung langsam beruhigt und auch wie mein Herzschlag runterfährt.
Meine Tränen sind versiegt, dafür ist seine Robe umso durchtränkter.
„Du hast mir weh getan", sage ich tonlos und bin selber über meine Gleichgültigkeit erstaunt. 
„Es tut mir leid", flüstert er erneut.
Ich hebe meinen Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen.
Seine Augen sind leicht gerötet.
Hat er geweint? Ist er wirklich so schockiert über sich selbst?
Er fängt meinen Blick ein und will seinen Kopf schnell wegdrehen, doch ich greife ihn mit beiden Händen und zwinge ihn mich anzusehen.
Widerwillig gibt er nach und sieht mir in die Augen.

Ich weiß, dass wenn ich jetzt ein Wort darüber verliere, ob er geweint hat oder nicht, er wieder an die Decke geht.
Entweder er erzählt es mir von sich aus, oder ich habe Pech gehabt.
So viel weiß ich inzwischen.
Deshalb tue ich das einzige, was mir einfällt und presse meine Lippen hart auf seine.
Überrumpelt von meiner Aktion, reißt er erst seine Augen auf, gibt sich dann aber doch hin und intensiviert unseren Kuss.
Ich vergesse Raum und Zeit.
Noch nie hat er mich so inbrünstig geküsst.
Er scheint all seine Gefühle in diesen einen Kuss zu legen.
Wärme durchflutet meinen Körper und lässt mir erneut die Tränen in die Augen steigen.
„Ich liebe dich", murmelt er in meinen Mund hinein.
„Ich weiß", antworte ich ehrlich und vertiefe unseren Kuss erneut.

Komm, unsere Herzen zeigen uns den WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt