Kapitel 48 - Hellrosa
Körperlich fit, doch seelisch ausgelaugt schlurfe ich durch die Gänge von Hogwarts. Meine Tasche scheint Tonnen zu wiegen und zieht mich runter. Noch immer schwirren mir Dracos Worte im Kopf herum. „Ich habe nur seine Maske gesehen."
Einige Schüler rennen schreiend an mir vorbei, hinaus auf die Ländereien, um das restliche schöne Wetter zu genießen, ehe der Winter kommt. Schließlich ist es bereits Anfang November.
Meine Beine tragen mich von ganz alleine in die Kerker, während in meinem Kopf tausende Gedanken kreisen.
Als ich die große, dunkle Tür vor mir sehe, atme ich einmal tief durch, straffe meinen Rücken und murmle schließlich das Passwort.
Langsam betrete ich das Wohnzimmer, doch Severus ist nirgends zu sehen. Schultern zuckend schließe ich die Tür hinter mir, als ich auch schon von nebenan – seinem Klassenzimmer – Stimmen höre.
„Mr. Jones, haben Sie noch immer nicht verstanden, was die Wirkung eines Trunk des Friedens ist?", knurrt Severus bedrohlich. Der arme kleine Kerl. Ich schüttle leicht den Kopf, mit einem Lächeln auf den Lippen, denn ich muss an meine Schulzeit denken. Severus Snape, der gehasste, gefürchtete Professor aus den Kerkern. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal hier enden würde. In seinen Gemächern, die ich inzwischen als meine eigenen bezeichne.
Mein Herz macht bei diesem Gedanken einen Sprung. Ich, die kleine besserwisserische Hermine Jean Granger, hat es geschafft das Herz eines Severus Snapes zu erweichen.
Ein plötzliches Klopfen lässt mich zusammenzucken. Mein Puls beschleunigt sich. Mit meinem Zauberstab bewaffnet, schleiche ich zur Tür, darauf bedacht keinen Laut von mir zu geben.
Mit einem Ruck reiße ich die Tür auf, meinen Stab auf die Person zielend, die vor der Tür steht.
Ein kleiner und völlig verängstigter Zweitklässler, steht mit klappernden Zähnen vor mir, die Augen weit aufgerissen. Einen Brief vor lauter Angst in den zitternden Händen zerknüllt.
Geräuschvoll atme ich aus, während ich meinen Stab langsam sinken lasse. Jetzt mache ich meinen Schülern schon Angst, doch es geht nicht anders. Nicht, solange der Todesser, der uns das Leben zur Hölle macht, nicht gefunden wurde.
„Es tut mir leid", murmle ich, meine Augen mit Daumen und Zeigefinger massierend.
„Ei-ein Brie-ief f-für P-p-professor Snape, Profes-sor Granger", stottert er und hält mir peinlich berührt das zerknitterte Stück Pergament entgegen. Die Kinder werden in Zukunft sicherlich als Strafe zu uns die Kerker geschickt werden, um Briefe oder Nachrichten zu überbringen.
„Danke", sage ich eine Spur sanfter und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln, das ihn scheinbar nur wenig beruhigt. Mit steifen Schritten verlässt er den Gang. Ich schaue ihm noch etwas nach und erkenne, dass er kurz vor den Stufen anfängt zu rennen. Ich seufze.
So leise wie möglich schließe ich die Tür, um Severus nicht zu stören, streife meine Schuhe ab, lasse eine Flasche Feuerwhiskey und ein Glas auf den Tisch schweben und begebe mich zur Couch.
Der Sauerstoff in meinen Lungen wird herausgepresst, als ich mich schwerfällig auf das Sofa fallen lasse. Nachdem ich ihn glattgestrichen habe, lege ich den Brief neben die Flasche und nehme selbige, um mir ein Glas einzuschenken.
Seufzend lehne ich mich zurück, lege die Füße auf den Tisch, nippe genüsslich an meinem Glas und schließe die Augen.„Was wird das, wenn es fertig ist?" Langsam öffne ich meine Augen, fixiere Severus mit klarem Blick. Mit verschränkten Armen steht er in der Tür, die seinen Vorratsraum mit dem Wohnzimmer verbindet und mustert mich.
„Du hast einen Brief bekommen", erwidere ich, mit dem Kopf auf das Stück Pergament zeigend, nachdem ich einen weiteren Schluck der brennenden Flüssigkeit meine Kehle hinabrinnen gelassen habe.
„Du trinkst?", fragt er, ohne auf meinen Hinweis einzugehen und setzt nach, „Um diese Uhrzeit?"
„Mir war danach." Gleichgültig zucke ich mit den Schultern, ihn weiterhin betrachtend. Mir wird schwer um mein Herz, als ich ihn dort stehen sehe. Jemand will mir das wichtigste auf diesem Planeten nehmen. Ihn. Jemand will ihn leiden sehen. Jemand will sich an ihm rächen. In diesem Moment, als dieser Bastard die Idee dazu aufgegriffen hat, hat er es zu einem persönlichen Anliegen meinerseits gemacht. Niemals würde ich zulassen, dass ihm jemand weh tut. Er musste genug erleiden. Ich werde meinem Löwen alle Ehre machen und für Severus kämpfen.
„Und wieso war dir danach?" Inzwischen klingt er reichlich verärgert. Er ist ein paar Schritte auf mich zugekommen, sodass er nun gegenüber von mir hinter dem Sessel steht. Seine schwarzen Augen brennen sich in meine.
Mit einem Schwenk meines Zauberstabes rufe ich ein weiteres Glas zu mir her, das ich auch gleich mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit fülle. Locker klopfe ich auf den freien Platz neben mir.
Severus verdreht die Augen, seufzt und kommt schließlich doch meiner Einladung nach sich neben mich zu setzen.
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Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanfictionHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...