Kapitel 34 - "Es tut mir leid."
Lange haben wir zusammengesessen. Ich auf dem Boden vor ihm und er auf dem Bett. Wir haben nicht gesprochen, waren einfach nur füreinander da. Meine Hand streichelte seine Wange und mit der Zeit entspannte er sich etwas, bis wir gemeinsam ins Bett gingen. Er nahm mich fest in die Arme und zog mich nah an ihn heran. So sind wir schließlich eingeschlafen.
Jetzt liege ich hier, morgens um fünf, wach, weil mich die Hitze seines Körpers zu ersticken drohte. Vorsichtig versuche ich mich aus seiner Umarmung zu befreien und atme einmal tief durch, als es mir gelingt. Leise schwinge ich meine Beine über die Bettkante und denke darüber nach, was er gestern sagte. Kinder waren für mich nie ein Thema. Zumindest habe ich mich bisher nicht damit auseinandergesetzt. Ich weiß nicht, ob ich wirklich Kinder möchte. Ich weiß nur, dass ich ein eigenartiges Gefühl hatte, als Ginny ihre Schwangerschaft verkündete. Kein Gefühl, das ich definieren oder zuordnen könnte. Was ich aber einordnen kann, ist das Gefühl, welches ich spürte, als ich ihn habe leiden sehen. Ich hasse es. Es verletzt mich und versetzt mir einen Stich mitten ins Herz.
Vorsichtig stehe ich auf, um mich für meinen allmorgendlichen Lauf vorzubereiten. Nie habe ich ihn mehr gebraucht, als jetzt.
Ich ziehe mir eine Jogginghose und eine Jacke über, da es um diese Uhrzeit doch noch recht frisch ist, streife meine Schuhe über und mit einem letzten Blick auf Severus' friedlich schlafendes Gesicht, verlasse ich unsere Räumlichkeiten.
Auf dem Weg zum Schlossportal treffe ich auf niemanden. Hätte mich in Anbetracht der Uhrzeit auch gewundert.
Als ich durch das Portal trete, schlägt mir kühle Morgenluft entgegen und belebt meinen Geist. Meine Gedanken sind plötzlich klar und ich kann mich konzentrieren. Schnell zücke ich meinen Zauberstab, um einen Desillusionierungszauber auf mich zu sprechen. Ich möchte meinen morgendlichen Lauf nicht aufgeben, Severus will aber nicht, dass ich alleine hier draußen bin und heute wollte ich ihn nicht wecken, um mir Gesellschaft zu leisten. Deshalb erscheint das die einzig richtige Option für mich.
Ich spüre die bekannte, warme Flüssigkeit über meinen Körper rinnen, wie sie jeden Zentimeter meines Körpers bedeckt. Als ich mir sicher bin, dass ich vollends verschwunden bin, beginne ich meine Runden zu drehen. Ich komme am Verbotenen Wald vorbei, in dem bereits allerlei Leben herrscht. Vögel, Hasen und andere Waldbewohner machen sich ebenfalls zu einem Morgenspaziergang auf und direkt neben mir streckt sich ein Reh, reckt seinen Kopf zum Himmel, um die erwachende Sonne zu begrüßen. Das nasse Gras unter meinen Füßen schmatzt bei jedem meiner Schritte und untermalt meinen Lauf rhythmisch.
Der Schwarze See liegt friedlich da, es geht kein Wind, weshalb er wie eine undurchdringliche, schwarze Wand aussieht. Wie ein Loch im Boden, das einen in weite Tiefen reißen könnte.
Als ich bereits zum fünften Mal am Schlossportal vorbeikomme, werde ich durch eine tiefe Stimme aus meinem Lauf gerissen, gerate ins Straucheln und falle der Länge nach hin.
„Desillusionierungszauber. Sehr gut, Miss Granger", schnarrt Severus anerkennend, während er mit seinem Zauberstab auf eine Stelle tippt, die er für meinen Kopf hält und mich von dem Zauber befreit.
„Severus", sage ich atemlos, als er mir seine Hand hinhält, um mir aufzuhelfen. Er zieht mich geradewegs in seine Arme und vergräbt seine Nase in meinen Haaren.
„Und ich dachte schon, dir wäre etwas passiert", murmelt er leise. Ich atme seinen Duft ein und lasse mich von ihm in ungeahnte Höhen tragen. Er wirkt wie eine Droge auf mich, die mich aufpusht.
„Woher wusstest du?", frage ich gegen seine Brust gepresst.
„Ich hab deine Schritte gehört", antwortet er und ich spüre ihn an meiner Kopfhaut lächeln. Zaghaft, aber lächelnd.
„Ich vergesse jedes Mal wieder, wie gut dein Gehör ist", hauche ich, drücke mich von seiner Brust ab und blicke ihm direkt in seine schwarzen Augen. Sie nehmen mich gefangen und saugen mich in eine Welt, die nur für mich bestimmt ist. Mein Herz schlägt schneller und mir wird erneut bewusst, wie sehr ich ihn liebe und wie sehr ich ihn verletzt habe, die letzte Zeit.
„Soll ich hier bleiben, oder willst du alleine weiter machen?", fragt er und reißt mich aus meinen Gedanken. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen, während ich meinen Kopf schieflege und ihn frech anschaue.
„Wenn du nochmal zurück ins Bett willst, halte ich dich nicht auf." Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Aber nur mit dem Zauber", flüstert er und lässt mich frei, ehe er mit seinem Zauberstab erneut auf meinen Kopf tippt und mich somit wieder verschwinden lässt. Bevor er sich umdreht und mit wehenden Roben durch das Portal zurück ins Schloss geht, schenkt er mir ein kleines Lächeln.
Mit Schmetterlingen im Bauch mache ich mich wieder daran weiterzulaufen.
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Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanficHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...