Kapitel 28 - Mysteriöser Doppelgänger
*Hermines Sicht*
Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals und ich schnappe nach Luft.
Was in Merlins Namen hat er hier zu suchen?
Während ein unwohler Schauer über meinen Rücken läuft, drehe ich mich zu meinem Schreibtisch um und versuche mich zu beruhigen.
Ich kann mir nicht erklären weshalb er hier ist, doch ich darf mir meine Unsicherheit über seine Anwesenheit nicht anmerken lassen.
Er darf nicht bemerken, dass er mich aus dem Konzept bringt, ehe ich mir Höhne von ihm anhören darf.
Also atme ich zweimal tief durch, schreibe mit einem Schwenk meines Zauberstabes das heutige Thema an und drehe mich erneut zu meiner Klasse um.„Guten Morgen", sage ich freundlich lächelnd, darauf bedacht jedem ins Gesicht zu sehen.
Bei jemand bestimmten verweilt mein Blick nicht länger als unbedingt notwendig.
„Gehen wir zuerst die Liste durch und sehen, ob jeder anwesend ist. Allington, Helen", rufe ich etwas lauter, damit meine Stimme auch ihren Weg in die letzte Reihe findet.
Suchend gleitet mein Blick über die beschauliche Gruppe, bis sich eine junge Frau mit rostrotem Haar meldet. Höflich nicke ich ihr zu, ehe ich mich wieder meiner Liste zuwende.
„Donovan, Ryan", wieder suche ich den Raum ab, als ich einen Mann mit braunem Haar und grünen Augen erblicke. Auch ihm nicke ich zu.
„Hoskins, Kim." Eine junge Frau mit schwarzem, welligen Haar hebt ihre Hand.
„MacMillan, Ernest", rufe ich und lächle breit, als ich ihn erblicke.
Mit ihm hatte ich nie Probleme – nein ich habe mich sogar richtig gut verstanden - abgesehen von den Disputen, die wir hatten, als er in der zweiten Klasse Harry beschuldigt hat der Erbe Slytherins zu sein.
Als sich mein Blick wieder auf die Liste richtet und sie weiter abarbeitet merke ich deutlich, dass sich meine Miene verfinstert.„Malfoy, Draco", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
„Hier, Professor Granger", ruft er dreist, während er mit seinem Arm wedelt.
Wut kocht in mir hoch und brodelt wie ein Vulkan unter meiner Haut.
Wieso bei Merlins Bart macht er mich so wütend? Kurz schließe ich die Augen.
Nachdem ich ein weiteres Mal tief durchgeatmet habe, öffne ich meine Lider wieder, um die restlichen zwei Studenten abzuarbeiten.
„Patton, Brook", lese ich vor und suche wieder mit freundlichem Blick den Raum ab.
Eine junge Frau mit langem, blonden Haar meldet sich und sieht schüchtern auf ihren Tisch.
Ich bedenke sie mit einem liebevollen Blick und widme mich der letzten Person auf meiner Liste.
„Sterling, Grace."
Mein Blick bleibt an der letzten verbliebenen Person hängen, sodass ich sie genau mustern kann.
Ihr braunes Haar reicht ihr bis unter die Schulterblätter und es sieht genauso hoffnungslos störrisch aus, wie meines. Die warmen, braunen Augen heften an meinem Blick und jagen mir einen Schauer über den Körper.
Ihre Statur wirkt etwas zierlicher als meine, doch ein riesiger Unterschied ist nicht zu erkennen.
Alles in allem sieht sie wie eine zwei Jahre jüngere Version von mir aus.
Einzig ihre schwarze Brille, die plump auf ihrer Nasenwurzel sitzt, stimmt nicht mit meinem Abbild überein.Unwohl reiße ich meine Augen von ihr los, um mich endlich meinem Unterricht zu widmen.
Mit zittrigen Fingern lege ich meine Liste auf den Schreibtisch, umrunde ihn, sodass ich dahinter stehe und stütze mich mit meinen Händen auf ihm ab. Ich weiß nicht wieso, aber Grace bereitet mir Unbehagen. Ich bin nichts besonderes und ich weiß, dass es Millionen andere Menschen auf der Welt gibt, die störrisches, braunes Haar und braune Augen haben, doch irgendetwas an ihr stört mich ungemein, nur ich weiß noch nicht was es ist.
Ich sammle meine Gedanken und beginne meine kleine Ansprache zu halten.
„So. Nachdem der formale Teil abgeschlossen ist, begrüße ich euch herzlich zu eurem ersten Studiumsjahr in Alte Runen. Ich hoffe ihr habt alle mit Bedacht gewählt, denn dieses Fach ist sehr anspruchsvoll und verlangt einiges an Konzentration. Ich kann eure beste Freundin, aber auch euer schlimmster Alptraum sein, wenn ihr eure Leistungen schleifen lasst. Und zuerst werden wir einen kleinen Test machen, damit ich die jeweiligen Wissensstände von euch beurteilen kann", führe ich langatmig aus.Während meiner Ansprache ist mir nicht das schelmische Grinsen eines blonden Teufels entgangen. Selbstgefällig wie eh und je sitzt er auf seinem Stuhl und blickt mich mit verschmitztem Blick an.
Doch ich lasse mich davon wenig beeindrucken, viel mehr hängen meine Gedanken nach wie vor an Grace, die mich ebenfalls mit ihrem Blick löchert.
Ich besinne mich erneut auf meine eigentliche Aufgabe.
Lehren.
Durch einen Schwenk meines Zauberstabes fliegen die Blätter, auf denen der Wissenstest steht, zu meinen Studenten, die sich auch gleich danach fleißig daran machen zu schreiben.
Kurz die Augen schließend und tief durchatmend setze ich mich auf meinen Stuhl und beobachte Draco unauffällig.
Sein blondes Haar hängt ihm wegen seiner gebeugte Haltung ins Gesicht und seine dünnen, langen Finger umschmeicheln die Feder, als sei sie zerbrechlich.Unwillkürlich kommen mir die Erinnerungen hoch an die Zeit, als er für mich da war, als ich die dunkelsten Stunden meines Lebens verbracht habe.
Dass er aber für diese Zeit verantwortlich war, macht mich heute noch wütend.
Er hat so unschuldig getan und sich so unscheinbar verhalten. Ich dachte wirklich, dass er für mich da wäre.
Dass er aber hinter meinem Rücken ein solch dreckiges Spiel durchgezogen hat, hat meinen Glauben an ihn restlos zerstört.
Und dass er mir jetzt neuerdings aufzulauern scheint, macht die Sache nicht wirklich besser.
Ich werde mit ihm reden müssen.
Kopfschüttelnd seufze ich leise und lehne mich nach hinten an meine Rückenlehne.Fünf Minuten bevor die Stunde endet rufe ich durch den Raum, „Noch drei Minuten."
Einige, wie Helen oder Ernie, scheinen in Panik auszubrechen und kritzeln wie verrückt drauf los.
Andere hingegen, wie Draco, lehnen sich von sich selbst überzeugt an ihre Rückenlehne, verschränken die Arme hinter dem Kopf und warten darauf, dass ich die Tests einsammle.
Nach drei Minuten lasse ich per Schwenk meines Stabes die Papiere auf meinen Schreibtisch schweben und verabschiede mich von meinen Studenten, die ich erst in zwei Tagen wiedersehen werde.
Ein tiefer Seufzer entfährt mir, als mir bewusst wird, dass ich meine erste Stunde mit den Studenten hinter mich gebracht habe.
Ich beginne damit meine Sachen auf dem Schreibtisch zurecht zu rücken, als ich eine Bewegung vor ihm wahrnehme.
Mein Blick schnellt nach oben und trifft auf die sturmgrauen Augen, die mir wochenlang tiefe Geborgenheit vermittelt hatten.„Was willst du, Draco?", zische ich schärfer, als beabsichtigt.
„Mit dir reden, Professorin", lacht er hämisch und zwinkert mir dabei zu.
„Gerne! Wie wäre es damit, wenn du mir erklären würdest, was genau du in meinem Unterricht zu suchen hast?", knurre ich leise, während ich meine Hand zu einer Faust verkrampfe.
Er fährt sich durch sein platinblondes Haar, ehe er zu sprechen ansetzt.
„Ich dachte mir, es wäre eventuell suboptimal, wenn ich weiterhin Severus' Zaubertränkeunterricht besuchen würde. Du weißt schon, wegen der offensichtlichen Gründe", flüstert er verschwörerisch und macht eine unterstreichende Geste mit seiner Hand.
„Ich finde, dass du ruhig deinen Mann hättest stehen und weiterhin Severus' Unterricht besuchen können. Oder hast du etwa Angst?", frage ich mit hochgezogener Augenbraue.
Er macht mich so wütend. Enttäuschung und Ärger breiten sich in mir aus und kollidieren mit meiner Aufgabe als Professorin verantwortungsbewusst zu sein.
Am liebsten würde ich ihn bis in die sieben Höllen verfluchen.„Jetzt mach dich mal locker, Hermine. Ich habe nicht vor dir nachzustellen oder sonst was. Du weißt, dass ich in Alte Runen auch immer gut war und da lag es nun mal am nächsten, dass ich, wenn ich Zaubertränke nicht mehr besuchen kann, dieses Studiumsfach belege", versucht er mich zu beschwichtigen, doch meine Wut ist bereits ins Unermessliche gesteigert.
Hart schlage ich meine Fäuste auf den Schreibtisch und knurre bedrohlich, „Solange du in meinem Klassenzimmer bist, bin ich immer noch Professor Granger für dich! Und jetzt verschwinde aus diesem Raum, ich muss die Stunde für die nächsten Schüler vorbereiten"
Sichtlich erschrocken über meinen Ausbruch sieht er mich mit geweiteten Augen an, ehe er auf dem Absatz kehrt macht und in Richtung Tür geht.
„Du bist ja immer noch wütend", murmelt er im Rausgehen über seine Schulter, bevor er die Tür hinter sich schließt.
Erschöpft sacke ich auf meinem Stuhl zusammen und beginne meine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zu massieren.
Wenn Severus erfährt, dass Draco meinen Unterricht besucht, wird er mich nicht mehr unterrichten lassen. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass er mich, falls nötig, einsperren würde.
Meine Augen öffnen sich, als ich einen Entschluss fasse.
Severus darf es, solange es geht, nicht erfahren.
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Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanfictionHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...