Kapitel 55 - Frohe Weihnachten

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Kapitel 55 - Frohe Weihnachten

*Severus' Sicht *

Als ich aufwache, umhüllt mich der wunderbare Duft aus Orange und Lavendel, den ich so sehr liebe. Augenblicklich fühle ich mich geborgen. Zaghaft vergrabe ich meine Nase in ihr wunderbar duftendes Haar. Ihr warmer, fester Körper liegt mit dem Rücken eng an mich gepresst.
„Guten Morgen, Schlafmütze", murmelt sie und gähnt herzhaft, während sie sich zu mir umdreht. In ihren Augen steht ein besonderer Glanz, der mein Herz schneller schlagen lässt.
Auch ich weiß die Bedeutung des heutigen Tages zu schätzen und fühle mich nicht minder gut.
„Frohe Weihnachten", haucht sie. Ihr heißer Atem schlägt mir entgegen und hüllt mich in eine angenehme Wolke. Ihre weichen Lippen senken sich langsam auf die Meinen.
„Frohe Weihnachten", flüstere ich zurück, als wir uns – für meinen Geschmack – viel zu schnell voneinander lösen. Ich stütze mich auf einen Ellenbogen, um sie genauer zu betrachten. Ich liebe es, wenn der Schlaf noch in ihren Augen hängt, ihre Haare in alle Himmelsrichtungen verstreut auf dem schwarzen Laken liegen und ihre Wangen leicht gerötet sind.
Ein breites Grinsen tritt auf ihr Gesicht und ihre Augen beginnen zu funkeln.
„Geschenke!", ruft sie aus, springt aus dem Bett und hüpft aufgeregt vor dem Bett auf und ab. Schnaubend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und starre an den Baldachin des Bettes.
„Severus! Komm!", krakeelt sie, als sie auf die Matratze springt und mich somit durchschüttelt. Mit geübtem Griff packe ich sie an den Hüften und ziehe sie herunter, sodass sie neben mir liegt. Schnell rolle ich mich auf sie und pinne sie mit meinem Gewicht auf dem Bett fest.
„Das lässt sich einrichten", schnarre ich nah an ihrem Ohr und hauche ihr federleichte Küsse auf den Hals.
„Severus...", wimmert sie, „nicht jetzt." Meine Augenbrauen wandern tief in mein Gesicht, als ich sie ansehe. „Lass uns erst die Geschenke auspacken."
„Aber ich bin doch gerade dabei, Miss Granger", flüstere ich und fahre mit meiner Hand unter ihr Shirt.
„Severus!", ermahnt sie mich. Mit all ihrer Kraft versucht sie mich von sich zu schieben, doch sie hat natürlich keine Chance. Kurz darauf scheint auch bei ihr diese Erkenntnis angelangt zu sein, denn sie lässt ihre Arme sinken und seufzt laut.
Ich lege meinen Kopf schief und betrachte sie. Sie hat ihre Unterlippe schmollend vorgeschoben und ihre Augen sind genervt zusammengekniffen.
Ich seufze leise, rolle mich von ihr runter und bleibe auf dem Rücken liegen. Sofort erscheint ein freudestrahlendes Gesicht in meinem Blickfeld.
„Komm", sagt sie erneut, greift nach meiner Hand und versucht mich aus dem Bett zu ziehen. Ergeben gebe ich nach, lasse mich an die Kante ziehen und stehe schließlich auf.
„Lass mich erst ins Bad gehen", murmle ich, während ich an ihr vorbeigehe.
„Ich warte im Wohnzimmer", verkündet sie freudig und rennt in dieses. Mein Blick hängt an ihren wackelnden Hüften, bis sie aus meiner Sicht verschwindet. Kopfschüttelnd seufze ich und setze meinen Weg ins Bad fort.

Warmes, helles Licht begrüßt mich, als ich komplett angezogen durch die Tür ins Wohnzimmer trete. Hermine sitzt aufgeregt, wie ein kleines Kind im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Weihnachtsbaum.
Mein Blick verfinstert sich. Ein Weihnachtsbaum. Noch nie hatte ich einen Weihnachtsbaum in meinen Räumlichkeiten stehen.
Seine dichten Äste werden geschmückt von roten und grünen Kugeln – ein Kompromiss, wie sie es nennt. Brennende Kerzen runden das Ganze ab und ich ertappe mich dabei, wie ich mir wünsche, dass er Feuer fängt. Sie bemerkt meinen skeptischen Blick, schüttelt den Kopf und lacht leise.
„Stell dich nicht so an. Komm her."
Missmutig setze ich mich in Bewegung. Als ich am Sofa ankomme, setze ich mich, während ich geräuschvoll die Luft aus meinen Lungen presse, darauf. Auf dem Boden kann sie alleine sitzen.
„Frohe Weihnachten, Severus", haucht sie und hält mir mit verunsichertem Blick ein recht großes Päckchen entgegen. Es ist in silbernes Papier eingeschlagen und eine grüne Schleife ziert eine Ecke. „Pack aus." Unsicher knabbert sie auf ihren Lippen und ich habe alle Mühe meinen Blick von diesen zu lösen. Ich schlucke hart, atme einmal tief durch und mache mich daran das Papier aufzureißen.
Altes, braunes Leder erscheint und ich kann das antike Pergament schon jetzt riechen. Die Härchen auf meinem Arm stellen sich auf. Ich liebe diesen Geruch.
„Ich wusste nicht, ob du es schon hast. Wenn ja, dann kann ich versuchen es zurückzugeben", murmelt sie leise. Meine Finger streichen über den Einband, der in seinem langen Dasein schon einiges erlebt haben muss. Ehrfürchtig drehe ich das Buch um und fahre die Buchstaben mit meinem Zeigefinger nach. Zaubertränke der östlichen Antike.
„Danke", hauche ich, nicht im Stande etwas anderes zu sagen, denn mein Herz übertont jedes Geräusch im Raum. Es ist ungeheuer schwer an Bücher aus dem östlichen Sektor der Welt zu bekommen. Die Briten sind sehr auf ihre eigenen Aufzeichnungen fixiert. Und ein so altes Buch zu beziehen, muss für sie einen enormen Aufwand bedeutet haben.
„Es gefällt dir?", fragt sie erleichtert, springt auf und wirft sich mir an den Hals. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, lege das Buch neben mich auf das Sofa und drücke sie fest an mich. Ihr himmlischer Duft hüllt mich ein, sodass ich genießerisch meine Augen schließe.
„Und wo ist mein Geschenk?", fragt sie aufgeregt, nachdem sie sich etwas von mir weggedrückt hat.
Langsam öffne ich meine Augen, verziehe einen Mundwinkel zur Andeutung eines Lächelns und gebe ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Mit einem Schwenk meines Zauberstabes hebt ein kleines, schwarzes Päckchen vom Boden ab und kommt auf uns zu geschwebt. 
Mit strahlenden Augen nimmt sie es entgegen und beginnt sofort es auszupacken. Konzentriert beginnt sie zu lesen und zu entziffern, was dort in alten Runen geschrieben steht.
„Mythen und Legenden der Zaubererwelt", liest sie vor. Ein glückliches Lächeln stiehlt sich auf ihre Züge, sie drückt das Buch fest an ihre Brust und sieht mit ihren braunen Augen, die aus flüssigem Holz zu bestehen scheinen, in die Meinen.
„Oh, Severus. Das ist perfekt. Danke", haucht sie mit tränenerstickter Stimme, lehnt sich vor und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss.
„Frohe Weihnachten", murmle ich gegen ihre Lippen, ehe sie den Kuss verstärkt.

„Bist du bald fertig?", frage ich genervt. Seit beinahe einer halben Stunde stehe ich nun schon hier an den Bettpfosten gelehnt und warte, bis sie endlich aus dem Bad kommt. Ich bin bereits gänzlich hergerichtet – seit einer Stunde schon. Ungeduldig bin ich zwischenzeitlich durch die Räume marschiert, habe den grell leuchtenden Weihnachtsbaum jedes Mal abschätzig gemustert und muss mir beinahe eingestehen, dass er dem Raum eine harmonische Atmosphäre verleiht. Auch wenn ich das natürlich niemals vor Hermine zugeben würde.
Seufzend sehe ich auf den Boden. Minerva ist der Meinung, es wäre eine gute Idee nun jedes Jahr einen Weihnachtsball zu veranstalten. Ich schnaube. Niemals. Bälle sind die wohl schrecklichsten gesellschaftlichen Ereignisse, die es auf diesem merlinverdammten Planeten gibt.
„Ich bin gleich soweit", ertönt ihre gedämpfte Stimme durch die dicke Tür. Ich verlagere mein Gewicht auf das andere Bein und sehe auf einen Tempuszauber. Viertel vor acht. Minerva erwartet uns fünf vor. Gerade, als ich meine Augen verdrehen will, öffnet sich die Tür.
Auch wenn ich ihren Anblick inzwischen gewohnt sein müsste, stockt mir der Atem. Mein Blick  wandert über den Boden langsam zu ihren Füßen. Auf dem kalten Gestein vor ihr breitet sich dunkelgrüner Stoff aus und liegt um sie herum, wie ein ruhiger See, dessen Wasser langsam gen Himmel steigt. Mein Blick folgt dem Stoff und ich sehe, wie er sich immer enger um ihren Körper schlingt, bis er an ihren Oberschenkeln eng anliegt. Das dunkle Grün umschmeichelt jede ihrer Rundungen. Es weitet sich an ihrer Hüfte etwas, nur um an ihrer Taille wieder den Kurven zu folgen. Ihre Silhouette ist in diesen wunderschönen dunkelgrünen Stoff gepackt. Kein bisschen Luft zwischen ihrer Haut und dem Gewebe.
Um ihre Brüste geht ihre Silhouette wieder etwas auseinander. Der grüne Stoff zieht sich unter ihrer linken Brust zusammen und endet rechts oben auf ihrer Schulter mit einer kleinen Schleife. Ihre linke Brust ist mit silbernem Stoff bedeckt und funkelt im Glanz der Lampen himmlisch. Die nackte Haut auf ihrer linken Schulter schimmert golden und lässt nur erahnen, welch ein wundervoller Körper darunter liegt.
Der goldene Schimmer zieht sich über ihren Hals, der bloß von der Schmetterlingskette, die ich ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt habe, bedeckt ist.
Ihre vollen, weichen Lippen glänzen hellrosa und sind zu einem schüchternen Lächeln verzogen. Ihre Wangen sind rosig und mich überkommt das Gefühl sie berühren zu wollen. Die wilden braunen Locken sind hochgesteckt und vereinzelte Strähnen hängen in ihr wunderschönes Gesicht.
Mein Blick wandert zu ihren Augen. Mein Herz setzt aus, als mich die warmen braunen Augen, umrandet von dunkelgrünem Puder, ansehen. Sie funkeln aufgeregt und der Schein der Öllampen spiegelt sich darin.
„Du bist wunderschön", hauche ich ehrfürchtig, mit trockenem Mund. Glück und Liebe vermischen sich in meinem Blut und mein Herz beginnt rasend schnell zu schlagen.
„Gefalle ich dir?", fragt sie unsicher, während sie an sich herunter schaut. Ich schlucke mehrmals, schaffe es jedoch nicht meine Stimme wiederzufinden. Ein sprachloser Severus Snape. Wer hätte das gedacht.
Ich nicke steif und bemerke zu meinem Missfallen, dass mein Mund offen steht. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann es nicht ändern. Ihre atemberaubende Schönheit setzt mir einen Strich durch die Rechnung.
Sie lacht. Leise und wundervoll. Eine klingelnde Melodie in meinen Ohren.
„Das freut mich. Wollen wir gehen?" Sie legt ihren Kopf schief, sodass ihre Strähnen zur Seite kippen. Wieder bin ich nur in der Lage zu nicken. Mit aller mir verbliebener Kraft versuche ich mich zu sammeln. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ich in diesem Zustand in die Öffentlichkeit gehen würde.
Sie hält mir ihre Hand entgegen und ich stoße mich vom Bettpfosten ab, um auf sie zuzugehen. Als ich ihre Hand ergreife durchströmt mich eine Wärme, die ich so noch nie gespürt habe. Und plötzlich weiß ich es. Plötzlich bin ich mir sicher. Das ist die Frau, mit der ich an mein Lebensende zusammen sein möchte.
„Du bist atemberaubend schön", flüstere ich in ihr Ohr, ehe ich ihr einen Kuss auf die Wange gebe. Ein leises Kichern ist meine Antwort.

Komm, unsere Herzen zeigen uns den WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt