Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg

Kapitel 23 - Zuwachs

Kapitel 23 - Zuwachs

*Hermines Sicht*

Erschöpft lege ich meine Stirn gegen die Tür, die ich eben geschlossen habe, nachdem Harry mit seinen Kollegen fluchtartig unsere Räumlichkeiten verlassen hat.
Ich atme einmal tief durch, als ich auch schon eine beängstigende Präsenz hinter mir spüre.
„Wieso fährst du mich so an, Severus?", frage ich bemüht meine Contenance zu wahren.
„Weil du ignorant, dumm und naiv bist", brüllt er mir entgegen, was meine Ohren beinahe betäubt.
Er ist sauer. Sehr sogar und steht direkt hinter mir, sodass ich Mühe habe mich zu ihm umzudrehen und Luft zu bekommen.

„Ich habe es einfach vergessen! Merlin, ist ja auch so tragisch, dass du es erst zwölf Stunden später erfährst. Ich war wirklich aufgeregt heute Morgen, falls dir das entgangen sein sollte, und habe es einfach verdrängt! Jetzt hör auf ein Staatsdrama daraus zu machen und lass mich vorbei", rufe ich aufgebracht und versuche mich unter seinen Armen, die er mittlerweile rechts und links meines Kopfes abgestützt hat, weg zu schlängeln.

Mein Puls rast, mein Herz springt mir vor Aufregung und Anstrengung beinahe aus der Brust und mein Atem kommt stoßweise.
Unsere Auseinandersetzung zehrt wie immer an meinen Kräften.
„Bleib stehen!", zischt er, als ich bereits auf halbem Wege ins Schlafzimmer bin.
Seufzend drehe ich mich um und sehe einen jähzornig blickenden Severus, wie er mit sprühenden Augen auf mich zukommt, „Das Thema ist noch nicht gegessen!"

*Harry's Sicht*

Zarte Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht.
Ich rümpfe meine Nase, drehe mich von der Lichtquelle weg und ziehe mir die Decke bis unters Kinn.
Mein Körper sagt mir, dass es viel zu früh ist, um aufzustehen, aber mein Geist ist vollkommen erwacht.
Ich seufze und ergebe mich meinem Schicksal, öffne meine Augen und erblicke eine noch schlafende Ginny.
Ihre Augen bewegen sich unter ihren Lidern und ihr Mund verzieht sich sporadisch auf lustige Weise.
Sie ist so wunderschön, wie sie so da liegt und ihre roten Haare ihr Gesicht umrahmen.

Die Zeit nutzend, hänge ich ein wenig meinen Gedanken nach.
Severus erzählte mir von dem Todesserzeichen. Was hat das nur zu bedeuten?
Ein neuer Voldemort? Oder ist er doch gar nicht gänzlich zerstört?
Bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um und Galle steigt in mir auf.
Severus scheint schon seit längerem beunruhigt, sonst würde er nicht so in Bezug auf Hermines Sicherheit reagieren.
Ich habe wirklich Angst. In erster Linie um meine Frau. Aber natürlich auch über all meine Freunde. Die Weasleys, Mine, Severus, Parvati, mein Patensohn Teddy..
Um sie alle zu schützen, muss ich dahinter kommen, was es mit diesem ominösen Zeichen auf sich hat, koste es, was es wolle.
Ich sehe auf meine Armbanduhr und muss mit Schrecken feststellen, dass es Zeit zum Aufstehen ist.
Die Arbeit ruft.
Mit einem letzten, neidischen Blick auf meine Frau erhebe ich mich und trotte ins Bad.

Unser Bad ist nicht luxuriös oder besonders eingerichtet, aber ich liebe es trotzdem.
Es besteht komplett aus terrakottafarbenen Natursteinen, die wir selbst gesammelt haben.
Ein kleines Lächeln huscht mir übers Gesicht, wenn ich an eine euphorische Ginny denke, die schlammbeschmiert, im strömenden Regen durch den Steinbruch tollt und nach passenden Steinen sucht.
Wir wollten es auf Muggelart machen, weil wir beide denken, dass man in seinem Leben selbst ein Haus gebaut haben sollte.
Auch, wenn wir beim Bauen direkt magisch geholfen haben, so haben wir doch die Ausrede wenigstens die Materialien per Hand gesucht zu haben.

Müde schäle ich mich aus meiner Boxershort, drehe das Wasser unter der Dusche an und steige erbarmungslos unter den kalten Strahl.
In Sekundenschnelle erwacht mein Körper, als das kalte Wasser jeden Zentimeter meiner Haut bedeckt.
Ein leiser Seufzer entfährt mir und ich schüttle mir wie ein Hund die Haare.
Nachdem ich sicher bin, dass ich wirklich fit bin, drehe ich das warme Wasser auf und willkomme es begierig.
Es sucht sich seinen Weg über meinen Körper, wie eine Schlange schlängelt es sich über mich und erwärmt jede Faser meines Seins.

Als ich frisch geduscht und fertig angezogen in der Küche stehe und meinen dringend benötigten Kaffee trinke, höre ich leise Tapser die Treppe hinunter kommen.
Die rote Feuermähne steht in alle Richtungen ab und ihre Augen wirken so winzig, dass es fast witzig aussieht.
„Guten Morgen", gähnt sie lautstark und ich kann mir ein kleines Schmunzeln nun doch nicht unterdrücken.
„Guten Morgen, Schönheit", sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie schenkt sich einen Kaffee ein und trinkt ihn gierig aus.
„Musst du schon los?", fragt sie, nachdem sie ihre geleerte Tasse abgestellt hat.
Belustigt nicke ich, „Ja, ich habe es nicht so gut, dass mein Training erst gegen elf anfängt", sage ich hämisch und wackle mit meinen Augenbrauen.

Sie lacht, schlägt mir leicht gegen den Oberarm und fragt, „Was steht heute an?"
Ich schlucke hart. Bisher habe ich es vermieden ihr von Severus Vermutung zu erzählen, ich will sie nicht beunruhigen, aber anlügen kann ich sie auch nicht, also senke ich meinen Blick und sage trauriger, als es klingen soll, „Ich muss mit den Jungs nach Wales. Wir werden diesem Zeichen auf den Grund gehen. Severus hat mich alarmiert, dass es das Zeichen der Todesser sei.."
Augenblicklich entgleiten ihr all ihre Gesichtszüge und eine entsetzte Ginny starrt mich an.
„Wie bitte?", fragt sie etwas atemlos.
Ich nicke nur langsam, gehe einen Schritt auf sie zu und drücke sie fest an mich.
„Ich gehe ja nicht alleine. Alles wird gut gehen", sage ich und versuche sowohl sie, als auch mich, zu beruhigen.
Auch wenn ich mich unbeeindruckt gebe, in mir drin sieht es doch ganz anders aus.
Sie zieht mich zu einem weltenvergessenden Kuss und murmelt in meinen Mund, „Pass auf dich auf, wir sind nicht mehr alleine.."