Kapitel 26 - Platinblond

1.3K 89 6
                                    

Kapitel 26 - Platinblond

Nach meiner Dusche, die leider nicht den erwünschten Effekt gebracht hat, betrachte ich meinen nackten Körper erst mal ausgiebig im Spiegel.
Meine nassen Haare kleben an meinem Kopf und setzen ihn somit unvorteilhaft in Szene, die Haut meines Gesichts ist teilweise rot gefleckt und meine linke Brust ist kleiner, als die rechte.
Ein leises Seufzen entfährt mir. Wie kann Severus mich attraktiv finden?
Meine Finger wandern über meinen Körper und streichen über meinen flachen Bauch.
Das Training scheint sich langsam bezahlt zu machen, zumindest denke ich, dass sich meine Muskeln leicht beginnen abzuzeichnen.

Ich greife nach einem Handtuch und beginne meine Haare trocken zu rubbeln.
Natürlich könnte ich das auch mit Magie machen, doch für mich fühlt es sich besser und gründlicher an, wenn ich es per Hand mache.
Und so trockne ich meinen kompletten Körper ab und schlüpfe in meine, von mir bereits bereitgelegte, Kleidung.
Heute habe ich mich für eine dunkelblau Jeans und eine leichte Bluse entschieden.
Abschließend betrachte ich mich nochmal im Spiegel.
Meine Wangen haben inzwischen nur noch eine leichte, gesunde Röte und meine Haare sind, nach etlichen Versuchen, einigermaßen zu meiner Zufriedenheit gebändigt.

Nach einem schnellen Toilettengang, betrete ich das Wohnzimmer, in dem Severus bereits auf mich wartet.
„Na, entspannt?", fragt er höhnisch grinsend, mit einer Augenbraue nach oben gezogen.
Ich gehe zielstrebig auf ihn zu, schlage ihm auf die Brust und wende mich schnaubend von ihm ab, um in die Große Halle zum Frühstück zu gehen.
Seine große Hand versucht meinen Arm zu packen, doch ich winde ich geschickt aus seinem Griff und beginne lachend loszurennen.
Ich wusste, dass mir mein Lauftraining irgendwann zu Gute kommen wird.
„Na, zu langsam?", rufe ich über meine Schulter, als ein schlechtgelaunter Tränkemeister aus der Tür tritt und ebenfalls seinen Weg in die Große Halle sucht.
Sein Gesicht spricht Bände, was mich dazu bringt nur noch mehr zu lachen.

Lachend hüpfe ich die Treppe hinauf und begebe mich direkt in die sichere Atmosphäre der Großen Halle. Dort wird er mir wohl kaum eine Szene machen.
Aber wie immer, habe ich die Rechnung ohne Severus gemacht.
Gut gelaunt setze ich mich auf meinen Platz, schenke mir und auch Severus eine Tasse Kaffee ein und warte gespannt auf seine Ankunft.
Ein leises Knarren neben mir lässt mich aufblicken und plötzlich bleibt mein Herz fast stehen.
Neben mir sitzt Severus, nicht gehetzt, nicht angespannt, sondern griesgrämig wie eh und je, gelassen und einen hämischen Ausdruck in den Augen.
„Ist der für mich?", fragt er mit seiner tiefen Stimme, die mir prompt Gänsehaut beschert, nimmt die Tasse, die ich gerade für ihn gefüllt habe und trinkt einen Schluck.

„Wie.. Wie konntest du so schnell hier sein, ohne, dass ich dich bemerke?", frage ich ungläubig und schüttle über mich selbst den Kopf. Natürlich hat auch er seine Geheimgänge und von seinen Fähigkeiten als Spion, sich lautlos zu bewegen, hat er natürlich auch nicht eingebüßt in all der Zeit.
„Du musst mir die Gänge zeigen, Severus", murmle ich etwas leiser, als auch ich einen Schluck Kaffee nehme.
Die heiße Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinab und ich lege seufzend den Kopf in den Nacken.
Es ist immer wieder unglaublich, wie belebend dieses Getränk ist.
Meine Finger suchen sich ein Toast, welches ich mit Butter und reichlich Erdbeermarmelade einschmiere. Erst jetzt bemerke ich, wie hungrig ich bin.
Severus Tortur heute Morgen scheint mich doch ausgezehrt zu haben.

Nach einem ausgiebigen Frühstück, bestehend aus drei Tassen Kaffee, zwei Marmeladentoasts und einem Honigbrötchen, lehne ich mich gut gesättigt in meinem Stuhl zurück und atme glückselig aus.
Doch nach einem kurzen Blick auf meinen Tempuszauber muss ich erkennen, dass in fünf Minuten meine erste Unterrichtsstunde anfängt und ich noch nichts vorbereitet habe.
Mein Herz beginnt einen Gang schneller zu schlagen, ein leichter Schweißfilm legt sich auf meine Haut und panisch blicke ich Severus an, der einen belustigten Ausdruck in seinen Augen hat.
„Angenehm, wenn man die erste Stunde frei hat", säuselt er lieblich, was mich dazu bringt ihn gen Boden zu starren.
„Bis später", rufe ich gehetzt, als ich auch schon von meinem Stuhl aufspringe und zu meinem Klassenzimmer hetze.

Wie erwartet stehen die Studenten, mit denen ich heute meine erste Stunde verbringen werde, bereits vor der Tür und tuscheln aufgeregt.
Schweratmend und alles andere als ansehnlich, da meine Haare völlig wirr in alle Richtungen abstehen, bahne ich mir meinen Weg durch die Gruppe und öffne die Tür.
Die Studenten strömen in den Raum und suchen sich ihre Plätze.
Nach wie vor nach Luft ringend stelle ich mich an mein Pult und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.
Nicht viele haben sich für das Studienfach Alte Runen entschieden, sodass wir eine kleine, beschauliche Gruppe aus sieben Studenten sind.
Ich besehe mir jeden Schüler genau und finde sogar einige bekannte Gesichter wieder.
Ernie MacMillan, ehemaliger Hufflepuff, hat sich offensichtlich auch dazu entschieden wieder nach Hogwarts zu gehen.

Doch als meine Augen auf einem Gesicht ruhen, schnappe ich nach Luft und mein Herz setzt einen Schlag aus.
Diese platinblonde Mähne, die das schelmisch grinsende Gesicht umrahmt, würde ich unter tausenden wiedererkennen.
Draco.

Komm, unsere Herzen zeigen uns den WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt