Kapitel 20 - Die Arbeit ruft

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Kapitel 20 - Die Arbeit ruft

*Harrys Sicht*

Müde sitze ich an meinem Schreibtisch, der inzwischen vor Papierkram nur so überläuft.
Ein kleines Lächeln huscht mir übers Gesicht, als ich erschlagen den Kopf schüttle und an unsere Zeit in Hogwarts zurückdenke.
Hätte Mine dieses Durcheinander gesehen, hätte sie sich erbarmt und mir diese leidliche Aufgabe abgenommen, aber leider bin ich hier in meinem Büro im Ministerium ganz alleine.
Mein Büro ist nichts Besonderes, auch wenn viele denken, ich würde einen speziellen Stand im Ministerium innehaben. Doch in Wirklichkeit habe ich, wie jeder andere leitende Auror, ein kleines Büro, welches sich in einem langen Gang befindet, in dem die restlichen Büros liegen.
Es hat, natürlich, keine Fenster, da wir ja unter der Erde sind.
Helles Parkett und weiße Wände, erhellen den Raum etwas, sodass es nicht ganz so trist wirkt.
Am Ende des Raumes steht mein Schreibtisch, an dem ich die wenigste Zeit verbringe, ein kleines Bücherregal steht hinter mir an der Wand.
Eine kleine Sitzecke, bestehend aus zwei Sesseln, einem Sofa und einem kleinen Kaffeetisch, befinden sich direkt rechts neben der Tür.

Ron hat zur Zeit Urlaub, weil irgendeine Eck-Eck-Eck-Cousine von Parvati in Indien heiratet.
Wie gerne wäre ich jetzt in Indien. Oder wenigstens irgendwo anders, als hier.
Ein leiser Seufzer entfährt mir, als die Bilder von weißem Sandstrand und kristallklarem Wasser vor meinen Augen aufflackern.
Ginnys und meine Flitterwochen waren wirklich himmlisch. Einfach mal dem Alltag entfliehen und an einem Ort sein, an dem ich nicht als ‚der Junge, der überlebte' bekannt bin.
Und in ihrem Bikini sah sie wirklich faszinierend aus.
Ich liebe diese Frau, meine Frau, so sehr. Schade, dass es so lange gedauert hat, bis mir das bewusst geworden ist, dann hätte ich noch ein paar Jahre mehr mit ihr an meiner Seite verbracht.
Aber wer weiß, wofür es gut war, dass wir erst so spät zueinandergefunden haben.
Ein warmes Gefühl bahnt sich den Weg durch meine Adern.
Über ein Thema sind wir uns aber noch nicht so sicher und dieses spaltet uns seit unseren Flitterwochen.
Kinder.
Ich will wirklich welche haben, aber vielleicht noch nicht jetzt.
Wir sind gerade erst verheiratet und ich finde wir sollten die Zeit als Ehepaar noch ein bisschen genießen.
Ich meine, immerhin sind wir beide erst Anfang zwanzig. Ist ja nicht so, als würde ihre innere Uhr ticken oder so.
Aber Ginny ist und bleibt eben eine Weasley. Viele Kinder, große Familie.

Ich fahre mir durch die Haare und schiebe meine Brille zurück auf meine Nase.
Meine Gedanken sind zu weit abgedriftet, schließlich bin ich hier auf der Arbeit.
Die Akten und Unterlagen sind weder alphabetisch geordnet, noch irgendwie sortiert.
Meine müden Hände machen sich mühsam an die Arbeit, als es an meiner Tür klopft.
Ich hebe den Kopf, sage freundlich, „Herein" und kann mir ein Gähnen nur schwer unterdrücken.
Melissa, meine Sekretärin, steckt ihren Kopf zur Tür herein, „Entschuldigen Sie, Mr. Potter. Aber ich habe hier eine dringende Eule für Sie von Mr. Severus Snape. Sie kam gestern schon an, aber ich habe den Brief auf meinem Schreibtisch vergessen", sagt sie entschuldigend.
Sofort schrillen meine Alarmglocken.
Severus schreibt mir nicht ohne Grund. Entweder es ist was Dramatisches vorgefallen, oder es ist etwas mit Mine.

Schnell springe ich auf, renne auf meine verängstigt blickende Sekretärin zu, reiße ihr förmlich den Brief aus der Hand und sage im Zurücklaufen „Danke, Melissa"
Mit einer wegwerfenden Bewegung gebe ich ihr zu verstehen, dass sie entlassen ist, kurz darauf schließt sie lautlos meine Tür.
Ich reiße den Brief wahllos auf, entfalte den Brief und beginne zu lesen.
Hastig überfliege ich das Pergament und als ich nur ein Mal ‚Hermine', in dem Zusammenhang, dass sie mich grüßen lässt, lese, atme ich erleichtert aus.
Ich senke den Brief, mein Herzschlag beruhigt sich allmählich und ich atme einmal tief durch.
Trotzdem muss etwas vorgefallen sein, weshalb Severus mich kontaktiert.
Also hebe ich den Brief wieder vor meine Augen und beginne Zeile für Zeile zu lesen.

Als ich geendet habe, gehe ich um meinen Schreibtisch herum und lasse mich erschöpft in meinen Stuhl sinken.
Von der angeblichen Mutprobe habe ich auch etwas gelesen und ich muss zugeben, dass ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hatte.
„Melissa?", frage ich etwas lauter, damit sie mich auch durch die geschlossene Tür hört.
Prompt öffnet sie die Tür, streckt ihr recht ansehnliches Gesicht hinein und fragt, „Ja, Mr. Potter?"
Melissa ist ein Halbblut aus ziemlich armen Verhältnissen.
Sie kam noch während Voldemorts Herrschaft aus Australien nach England, weil ihre Eltern glaubten, wenn sie sich ihm anschließen würden, würde ihr Leben in Armut ein Ende haben.
Leider falsch gedacht.
Ihre Eltern wurden ermordet und das war der ausschlaggebende Punkt, an dem sie sich entschied gegen ihn zu kämpfen.

So kam sie dann auch zu der Anstellung im Ministerium.
Sie hat langes, blondes Haar, eine kleine Nase und volle Lippen.
An sich eine wirklich attraktive Erscheinung, wenn ich nicht nur Augen für eine Frau hätte.
Nämlich meine.
„Melissa ich brauche ein paar Auroren, Smith und Watts denke ich, und einen Termin bei Mr. Snape. So schnell wie möglich", sage ich bittend, sie nickt kurz und verschwindet dann schnell, um meinen Anweisungen nach zu gehen.
Schnell krame ich etwas Pergament hervor, um Ginny zu schreiben, dass ich heute später nach Hause kommen werde.
Kaum fünf Minuten später kommt Melissa, nach einem kleinen Klopfen, wieder zu meiner Tür hinein.
„Mr. Potter, ich habe ihnen Watts und O'Donnel beschaffen können. Smith ist zur Zeit leider unabkömmlich. Und ich habe Mr. Snape angefloht und glücklicherweise in seinen Gemächern angetroffen, er erwartet sie nach dem Abendessen in Hogwarts", sagt sie und streckt ihre Wirbelsäule durch.

Sie hat sich wirklich selbst übertroffen, wahrscheinlich, weil sie ihren Fehltritt, mir den Brief mit einem Tag Verspätung zu geben, wettmachen möchte.
„Das ist toll, Melissa. Danke", sage ich und schenke ihr ein kleines Lächeln.
Sie erwidert es zaghaft und verschwindet wieder nach draußen.
Ich ziehe eine Schublade meines Schreibtisches auf, greife nach meinem Gürtel, an dem mein Zauberstab, magische Handschellen und einige weitere kleine, nützliche Hilfsmittel befestigt sind, ziehe ihn um und mache mich auf den Weg zu den bereits wartenden Auroren Watts und O'Donnel.
Michael Watts ist ein durchtrainierter, athletischer Mann, auf den die Frauen nur so fliegen.
Eine Karriere im Quidditsch hätte nichts im Weg gestanden.
Seine nussbraunen Haare fallen ihm federleicht in die Stirn und wenn er lächelt entblößt er eine Reihe strahlend weißer Zähne.

Adam O'Donnel hingegen ist eher unscheinbar. Er hat dunkelblonde Haare, keinen besonders trainierten Körper, oder gar etwas besonders auffälliges an sich.
Nein, er ist eher der Typ von Nebenan, ein richtiger Kumpel eben.
Dafür beherrscht er Bannbrecher wie kein zweiter.
Mit einem kurzen Nicken begrüße ich beide Männer, schaue auf meine Armbanduhr und entscheide mich direkt nach Hogsmeade zu apparieren.
„Dann mal los", rufe ich den beiden über die Schulter zu und schon spüre ich den vertrauten Sog, der mich in zusammendrückt.

Komm, unsere Herzen zeigen uns den WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt