Kapitel 10 - Anker
*Hermines Sicht*
Als Severus mit wehendem Umhang das Wohnzimmer verlassen hat und sich auf den Weg in die Winkelgasse gemacht hat, ziehe ich mich schnell um, packe meine Tasche zusammen und mache mich ebenfalls auf den Weg.
Ich sehe auf die Uhr, zwölf Uhr, also habe ich noch fünf Stunden Zeit. Vorfreude durchfährt mich und lässt mich aufgeregt hin und her zappeln.
Mir ist bewusst, dass Severus nicht ehrlich zu mir war und ganz sicher nichts in der Winkelgasse zu besorgen hat, aber mein Hirn hat so schnell geschaltet, dass ich positiven Nutzen für mich in seiner Lüge erkannt habe. Ich habe seine gut verborgene Unsicherheit über seine Unehrlichkeit genutzt und mir somit etwas Freiraum gesichert, um auch mal das Schloss zu verlassen.
Man mag es nicht meinen, aber ich kann das Spiel genauso gut wie er spielen.
Ich habe noch so einiges zu tun und damit meine ich nicht nur Harry und Ginny zu besuchen.
Nein viel mehr meine ich damit etwas, was Dumbledore zu mir kurz vor Beginn der Ferien gesagt hat.Ich war gerade auf dem Weg in die Große Halle, als Minerva mich zurückhielt.
Sie war immer noch sehr misstrauisch, wegen der Beziehung von Severus und mir. Immer sah sie mich mit so einem Ausdruck in den Augen an, der sagt ‚Pass bloß auf dich auf, Mädchen'
Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
„Hermine, meine Liebe. Dumbledore schickt mich, um dir eine Bitte mitzuteilen. Du sollst ihn doch bitte vor deiner Abreise in die Ferien noch ein Mal besuchen kommen", sagte sie sanft und ihre Augen drückten Besorgnis aus.
„Na klar. Ich gehe jetzt gleich, wenn es dir nichts ausmacht?", fragte ich höflich.
„Nein, nein. Geh ruhig. Ich hab hier sowieso noch genug zu tun", antwortete sie hektisch, wedelte dabei mit ihrer Hand und ging bedächtig davon.
Also machte ich mich auf ins Direktorat.Ich wurde von einem breit lächelnden Dumbledore Portrait empfangen.
Er klatschte vergnügt in die Hände und begann zu sprechen, „Miss Granger! Welch Freude. Schön, dass du es so schnell einrichten konntest, mir altem Mann einen Besuch abzustatten"
Mir stieg eine leichte Röte in die Wangen.
„Guten Tag Professor. Sie wollten mich sprechen?", sagte ich ganz diplomatisch.
Er nickte aufgeregt und bedeutete mir auf einem Stuhl Platz zu nehmen.
Ich tat wie mir geheißen und sah den Professor erwartungsvoll an.
„Miss Granger", sagte er herzlich und lächelte mich an, „Es freut mich, dass du und Severus zusammen gefunden haben. Aber ich habe eine Frage an dich. Hast du dir jemals darüber Gedanken gemacht, wieso er seine schweren Verletzungen überlebt hat?"
Ich war erstaunt. Mit so einer Frage hatte ich nicht gerechnet. Mein Hirn begann zu arbeiten und alles was mir dazu einfiel war das, was Draco mir erzählt hatte.
Dass seine Eltern die besten Heiler der Welt einfliegen lassen mussten, damit Severus wenigstens eine winzige Chance hatte.
„Nunja, Professor. Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Ich habe auch etliche Bücher über Heilung und dunkle Magie gelesen, doch ich kam zu einer zufriedenstellenden Antwort, wieso Severus dies überleben konnte. Allem logischem Denken nach, hätte er sterben müssen. Ich meine, verstehen Sie mich nicht falsch, Sir, aber er wurde von starker, sehr starker, dunkler Magie verletzt. Mal ganz von Naginis Gift abgesehen. Dieses Vieh war ein Horkrux und somit nicht minder dunkel magisch als Voldemort selbst. Ein Tropfen ihres Giftes müsste ausreichen um ganz England auszurotten", kam es fachlich von mir.
Dumbledore nickte während meinen Ausführungen, was ihn wie einen Wackeldackel aussehen ließ.
Ich musste mir ein kleines Lachen unterdrücken.
„Hätte mich auch gewundert, wenn du nicht nachgeforscht hättest, Miss Granger", sagte er lachend.
Ich wurde rot.
„Deine Theorie ist makellos. Was anderes habe ich auch nicht erwartet. Aber ich kann dir eventuell einen kleinen Anstoß geben, in welche Richtung du weiter suchen solltest. Hast du schon mal etwas von sogenannten ‚Ankern' gehört?", fragte er mit einer Wärme in der Stimme, die mich wohl fühlen ließ.
Betreten schüttelte ich den Kopf.
„Keine Sorge. Das ist auch nichts, von dem jeder etwas weiß. Laut meiner Theorie hat jeder Mensch einen ‚Anker'. Sein Gegenstück sozusagen. Dieser ‚Anker' hält jemandem mit einer Kraft im Leben, die mit normaler Magie nicht zu vergleichen ist. Es wäre einfacher Mrs. Black's Portrait aus dem Grimmauldplatz zu entfernen, als zwei ‚Anker' zu trennen. Severus hatte Glück, dass er nicht dem Avada zum Opfer gefallen ist, sonst hätte er es nicht überlebt. Aber seine Verbundenheit zu seinem ‚Anker' hat seinen Körper die unglaubliche Leistung erbringen lassen und diese Verletzungen überlebt"
Mir wurde heiß und kalt zugleich. Einen ‚Anker'?
Mein Herz begann schneller zu schlagen und meine Hände wurden feucht.
Sollte ich etwa der Grund sein, wieso Severus überlebt hat?
„Meinen Sie so etwas wie wahre Liebe, Professor?", fragte ich vorsichtig.
Sein Gesicht nahm sanfte Züge an und seine Augen drückten großväterliche Zuneigung aus.„Ich meine viel mehr, als wahre Liebe. Ich meine eine tiefe Verbundenheit der Seelen", sagte er sanft.
„Also Seelenverwandtschaft?", fragte ich und mir stockte der Atem.
Okay, das war nun wirklich tiefere, mächtigere Magie.
Er nickte liebevoll.
„Weiß Severus von ihren Theorien, Sir?", fragte ich leise.
Er nickte wieder, „Aber ich glaube er weiß damit nicht so viel anzufangen. Sein Selbsthass sitzt noch zu tief, als dass er glauben könnte, dass er wirklich zu so etwas bestimmt sei"
Nun war es an mir zu nicken. Er hatte recht.
Severus würde sich so etwas nie selber zugestehen.
„Und jetzt wollen Sie von mir, dass ich mich darüber schlau mache und Severus den Beweis erbringe?", erkundigte ich mich zaghaft.
„Wusste ich es doch, dass ich mich wie immer auf dich verlassen kann, Miss Granger", sagte er vergnügt und klatschte sich in die Hände.
Geräuschvoll stieß ich die Luft aus meinen Lungen.
Na das war mal eine Aufgabe.
Ich verabschiedete mich von ihm und ging meinem eigentlichen Weg nach.Und genau darum werde ich mich heute kümmern.
Ich werde erst bei Flourish und Blotts nachsehen, wobei ich nicht glaube, dass ich dort etwas finde und dann werde ich mich tatsächlich in die Nokturngasse begeben, um nach weiteren Nachschlagewerken zu suchen.
Severus wäre mit Sicherheit nicht begeistert, dass mich in dieser Sippschaft rumtreibe.
Aber was muss, das muss.Und so ziehe ich mir einen leichten Umhang über, damit Severus mich nicht erkennt, sollte er wirklich auch dort sein und flohe auch schon die Winkelgasse.
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Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanficHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...