Kapitel 41 - Geburtstag
*Severus Sicht*
Nervös schaue ich auf meinen Tempuszauber. Hermine ist vor zwei Stunden zu ihren Eltern appariert und müsste jede Minute zurück sein.
Seit meinem verhängnisvollen Einsatz mit Potter sind die Tage wie im Flug vergangen, sodass wir heute bereits den neunzehnten September haben. Hermines Geburtstag.
Mein Herz zieht sich leicht zusammen, als ich an sie denke. Ich konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen. Wenn ich es getan hätte, wäre sie völlig durchgedreht und hätte mich auf keine weitere Mission mit Potter gehen lassen. Dabei ist es absolut notwendig, dass ich dies tue. Nachdem, was ich dort gesehen habe, ist es mir wichtiger denn je, dass ich diesen Abschaum finde, der mich und Hermine bedroht.
Allein beim Gedanken daran, beginnt mein linker Unterarm erneut leicht zu brennen, doch bevor ich mir weiter Gedanken darum machen kann, öffnet sich die Tür und eine freudestrahlende, junge Frau betritt die Räumlichkeiten.
Ihr Lächeln erhellt sofort den Raum und lässt mich alles um mich herum vergessen. Sogar das leicht brennende Mal.
„Na du", sagt sie grinsen, als sie auf mich zukommt und mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückt. Mein Körper schreit sofort nach mehr, sodass ich sie an ihren Hüften packe und auf meinen Schoß ziehe.
„Hallo, Geburtstagskind", flüstere ich in ihr Ohr und hauche ihr federleichte Küsse auf den Hals. Genießerisch schließt sie ihre Augen und ein leises Stöhnen kommt über ihre leicht geöffneten Lippen. Sie sieht hinreißend aus und ich muss wahnsinnig an mich halten, um sie nicht zu überfallen, denn ich habe heute noch etwas vor.
Deshalb lasse ich von ihrem Hals ab und betrachte sie. Ihre wilden Locken hat sie versucht zu einem Zopf zu bändigen, doch einzelne Strähnen haben sich vorwitzig daraus gestohlen. Eine leichte Röte überzieht ihre Wangen und ihre Miene wirkt ausgelassen und entspannt. Als sie ihre Augen öffnet, macht mein Herz einen Sprung. Das mahagonibraun in ihnen leuchtet und ein erwartungsvoller Glanz steht darin.
„Und was machen wir heute?", fragt sie sogleich und schaut mich aufgeregt an.
„Lass dich überraschen", murmle ich leise, ehe ich ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen gebe. „Los. Wir haben noch einiges vor." Ich gebe ihr einen leichten Klaps auf den Hintern, was sie zum Quietschen bringt, ehe sie kichert und von meinem Schoß aufspringt.
„Sollte ich mich umziehen?", fragt sie, während sie an ihrem mit T-Shirt und Jeans bekleideten Körper heruntersieht. Meine Gedanken und mein Körper schreien sofort: „Nein!" Denn sie ist perfekt.
„Wenn Sie sich angemessen kleiden wollen, dürfen Sie das tun, Miss Granger", antworte ich dennoch. Ich möchte, dass sie sich wohlfühlt und wenn sie später sieht, was ich für sie vorbereitet habe, möchte ich nicht, dass sie mit ihrer Kleidungswahl unglücklich ist.
„Das wäre einfacher, wenn ich wüsste, was denn angemessen ist", murmelt sie und streckt mir die Zunge heraus, ehe sie loshüpft, um ins Schlafzimmer zu gelangen.
Mit einem leichten Kopfschütteln schaue ich ihr hinterher. Sie bringt so viel Elan und Jugend in mein Leben, dass ich mich in keinster Weise wie der alte Mann fühle, der ich bin. Der alte Mann, der in seiner Vergangenheit Schreckliches und beinahe Unverzeihliches getan hat. Das, was mir auf meiner Mission mit Potter schmerzlich bewusst wurde.
Mein Unterarm beginnt erneut leicht zu brennen, als ich an diesen Tag zurückdenke. Ich erinnere mich noch zu genau an die beinahe unaushaltbaren Schmerzen in meinem Arm, die feuchte Erde, die den Stoff an meinen Knien verschmutze, als ich zu Boden ging und das unfassbare Bild, das sich mir bot.„Severus... Sollen wir dich wegbringen?", fragte Potter verunsichert und besorgt. In seinem Gesicht stand deutlich der Schrecken, als er sich neben mich kniete und mich betrachtete.
„Nein!", zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, um vor Anstrengung nicht laut loszuschreien . Ich musste einfach näher heran und mir ansehen, was mir diese unmenschlichen Schmerzen bereitete.
Ich wusste, dass man Magie – besonders schwarze – spüren kann. Ich wusste auch, dass Todesser erkennen, wenn ein Anhänger des Dunklen Lords gezaubert hatte. Doch dass ich so sensibel darauf reagieren würde, hatte ich nicht gedacht.
Ich hatte oft mit Dumbledore darüber gesprochen, denn nicht nur der Dunkle Lord selbst hatte die Macht über das Todessermal mit uns zu kommunizieren. Wir konnten uns auch gegenseitig rufen. Was bedeutet, dass wir alle, aufgrund des Mals, miteinander verbunden waren. Und genau das wurde mir auf dieser Lichtung zum Verhängnis.
Der Schmerz fraß sich langsam immer weiter durch die Venen meines Armes, kroch meine Schulter hinauf, suchte sich seinen Weg bis zu meiner Brust und breitete sich von dort fächerförmig über meinen gesamten Körper aus.
Es war eine Qual zu atmen und sich aufrecht zu halten. Nur mit größter Kraftanstrengung, der Schweiß tropfte von meiner Stirn auf meine Kleider, und der Hilfe von Potter schaffte ich es aufzustehen. Mühsam versuchte ich einen Fuß vor den anderen zu setzen und ich spürte, dass mein Bein nachgab. Doch ehe ich zu Boden fallen konnte, war Williams an meiner Seite und stütze mich ebenfalls. Mir gefiel diese Schwäche keinesfalls und wären nicht diese unerträglichen Schmerzen gewesen, hätte ich alle Anwesenden ins Jenseits geflucht. Doch ich muss zugeben, dass ich beinahe erleichtert war, dass mir geholfen wurde und ich somit meine letzte Würde wahren konnte und nicht jämmerlich auf dem Boden zusammengebrochen bin.
Immer näher trugen mich meine eigenen und die unterstützenden vier Beine zu der Quelle meiner Schmerzen. Mit jedem mühsamen Schritt wurde das Ausmaß der Katastrophe klarer.
Ein überlebender, untergetauchter Todesser muss tatsächlich...„Kann ich so gehen?" Unsanft werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Das Brennen in meinem Arm lässt nach und beinahe verwirrt drehe ich mich um, um zu sehen, weshalb meine Gedanken unterbrochen wurden. Mein Kopf ruckt herum und sucht nach der Störung, doch was ich erblicke verschlägt mir den Atem.
Hermine steht zurechtgemacht im Türrahmen. Sie trägt ein dunkelgrünes Kleid, welche ihre Vorzüge perfekt in Szene setzt. Es ist hoch geschlossen und hat einen geraden Saum, der sich von Schulter zu Schulter entlangzieht und somit keinen Blick auf ihr Dekolleté preisgibt. Der leichte Satinstoff fällt an ihrem Körper wie ein Wasserfall entlang und ist bloß auf Hüfthöhe ausgeschnitten, sodass ich ihre blasse Haut sehen kann. Kurz vorm Boden endet das Kleid und gibt somit den Blick auf silberne Schuhe frei.
Ihre Haare sind hochgesteckt und dennoch haben sich einzelne Strähnen daraus gestohlen, die ihr nun lockig in ihr Gesicht hängen. Ein leichter rosa Schimmer bedeckt ihre Wangen, doch wiedereinmal wird meine Aufmerksamkeit von einer Sache gefesselt. Sie trägt die Kette, die ich ihr letztes Jahr zu ihrem Geburtstag geschenkt habe. Offenbar hat sie den Weg meines Blickes verfolgt.
„Ein Jahr ist sie nun alt", flüstert sie, während sie mit ihren Fingern leicht darüberstreicht. „Ich dachte, es wäre vielleicht angebracht, wenn ich sie heute austrage." Ihre Füße setzen sich in Bewegung und die klackernden Geräusche ihrer Schuhe hallen von den Kerkerwänden wieder, bis sie vor mir stehen bleibt.
Meine Augen nicht von ihr nehmen könnend, erhebe ich mich, sodass ich vor ihr stehe und auf sie hinabsehen kann.
„Du bist wunderschön", hauche ich ihr entgegen, ehe ich sie an mich ziehe und ihre Lippen in einem verlangenden Kuss gefangen nehme.„Du darfst die Augen öffnen", flüstere ich in ihr Ohr, kurz nachdem wir aus dem Sog des Apparierens gespuckt werden. Ich kann die Gänsehaut auf ihrem Hals deutlich erkennen, obwohl hier bloß sachtes Licht herrscht. Meine Augen nehmen jede ihrer Gefühlsregung wahr.
Langsam öffnet sie ihre Lider und blinzelt zunächst gegen die hellen Lichter an. Als sich ihre Augen daran gewöhnt haben, huschen unzählbare Emotionen über ihr Gesicht. Verwunderung, Sprachlosigkeit, Freude, Liebe, Demut, Rührung... Die Liste wäre unendlich lange fortzuführen.
„Severus...", haucht sie, zu nicht mehr im Stande, während ihre Augen jeden Zentimeter des Anblicks vor uns in sich aufsaugen. Etliche Lichter strahlen uns entgegen, der Straßenlärm von weit unter uns dringt nur gedämpft zu uns herauf, Bäume säumen jede Straße, in der Ferne hört man die Sirene eines Rettungswagen und über all dem thront in besonderem Glanz das höchste Bauwerk der Stadt.
Tausende Lichter beleuchten es hell, sodass seine Form klar zu erkennen ist. Diese Form spiegelt sich mit all seinen Facetten, Lichtern und beeindruckender Größe in Hermines Augen wieder.
„Wir sind in Paris", flüstert sie ehrfürchtig, ehe sie sich zu mir umdreht und mich ansieht. In ihren Augen kann ich Tränen erkennen, die durch die vielen Lichter in etlichen Farben funkeln.
Mein Herz macht einen Sprung, als ich sie so sehe. Es macht mich glücklich, wenn sie glücklich ist.
„Für dich nur das beste", flüstere ich zurück, gehe einen Schritt auf sie zu und ziehe sie an meinen Körper heran. Genießerisch vergrabe ich meine Nase in ihren Haaren und lasse meine Hand an die Stelle ihres Kleides wandern, an der ihre nackte Haut im Schein schimmert.
Plötzlich wird mir schlagartig bewusst, dass noch eine Aufgabe vor mir liegt. Ich muss ihr mein Geschenk überreichen. Die kleine, schwarze Schachtel, die ich bereits vor langer Zeit erworben habe, liegt mit unvorstellbarem Gewicht in meiner Umhangtasche. Zweifel haben mich die letzte Zeit geplagt, die mir immer wieder einredeten, dass ich ihr unter keinen Umständen dieses Geschenk machen darf. Sie würde sich zu viel Hoffnung auf ein gemeinsames, glückliches Leben machen, welches ich ihr nicht bieten kann.
Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf das längliche Päckchen in meiner anderen Tasche. Ein Notfallgeschenk sozusagen, wenn mich die Zweifel erneut überrollen.
Mit pochendem Herzen greife ich in meinen Umhang und ziehe ein Geschenk heraus. Ihre Augen strahlen, als sie es erblickt. Sie drückt sich etwas von mir weg, um mir in die Augen zu sehen.
„Alles Gute zum Geburtstag", flüstere ich, als ich es hier entgegenhalte.
Noch nie in meinem Leben habe ich so sehr gehofft die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
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Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanfictionHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...