Kapitel 16 - Befreiung
Der restliche Tag vergeht wie im Flug, weil ich wieder wie gehetzt durch unsere Räume fege und meinen Unterricht für morgen vorbereite.
Severus hat Harry eine Eule geschickt, in der er seine Vermutung beschreibt und ihn bittet, sich der Sache anzunehmen.
Jede Sekunde, die vergeht, dreht sich mein Magen schneller um.
Ich bin unfassbar nervös.Und dann ist es auch schon neunzehn Uhr. Das bedeutet für uns, dass wir uns in die Große Halle begeben müssen, weil bald die ersten Schüler mit dem fahrenden Ritter und um zwanzig Uhr die Schüler mit dem Zug ankommen.
Ich stehe vorm Spiegel und betrachte mich. Meine hellblause Bluse harmoniert schön mit meinen braunen Haaren, die ich heute offen trage. Ich trage eine Jeans und dazu schwarze Stiefeletten.
Ich sehe wirklich gut aus. Doch sieht so eine Lehrerin aus? Kann ich wirklich eine Lehrerin sein?
„Hör auf", höre ich Severus Stimme hinter mir sagen.Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn fragend an.
Er knöpft sich gerade seine Manschetten zu und legt seine Robe um.
„Womit?", frage ich und zupfe an meiner Bluse herum.
In aller Seelenruhe knöpft er seine Kleider fertig zu, schlendert dann auf mich zu und legt seine Finger unter mein Kinn.
„Damit an dir zu zweifeln", antwortet er sanft.
Seine Stimme löst eine mollige Wärme in mir aus und ich spüre, dass meine Wangen rot werden.
„Woher wusstest du?", frage ich leise.
„Ich sehe es dir an", flüstert er und gibt mir einen Kuss auf den Mundwinkel.
„Du musst keine Angst haben. Heute Abend nerven uns die Plagen erstmal nur während des Abendessens und der Zeremonie. Morgen geht es erst richtig los", schnarrt er und streicht mit seinem Daumen über meine Wange.Augenblicklich entspanne ich mich, schließe meine Augen und schmiege mich in seine Liebkosung.
„Danke", hauche ich ihm entgegen.
Zur Antwort lacht er leise auf.
Ich küsse seine Handfläche und schenke ihm ein Lächeln.
„Auf, auf, kleine Löwin. Dein Mut wird verlangt", scheucht er mich voran und gemeinsam legen wir den Weg in die Große Halle zurück.Am Abend wirkt die Halle nicht minder beeindruckend. Der dunkle Abendhimmel spiegelt sich an der Decke wieder und das warme Licht der abertausenden Kerzen erhellt die Halle.
Wieder stockt mir der Atem, als ich durch das große Tor trete.
Diese Atmosphäre hat mich als Elfjährige schon erstaunen lassen und hat heute, als Dreiundzwanzigjährige, mit der Aussicht darauf, dass ich ab morgen hier als Lehrerin fungieren werde, wirkt sie noch beachtlicher auf mich.
Die anderen Lehrkräfte strömen in die Halle und nehmen am Lehrertisch platz.
Severus' Ausdruck wurde von Stufe zu Stufe, die wir hoch gelaufen sind, grimmiger, sodass er jetzt der griesgrämige Professor durch und durch ist.
Ich muss schmunzeln, als ich, im extremen Gegensatz zu ihm, freudestrahlend neben ihm her laufe. Wir nehmen unsere Plätze, die nebeneinander liegen, ein und warten auf die Ankunft der Schüler.Kaum zehn Minuten später strömen die ersten Schüler, die mit dem Fahrenden Ritter angekommen sind, in den Saal, gesellen sich zu ihren Freunden und tauschen sich lautstark über die Geschehnisse in den Ferien aus.
Jetzt verstehe ich, wieso Severus immer so schlecht auf uns zu sprechen war.
Sie sind wirklich sehr laut und durch die Konstruktion des Saals sammelt sich der Schall auf der Empore des Lehrertisches und wird verstärkt.
Ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse und rutsche auf meinem Stuhl herum.
Im Augenwinkel bemerke ich Severus, der sich leicht zu mir beugt und sagt, „Ich habe es ja immer wieder betont"
Leise lachend schüttle ich den Kopf.Nach einer guten dreiviertel Stunde haben es endlich alle Schüler und Studenten in die Große Halle geschafft und ihre Plätze gefunden.
Neville und Luna, die jetzt in ihrem zweiten Studiumsjahr sind, haben mir bei ihrer Ankunft fröhlich zugewinkt. Ich habe mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen können, als ich erkannt habe, dass sie Händchen halten.
Offensichtlich hat es Neville endlich geschafft seine Scheu zu überwinden und Luna nach einem Date zu fragen.
Ich gönne es ihm so sehr.
Er hat wirklich Großes geleistet, während des letzten Kampfes.Meine Nervosität ist inzwischen so angestiegen, dass man sie fast greifen kann.
Ein kleiner Sturm aus Magie, Angst und Verzweiflung hat sich um mich herum gebildet und ich habe große Mühen ihn zurückzuhalten, damit er nicht die gesamte Inneneinrichtung zerstört.
Ich versteife mich, als Minerva aufsteht und zu ihrem Rednerpult geht.
Gleich werde ich als neue Lehrkraft vorgestellt.
Werden sie mich als ihre Lehrerin akzeptieren, wo ich doch nicht wesentlich bis gar nicht älter bin als sie?
Ich spüre eine große Hand auf meinem Knie, die mich mit bestimmtem, festem Druck aufmuntert.
Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht, ich entspanne mich und sehe in diese so aussagekräftigen, weltenvergessenden, schwarzen Augen der Liebe meines Lebens, die keine Miene verzieht und somit keine einzige Gefühlsregung erkennen lässt. Doch ich kenne ihn besser und seine Augen sprechen Bände für mich.Ich werde aus meiner Trance gerissen, als Minerva sich geräuschvoll räuspert und die Halle verstummt schlagartig.
„Meine lieben Schüler und Studenten. Ich hoffe ihr hattet alle erholsame Ferien und könnt nun mit vollem Elan in das neue Jahr starten"
Ein leises Murmeln geht durch den Saal, einzelne Stimmen werden laut „Naja!", „Hätte länger sein können" und ich muss kurz schmunzeln.
„Gut, gut meine Lieben. Vielleicht werde ich mit dem Abgeordneten des Ministeriums, der für den Sektor der Bildung zuständig ist, mal sprechen, um die Möglichkeit zu überprüfen, euch längere Ferien zu beschaffen", lacht Minerva.
„Jetzt aber zu etwas Ernsterem. Wir sicher einige von euch wissen, hat uns unsere allseits beliebte Professor Babbling leider verlassen, um nun ihren wohlverdienten Ruhestand zu genießen"
Ich vernehme Severus neben mir schnauben. Bis auf Filius, Minerva und Albus hat er nie viel von den anderen Lehrkräften gehalten.Minerva fährt währenddessen unbeirrt fort, „Die Thematik des Faches ist so breit gefächert und weist eine Vielzahl an Schwierigkeiten auf, sodass die Suche nach einem adäquaten Ersatz sich als äußert schwierig erwiesen hat. Umso erfreuter bin ich deshalb, dass ich nun Miss Hermine Granger als unser neuestes Mitglied des Kollegiums begrüßen darf"
Zum Ende des Satzes hat sie ihre Stimme erhoben, ist einen Schritt zur Seite gegangen und hat mit ihrem Arm eine weisende Geste zu mir gemacht.
Meine Wangen werden prompt rot und ich spüre, dass mir heiß wird. Unsicher blicke ich durch den Saal, der inzwischen so leise geworden ist, dass man eine Nadel hätte fallen hören können.
Mein Körper beginnt zu zittern.
Ich wusste, dass sie mich nicht akzeptieren werden.
Und urplötzlich ertönt schallender Applaus. Die gesamte Halle steht und klatscht für mich. Jubelrufe werden laut und einige pfeifen.
Sogar Severus klatscht wie ein kleiner Schuljunge, nur dass er immer noch so böse schaut.In Wirklichkeit sind nur zwei Sekunden vergangen, seitdem Minerva meinen Namen genannt hat und der tosende Applaus eingesetzt hat, doch mir kam es vor wir Minuten.
All meine Zweifel, Ängste & Sorgen fallen von mir ab. Ich straffe meinen Rücken, stehe auf und verbeuge mich gespielt vor der Halle, was dazu führt, dass alle nur noch lauter Kreischen und Klatschen.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein glückseliges Lächeln aus und meine Wangen glühen vor Freude.
Ich sehe kurz zu Severus, der mir anerkennend zunickt, einen Mundwinkel leicht nach oben gezogen hat und weiter klatscht.
Ich bin glücklich.
DU LIEST GERADE
Komm, unsere Herzen zeigen uns den Weg
FanfictionHermines Karriere läuft nun doch anders, als bisher geplant. Aber das macht ihr nichts aus, denn immerhin hat sie ihre große Liebe an ihrer Seite. Severus Snape. Endlich können die beiden ein glückliches, gemeinsames Leben führen, oder doch nicht? M...