05- Tag danach

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Wie vermutet blieb ich über Nacht bei Lu.
Ich erzählte ihr, dass ich mich mit meinen Eltern gestritten hatte und nicht zuhause schlafen wollte. Georg, ihr Vater, hatte sofort zugestimmt, dass ich hier schlafen durfte.

Jetzt stand ich vor ihrem Kleiderschrank und wusste nicht was ich anziehen sollte, denn sie war genau das Gegenteil von mir. Ich trug gerne lockere Sachen, sie hingegen eng.

,,Nimm das rote" Sie hielt mir eine rote Bluse mit einem runden Ausschnitt hin.

,,Ich weiß nicht"

,,Und die schwarze Jeans, komm schon Juli, sei keine Spielverderberin"

,,Wenn du meinst" Ich riss ihr beide Teile aus der Hand und verschwand mit ihnen im Badezimmer.

Kritisch musterte ich mich im Spiegel.
Die Bluse war viel zu tief ausgeschnitten, die Hose war viel zu eng. Ich konnte so nicht in die Schule, unter keinen Umständen!

,,Du siehst toll aus" Riss mich Lu aus meinen Gedanken.

,,Das bin nicht ich, so würde ich niemals aus dem Haus gehen"

,,Genau so bist du, Juli. Schau dich an.
Du bist wunderschön, intelligent, eine starke Persönlichkeit, du hast ein reines Herz, du hast eine Ausstrahlung, um die dich jeder beneidet. Versteck dich nicht. Zeig dich, zeig wer du bist und was in dir steckt"

Lu hatte recht. Ich durfte mich nicht in meinen zu großen Kleidungsstücken verstecken, ich durfte nicht das schüchterne Mädchen sein, dass jeden Blickkontakt von jedem vermied, denn so wollte ich nicht sein.

,,Jetzt nur noch ein bisschen Schminke und die Haare und dann bist du ein neuer Mensch"

,,Muss das sein?"

,,Ja?"

Ich setzte mich vor den Schminktisch und ließ alles an mir ergehen. Es kam mir wie Stunden vor, an denen sie an meinem Gesicht rumfummelte.

,,Hast du es bald?"

,,Noch einen Moment", sagte sie völlig konzentriert.

,,Und fertig"

Ich schaute nach gefühlten Stunden in den Spiegel und war ehrlich gesagt sprachlos.

Meine grünen Augen strahlten so hell und stachen in meinem Gesicht heraus, wie ich es noch nie zuvor bei mir gesehen habe.

Meine Haare fielen mir in sanften Wellen über den Rücken. Mein Augen Make-up war in hellen braun Tönen gehalten, die Lippen waren in einem zarten Rosa geschminkt, passend dazu der Blash.

Die Bluse sah an mir elegant und nicht schlampig aus wie ich es zuvor gesagt hatte. Die Hose saß eng, aber nicht zu eng.
Beim zweiten hingucken, standen die Klamotten mir eigentlich recht gut.

,,Wie ich sagte, wunderschön", flüsterte Lu.

,,Oh Gott, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll"

,,Also Gott bin ich noch nicht", lachte sie.

,,Sehr witzig"

,,Dann ab zur Schule"
Ich lieh mir eine passend schwarze Tasche von Lu und einen Block.

,,Hast du alles?"

,,Ja"

,,Sicher, dass du nicht nochmal nach Hause willst um deine Schulsachen zu holen?"

,,Ja"

,,Mr. Leo wird ausrasten"

,,Er kann froh sein, dass ich überhaupt aufkreuze", seufzte ich.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt