80 - Vergebung

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Mein ganzer Körper bebte,ich stand vor dem Haus welches mal mein Zuhause gewesen war.
Ich hörte förmlich wie mein Herz jede Sekunde schneller schlug,spürte,wie es mir fast aus der Brust sprang.

Seit über zehn Minuten stand ich einfach nur da und starrte auf die Tür die vor mir war.
Das Auto meines Vaters stand in der Einfahrt,wie sehr hatte ich mir innerlich gewünscht,dass er nicht zuhause war,dass ich einfach zu Georg rüber gehen könnte.

Ich wollte mit meinem Vater reden,doch meine Angst fraß mich von innen auf,wollte mich kontrollieren,kontrollierte mich.

Ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen,hatte Angst ihn sprechen zu hören,Angst,meinen inneren Hass auf ihn zu spüren.

Ich wollte so etwas nicht empfinden,wollte nicht so über ihn denken. Ich hasste mich selbst dafür. Ich wollte das nicht,wollte nicht das es so zwischen uns war.

Ich wollte nicht von meiner Angst kontrolliert werden,wollte das tun was ich für richtig hielt und das war meinem Vater zu verzeihen,ihn um Vergebung zu bitten dafür,dass alles so zwischen uns geendet hat,doch etwas hielt mich davon ab.

Ich war nicht diejenige gewesen,die das Ende herbei gerufen hatte,ich war nicht diejenige gewesen die die Hand gehoben und zugeschlagen hatte.

Ich war nicht die,die so hasserfüllte Worte benutz hatte oder mit leeren Blicken gestraft hatte.

Ich habe ihm nicht das Gefühl gegeben nur ein Stück scheiße zu sein. Ich war diejenige die immer weiter gekämpft hatte,die,die ihm immer wieder eine weitere Chance gegeben hatte,die,die nicht aufgeben wollte.

Wieso hatte er aufgegeben? Wieso wollte er nicht kämpfen? Wieso hatte er nicht gekämpft?

Der Druck in meinem Magen wurde immer stärker,mir wurde so schlecht,dass ich Angst hatte mich jeden Moment übergeben zu müssen.

Ich hielt mich an der Hauswand fest. Mir wurde für einen kurzen Moment schwarz vor Augen. Der Schweiß brach überall an meinem Körper aus. Es fühlte sich an,als würde ich Gifte einatmen und nicht die Luft.

Ich wollte so sehr mit ihm reden,wollte es wirklich.Gerade als meine Angst stärker als der Wille mit ihm zu reden wurde,öffnete sich die Tür.

,,Juli?"

Mein Blick hob sich und sah in die Augen meines Vaters,unter seinen Augen zierten sich tiefschwarze Ringe. Er sah erschöpft und müde aus,war unrasiert,war mehrere Jahre gealtert.

Sofort fühlte ich mich schuldig,würde am liebsten los heulen,ihn in die Arme schließen und sagen wie leid mir alles tat,doch das konnte ich nicht.

Ich war nicht diejenige gewesen,die einen Fehler begangen hatte,ich war nicht dafür zuständig das er sich besser fühlte und es war nicht meine Aufgabe seine Fehler auszubaden.

Sein Blick erwartungsvoll auf mich gerichtet nahm ich meinen ganzen Mut zusammen,straffte meine Schultern und sah ihm tief in die Augen.

,,Ich wollte mit dir reden",sagte ich laut und bestimmend.

Hoffnungsvoll sah er mich an,seine grünen Augen wurden heller,seine Emotionslosigkeit war verschwunden genau wie die Leere in seinen Augen.

,,Komm rein",er trat von der Tür weg und ließ mich durch. Schwer schluckend lief ich ins Wohnzimmer.

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen,genoss einfach nur hier zu sein.
Konnte an Mom denken,spürte sie beinahe.

,,Also?",räusperte er sich.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt