86 - letzer Tag

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,,Juli hilf mir"

,,Hilf mir",schrie er.

,,Wieso hast du mich gehen lassen?"

,,Ich dachte du liebst mich"

,,Ich liebe dich auch",sagte ich weinend.

,,Wieso bin ich dann tot?"

,,Das war nicht meine Entscheidung gewesen"

,,Du hast gesagt es wäre dir egal,wenn ich mich umbringen würde. Es ist deine Schuld,es ist deine Schuld das ich tot bin. Es ist deine Schuld,dass es soweit gekommen ist,alles ist deine Schuld",schrie er.

Ich sah die Gleisen vor mir,sah wie Zander ihnen immer näher kam.

,,Bleib stehen",schrie ich.

,,Zander"

Doch er ignorierte mich,er sprang hinunter,ich wollte zu ihm rennen,wollte ihm hoch helfen,doch die Gleisen rasten so schnell über ihn,dass ich nicht einmal blinzeln konnte.

Ich fiel zu Boden. Ich weinte und schrie. Mein Blick auf die Gleise gerichtet,auf den leblosen und mit Blut verschmierten Körper.

,,Es ist deine Schuld"

Schreiend und schwitzend erwachte ich aus meinem Albtraum, ich stand vom Bett auf und lief zum Fenster.Es war noch stock dunkel draußen.

Ich wusste nicht was ich machen sollte,ich spürte wie ich am ganzen Leib zitterte.
Vor genau einem Monat war ich in der Kirche zusammengebrochen.

Seitdem hatte sich mein Zustand rapide verschlechtert. Ich war dünner geworden,hatte seither kein Wort gesprochen und verweigerte jegliche Art von Kontakt mit anderen Menschen.

Ich machte meine Terrassentür auf um wieder atmen zu können,doch es wurde nicht besser. Ich hörte ihre Stimmen,hörte sie alle wie sie in meinem Kopf hallten,wie sie um Hilfe flehten. Ich hielt mir die Ohren zu, doch wusste das es nichts bringen würde.

,,Bitte hört auf" schluchzte ich.

,,Du hast uns umgebracht",hörte ich Mom sagen.

,,Nur du bist daran schuld",schrie Zander.

,,Verschwindet aus meinem Kopf",schrie ich jetzt.

,,Verschwindet",ich brach zusammen und schaute in mein Spiegelbild.

Ich sah mich mit blutverschmiertem Gesicht und ich sah meine tote Mutter,sah Zander.

War ich jetzt komplett irre?

,,Verschwindet",schrie ich ein weiteres mal.

Das Bild wollte nicht verschwinden,die Stimmen wollten nicht aufhören,ich konnte das Bild nicht mehr ertragen. Ich stand auf und mit voller Wucht schlug ich auf den Spiegel ein, der in tausend kleine Stücke zerfiel.

Ich spürte wie meine Hand blutete,doch ich spürte keinen Schmerz. Ich sank wieder zu Boden,auf denen die Scherben lagen und schrie vor Verzweiflung.

Mein Blick glitt wieder zu dem zerbrochenen Spiegel und dort blieb er auch. Ich wusste das mein Leben nie mehr so sein würde,wie es einmal war.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt