36 - Zehn Tage

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Nach dem Geschehen mit Alexander sind drei Tage vergangen.

Drei Tage in denen ich weder mit jemandem gesprochen noch das Haus verlassen hatte.

Seit insgesamt zehnt Tagen hatte ich nichts mehr von Zander gehört.

Zehn Tage.
240 Stunden.

Zehn beschissene Tage sind nun vergangen,seit dem er weg war. Seit zehn Tagen habe ich ihn weder gesehen noch etwas von ihm gehört.

Seit zehn Tagen war ich bei Luisa Zuhause,während sie in der Schule war.
Seit zehn Tagen lag ich nur im Bett.

In zwei Tagen hätten wir Ferien. Zwei Tage noch. Doch für mich fingen sie schon vor zehn Tagen an.

Ich hatte versucht ihn anzurufen. Bei den ersten malen hatte es noch geklingelt,doch dann sprang sofort die Mailbox an.

Bei ihm Zuhause war keiner.
Tag und Nacht saß ich vor dem Fenster und wartete darauf,dass er endlich Nachhause kam,doch es geschah nicht.

Meinen Vater hatte ich auch seit diesem Tag weder gesehen noch gesprochen.
Keine SMS. Kein Anruf. Weder von ihm,noch von Zander.

Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in das Kopfkissen. Ich fühlte so viel Schmerz. Schmerz der mich von innen zerfraß. Ich wollte schreien. Ich wollte alles kurz und klein schlagen. Doch am allermeisten wollte ich Zander sehen. Ihn umarmen und seinen Duft einatmen.

Ich verstand einfach nicht wieso er abgehauen war. Wieso er mir nicht bescheid gab,wo er war. Oder mir wenigstens schrieb,dass es ihm gut ging.

Er ging ohne mir Bescheid zu sagen.

Ohne mir Lebewohl zu sagen.

Er war einfach gegangen.

Einfach so.

Du ziehst sie nur ins Verderben.

Wenn Sie dein wahres ich sieht,rennt sie weg.

Wieso sagte seine eigene Schwester so etwas? Wieso warnten mich alle vor ihm? Wieso? Wieso musste ausgerechnet ich in dieser Situation sein? Mein Herz schmerzte. Ich spürte wie mir die Tränen kamen.

Und dann war da auch noch Alexander. Seit zwei Tagen versuchte er mich zu erreichen. Schrieb mir unzählige Nachrichten,die ich nicht lies. Rief mich jede zehn Minuten an,doch ich ging nicht ran. Ich konnte das nicht. Ich konnte ihm keine Erklärung,für das was ich vor drei Tagen getan hatte geben. Ich konnte ihm nicht mehr ins Gesicht sehen.
Nie mehr.

Ich sah ihn förmlich vor mir. Wie er mich traurig ansah. Wie seine Mundwinkel sich nach unten zogen. Wie seine liebevollen Augen erloschen. Ich schluckte. Ich konnte das nicht.

Ich hatte jetzt die Bestätigung,jeder den ich liebte verließ mich. Zuerst war es nur meine Mutter,doch die Liste verlängerte sich von Tag zu Tag. Ich hatte einfach niemanden mehr.
Ich hatte nichts mehr was mich hier hielt. Ich konnte nicht für immer bei Luisa leben.
Außerdem war ich schon 18. ich verfügte über ein Konto, auf dem genug Geld wäre,doch ich wollte es nicht. Ich wollte nicht von den zwei Menschen abhängig sein,die mich einfach verlassen hatten. Ich schluckte.

Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Selbst wenn Zander hier gewesen wäre,würde er mir nicht helfen können. Keiner konnte es.

Wäre Zander jetzt hier,dann hätte ich ihm trotzdem nichts von der Begegnung mit meinem Vater und seiner neuen erzählt.

Ich benahm mich einfach nur erbärmlich,sodass ich am liebsten kotzen würde.

Langsam rappelte ich mich vom Bett auf. Ich nahm mein Handy und verließ das Zimmer.
Leise lief ich die Treppenstufen hinunter. Wieso ich das tat? Keine Ahnung,es war sowieso niemand Zuhause. Ihre Eltern waren arbeiten und sie in der Schule.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt