75 - Verzeihen?

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Wie erwartet erwachte ich mit starken Kopfschmerzen und solchen Schmerzen die einfach nicht mehr normal waren.

Stöhnend fasste ich mir an die Stirn,hatte ich Fieber? Oder war das reine Einbildung,weil mir so heiß war?

Seufzend stand ich vom Bett auf,alles drehte sich. Ich würde nie mehr so viel trinken.
Wie es wohl Zander gerade ging? Ob er noch schlief? Ob er noch lebte? Sofort schüttelte ich meinen Kopf und damit die schrecklichen Fragen aus meinem Kopf ab.

Ich schleppte mich ins Badezimmer,zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das eiskalte Wasser prasselte mir aufs Gesicht,ich schloss die Augen.

Wenn ich Zander vor mir sah,bewusstlos und so verletzlich auf dem Boden,würde ich am liebsten los heulen. Es zerfraß mich innerlich ihn so zu sehen und nichts dagegen tun zu können.

Ich konnte nicht einmal für ihn da sein wenn ich es gewollt hätte,denn er hatte mich verlassen und weggeschickt. All das was er gestern gesagt hatte,waren Lügen gewesen.
Lügen die aus dem Mund eines Betrunkenen und zu gedröhnten Jungen kamen,der mir das Herz gebrochen hatte.

Ich konnte ihm nicht helfen,keiner konnte ihm helfen,außer er sich selbst. Er musste sich dem stellen,was ihn so sehr belastete,sonst würde es ihm niemals besser gehen.

Genau wie du dich deinen Ängsten stellst? Genau wie du deinem Vater seit Wochen aus dem Weg gehst? Genau wie du die ihren breiten Armreifen niemals abnimmt?

Am liebsten hätte ich mir selbst eine runtergehauen,damit die Stimme in meinem Kopf Ruhe gab.

In meinem Pyjama gehüllt lief ich die Treppen hinunter,direkt ins Wohnzimmer zu Georg.
Er blickte auf und schenkte mir ein warmes Lächeln.

Gestern Nacht als ich nach Hause gekommen war,hatte Georg schon geschlafen. Mir ging es so schlecht,dass ich sofort ins Badezimmer gerannt war und mich übergeben hatte.

Ich hatte eine warme,beruhigende Hand auf meinem Rücken gespürt,mir wurden die Haare zurück gehalten und mir wurde gesagt,dass es mir morgen besser gehen würde.

Niemals hätte Gulian so reagiert,keiner hatte je so reagiert bis auf Zander und Georg.
Er hatte mir keine Predigt gehalten,nicht gesagt dass es meine eigene Schuld wäre,er war einfach nur da und hat mir einen Tee gebracht.

,,Guten Morgen,wie geht es dir?"

Ich seufzte.

,,Sieh mich an,ist das Antwort genug?"

Ich sah aus wie der lebende Tod,nicht so wie Zander ausgesehen hatte und seit Tagen aussah,sondern wie jemand der eine Woche kein Auge zu gekriegt hatte.

,,Ich habe Kaffee gemacht,setz dich zu mir"

Dankbar nahm ich den Kaffee an und nippe vorsichtig daran.

,,Hast du was von Luisa gehört?",fragte er.

Beinahe hätte ich mich an dem Kaffee verschluckt. Sofort schüttelte ich den Kopf und senkte meinen Blick.

,,Ist etwas vorgefallen?"

Wieder schüttelte ich meinen Kopf,sah ihn jedoch nicht an.

,,Juli",seufzte er. ,,Rede mit mir,bitte",sein Ton flehend.

Ich hob meinen Kopf an,sah ihn an,direkt in die grünen,freundlichen und liebevollen Augen.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt