30 - Wer?

11.7K 417 16
                                    

Ein lautes poltern ließ mich aufschrecken,ich hob meinen Kopf an und sah zu meinem Vater,der vor der Tür stand. Ich wischte mir die letzten Reste meiner Tränen weg und stand auf. Er sah mich einfach nur mit diesem leeren Blick an.

Sein Blick wanderte durch das gesamte Zimmer,er sah nicht ein winziges bisschen geschockt oder empört aus,nein es war ihm schlichtergreifend egal. Ich lief so schnell ich konnte an ihm vorbei und rannte die Treppen hinunter,ich hörte seine Schritte hinter mir.

Vor der Haustür blieb ich stehen und drehte mich noch einmal um,mein Vater stand genau hinter mir.Aus eisernen Augen sah er mich an,sein kühler Blick fiel zu meiner Hand,sofort schluckte ich. Es war mir peinlich,dass er das sah,selbst wenn es ihn nicht interessierte. Anscheinend hatte er seinen Alkoholrausch so gut es ging ausgeschlafen.

,,Hab ich nicht gesagt du sollst nicht mehr wieder kommen?"

,,Ich .. ich wollte meine Schulsachen holen",stotterte ich.

,,Und dein Zimmer kurz und klein schlagen"

,,Ich ich",ich hatte einfach keine Ausrede dafür.

,,Was ist nur aus dir geworden Juli?",er trat näher an mich heran. Einen Schritt lief ich zurück,bis ich die Tür an meinem Rücken spürte. Innerlich verfluchte ich mich,nicht sofort verschwunden zu sein.

,,Du warst früher so ein gutes Kind und jetzt schau dich an,schau an wie erbärmlich du aussiehst"

Ich schluckte und schaute automatisch auf meinen goldenen Armreifen.

,,Für dich habe ich echt keine Worte mehr,du hast mich enttäusch Juli und deine Mutter wäre es auch,wenn sie dich jetzt so sehen würde.

Ihre ach so tolle Tochter,die in allem perfekt ist. Die die besten Noten schreibt und mit jedem gut auskommt. Juli sieh dich nur an",er zeigte auf meine verletzte Hand und dann auf mein tränenüberströmtes Gesicht.

,,Du weißt das du erbärmlich bist. Du findest dich selbst erbärmlich,nicht war?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

,,Die anderen finden dich auch erbärmlich habe ich recht?"

Wieder schüttelte ich mit dem Kopf,die Tränen strömten mir übers ganze Gesicht.

,,Du weißt das du erbärmlich bist",er kam näher auf mich zu.

,,Nein"

,,Ich weiß wenn du lügst",er lachte.
Ich musste hier raus,sofort.

,,Ach meine kleine unschuldige Juli"
Jetzt stand er ganz nah vor mir.

,,Du bist einfach so erbärmlich und lächerlich. Ich frage mich wo du jetzt wohnen willst, vielleicht unter der Brücke?", übertrieben schmunzelte er und dann lachte er wieder. So kannte ich meinen Vater einfach nicht,wie konnte aus einem liebevollen Menschen so etwas entstehen? Kann Trauer einen so verändern? Einen so sehr zerstören?

Mit verschleiertem Blick sah ich ihn an,doch ich konnte seinem Blick nicht stand halten,ich konnte ihn nicht ansehen. Keiner konnte mich verstehen,man musste diesen Blick einfach gesehen haben.

Es ist zu vergleichen mit einer Person die tot ist,keiner will einer toten Person in die Augen sehen,keiner will diesen leeren,starren Blick sehen. Jeder würde Albträume von diesen Augen,diesen Blicken,bekommen,auch ich.

Doch der Unterschied war,dass mein Vater nicht tot war,sonder lebendig. Keiner konnte sich vorstellen wie es war,dass er gerade vor mir stand und mich erbärmlich nannte. Ich musste hier raus und zwar sofort.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt