35- Sieben Tage

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Seit einer Woche war ich bei Luisa Zuhause. Keiner war da,nur ich.

Seit sieben Tagen lag ich im Bett,mein Gesicht ins Kissen vergraben.

Seit sieben Tagen weinte und schrie ich.

Seit sieben verfickten Tagen konnte ich ihn nicht erreichen.

Seit sieben Tagen konnte ich weder essen noch schlafen. Ich war leer. Innerlich wie auch äußerlich.

Ich seufzte. Ich benahm mich wie seine Mutter. Es waren doch nur sieben lächerliche Tage.

Juli beruhig dich,dachte ich mir,doch ich konnte nicht. Ich musste an ihn denken. An seinen Blick,an diese Wut und an seine Worte,dass er gehen müsste. Für mich klang es nicht wie ein bis später oder ich will gerade alleine sein. Eher klang es wie ein,ich komme nie mehr zurück,Lebewohl.

Ich ließ einen frustrierten Schrei los.
Wieso konnte dieser Junge mir nicht einfach am Arsch vorbei gehen,wie der Rest der männlichen Bevölkerung? Wieso musste er in mein Leben treten? Wieso?

Ich dachte an unsere Küsse zurück. Seinen heißen Atem,auf meiner Haut. Seine Hände,überall. Seine Berührungen,sanft. Seine Augen,welche leuchteten. Seine Grübchen. Sein Lachen. Seine Stimme.

Schmerzhaft schloss ich die Augen. Ich kniff sie so feste zusammen,wie ich nur konnte.

Du solltest ihn vergessen.
Ja,das sollte ich.

Dann tu es.
Ich konnte nicht.

Ich konnte mir ein Leben ohne ihn einfach nicht mehr vorstellen. Ohne seine schlechten Launen,ohne sein Lachen,ohne seine Berührungen.

Dachte er gerade an mich? Bereute er seinen plötzlichen Abgang? Oder bereute er die Küsse zwischen uns? Die Nächte welche wir zusammen verbrachten? Bedeutete ich ihm überhaupt etwas oder war alles nur ein Spiel?

Manchmal war er so süß,so liebevoll und vorsichtig. In diesen Momenten glaubte ich wirklich,dass er etwas für mich empfand. Doch wenn er seine schlechten Launen,seine ganzen Wutausbrüche und das davonlaufen hatte,da kam ich mir wie eine Schachfigur in seinem Spiel vor. Als würde er mich nur küssen wenn ihm danach wäre und ging wenn er keine Lust mehr hatte.

Ich schmiss frustrierend mein Handy auf den Boden. Er wollte nicht mit mir sprechen und das musste ich akzeptieren,ich hatte keinerlei Rechte auf ihn. Ich war nur eine von vielen. Nur eine die ihn geküsst hatte. Nur eine unter hundert anderen.

Wahrscheinlich war ich noch seine schlechteste Wahl gewesen. Bestimmt hatte ich ihn gelangweilt,sonst wäre er nicht nach jedem Kuss sofort verschwunden. Ich schnaubte. Wie konnte ich nur eine Sekunde glauben,dass er etwas bei unserem Kuss gefühlt hatte? Wie konnte ich nur?

Ich kroch vom Bett hinunter um mein Handy wieder aufzuheben. Ich wählte die Nummer von Alexander. Er nahm nach dem ersten Klingeln schon ab.

,,Alex?"

,,Ja?"

,,Hast.. hast du gerade Zeit?"

,,Natürlich was ist los?"

,,Kann ich vorbei kommen?"

,,Soll ich dich abholen?"

,,Nein,bin gleich da",und so legte ich auf.

Ich rappelte mich auf und lief schnell ins Badezimmer. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ich sah schrecklich aus,genau so wie ich mich fühlte.

Beschissen. Elendig. Leer. Verbittert. Verzweifelt. Wütend. Taub.

Ich lief wieder ins Zimmer und zog mir eine Sportjacke von Luisa an. Ich war so dankbar darüber,bei ihr wohnen zu dürfen. Dankbar dafür,dass sie nicht weiter nach fragte. Dankbar für alles.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt