49 - 4Phasen

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In den letzten zwei Wochen durchlief ich 4Phasen.

In den ersten Tagen wollte ich nicht wahrhaben,dass Zander mich einfach gehen gelassen hatte. Ich malte mir tausend Szenarien aus. Überlegte mir hundert verschiedene Gründe,wieso er das getan hatte,ich verleugnete das,was schwarz auf weiß zu sehen war,einfach alles mögliche.
Ich wollte es einfach nicht annehmen,annehmen,dass er so entschieden hatte,dass seine Entscheidung falsch war.

Nachdem ich diese Phase überwunden hatte, verfiel ich in eine Art Depression. Ich wollte weder vor die Tür noch aus meinem Bett raus. Ich aß noch trank ich etwas.
Meine Großeltern fragten mich jeden Tag was mit mir los sei. Sie dachten ich wäre krank und müsste ins Krankenhaus. Sie hätten mich nicht verstanden,wenn sie die Gründe gekannt hätten,keiner hätte es.Jeden Tag versuchten sie mich zum Essen zu überreden,doch ich weigerte mich.

Als wäre dies nicht genug gewesen,folgte schon die nächste Phase.
Ich war grundlos wütend,unerträglich.
Ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen und wusste,dass die anderen es auch nicht mehr konnten. Ich war auf alles und jeden sauer,kaum ansprechbar ohne jemanden anzuschreien.

Mein Großvater hatte es die letzten Wochen nicht leicht mit mir gehabt,genauso wenig wie Alex und Luisa,die mich Tag täglich anriefen.
Ich wusste,dass ich etwas ändern musste,wusste aber nicht wie. Es war wie ein Teufelskreis. Ließ ich die eine Phase hinter mir,kam schon die nächste auf mich zu.
Qualvoll langsam vergingen die Stunden,Tage,Wochen.

Doch auch diese Phase hatte ich hinter mir gelassen. Die letzte Phase,die ich erst seit ein paar Tagen erreicht hatte,war das realisieren und akzeptieren. Ich akzeptierte die Tatsache,dass Zander weg war,dass er weder anrufen noch sich melden würde.

Ich akzeptierter,dass ich mein altes zuhause hinter mich gelassen hatte,akzeptierte die Tatsache,dass sich mein gesamtes Leben geändert hatte. Ich akzeptierte,dass ich Zander vermisste,doch nichts daran ändern konnte.
Trotz der Akzeptanz,musste ich ständig an ihn denken,an uns denken,was alles hätte sein können.

Es war für mich alles wie ein Traum. Zwei Wochen die so schnell vergangen waren,zwei Wochen ohne ein Wort von ihm oder von mir. Keiner von uns beiden hatte sich beim jeweiligen gemeldet. Ebenfalls hatte ich zwei Wochen meinen Vater weder gesehen noch gesprochen. Er wusste zwar das ich hier war,wagte aber keine Annäherungsversuche.

In den letzten zwei Wochen war ich fast jeden Tag am Grab meiner Mom gewesen.
Egal ob ich am liebsten gekotzt oder mich von einer Brücke gestürzt hätte,ich hatte sie besucht. Jeden Tag. Egal wie schlecht es mir ging,wie sehr es schmerzte,ich war da.
Es war eine Art Ritual für mich geworden sie zu besuchen,ihr meine Problem zu erzählen.

Jetzt gerade stand ich vor ihrem Grab,schaute auf ihren großen,weißen,Stein mit ihrem Foto drauf. Sie grinste in die Kamera.
Ihre braunen Augen sahen mich liebevoll an.
Ich betrachtete genau das Foto,ich hatte die selben dunklen Haare wie sie,doch sonst hatten wir nicht wirklich eine Ähnlichkeit.

Da ich von meinem Vater nur die grünen Augen geerbt hatte,war ich davon ausgegangen wie meine Mutter auszusehen,doch umso länger ich das Bild betrachtete,sah ich nur Unterschiede. Ich seufzte.

Ich sah einem Familienmitglied ähnlich,von dem ich wahrscheinlich nichts wusste.

Manchmal fragte ich mich,ob ich diese grünen Augen wirklich von meinem Vater geerbt hatte,oder von einem anderen Familienmitglied.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt