Scarletts Pov
„Du siehst toll aus!“, begrüße ich sie, weil es stimmt. Sie ist zwar vielleicht nicht richtig für eine Party gekleidet, aber super aussehen tut sie trotzdem. Sofort stiehlt sich ein Grinsen auf Lissys Gesicht.
„Danke. Du aber auch.“, gibt sie zurück. Jetzt muss ich auch lächeln.
„Und wo müssen wir jetzt hin?“, frage ich und blicke sie abwartend an, weil ich wirklich absolut keine Ahnung habe, wo Cole wohnt. Er hat zwar gesagt, dass er im Telefonbuch steht, aber erstens weiß ich überhaupt nicht, ob wir so etwas besitzen und zweitens habe ich mich darauf verlassen, dass Lissy Bescheid weiß.
„Nur die Straße hier runter und dann rechts. Ist nicht so weit.“, antwortet sie und setzt sich in Bewegung. Erleichtert atme ich durch. Ich hätte keine Lust gehabt vorher noch stundenlang rumzulaufen und sein Haus zu suchen.
„Und wie sind so die Partys hier in Stratford?“, frage ich, weil ich etwas sagen möchte. Lissy schüttelt den Kopf.
„Das werden wir gleich herausfinden. Ich war bisher noch nie eingeladen. Bin ich ja auch heute eigentlich nicht.“ Da sie zum Ende hin etwas bedrückt wirkt, verspüre ich das Bedürfnis, ihr irgendwas nettes zu sagen.
„Ist doch egal. Ich hab mich ja quasi auch selbst eingeladen.“
„Nicht nur quasi“, antwortet sie lachend und als wir um die Ecke biegen sehe ich schon von weitem welches Haus Coles sein muss. Im Vorgarten tummeln sich etliche Jugendliche und von innen her dröhnt laute Musik. Erscheint mir auf den ersten Blick gar nicht mal so langweilig. Natürlich nicht zu vergleichen mit dem Nachtleben in Toronto, aber doch immerhin etwas. Zufrieden halte ich Lissy, die zögerlich hinter mir das Grundstück betritt, das Gartentor auf. Nachdenklich blicke ich mich nach irgendwelchen bekannten Gesichtern um, doch werde nicht fündig. Stratford hat wohl doch mehr Einwohner, als ich gedacht habe.
„Und jetzt?“, höre ich Lissy leise fragen. Da mir klar ist, dass sie wohl kaum die Initiative ergreifen wird, greife ich ihren Arm und ziehe sie hinter mir her ins Getümmel.
„Jetzt haben wir Spaß.“, rufe ich ihr über meine Schulter hinweg zu und bahne uns einen Weg zum Haus. Doch sobald wir dieses betreten wird mir klar, dass das keine so gute Idee war. Die Luft ist so stickig, dass man sie mit einem Messer schneiden könnte. Sofort mache ich auf dem Absatz kehrt und ziehe Lissy hinter mir her wieder nach draußen.
„Und jetzt?“, wiederholt sie ihre Frage von eben. Sie muss sich erst mal was entspannen.
„Jetzt suchen wir das Bierfass.“
„Da hinten an der Hauswand.“, antwortet irgendein Mädchen, das ich nicht kenne, auf meinen suchenden Blick. Dankend nicke ich ihr zu und kämpfe mich durch die Massen zum Fass.
„Da sie mal einer an, wer auch gekommen ist.“, höre ich eine mir nicht allzu willkommene Stimme direkt neben mir, als wir aus der Menschentraube heraustreten und nur noch einen Meter vom Fass entfernt sind. Lissy möchte mich schon weiter ziehen, aber ich lasse so etwas nicht auf mir sitzen.
„Noch nie einen Menschen gesehen, Ashley?“, frage ich in ihre Richtung und bekomme einen Mörderblick zugeworfen.
„Du solltest aufpassen, mit wem du dich hier anlegst.“, zischt sie mir zu und verschwindet dann zwischen den anderen Menschen.
„Jetzt habe ich aber Angst.“, sage ich sarkastisch zu Lissy.
„Sie hat aber Recht. Sie macht dich fertig.“, sagt diese.
„Nur, wenn ich mich fertig machen lasse. Und das tue ich nicht.“, gebe ich zurück und nehme mir einen Becher von dem Tisch, neben dem das Fass steht.
„Wenn du meinst.“, murmelt Lissy und lehnt sich an die Hauswand. Ich reiche ihr den gefüllten Becher und halte für mich einen weiteren unter den Hahn. Als er voll ist und ich den ersten Schluck getrunken habe, hält mir Lissy ihren hin.
„Halt mal bitte. Ich muss eben schnell aufs Klo.“, sagt sie und verschwindet in der Menge. Na toll. Jetzt stehe ich hier mit zwei Bechern, was bedeutet, dass ich mich praktisch nicht bewegen kann. Trotzdem entschließe ich mich dazu, Lissy und das Klo zu suchen, da ich auch keinen Sinn darin sehe, hier alleine stehen zu bleiben. Mit höchster Vorsicht schlängele ich mich durch die Menschen und erstaunlicherweise geht es auch gut. Ich finde mich im Inneren des Hauses wieder, wo es trotz der lauten Musik deutlich ruhiger ist. Jetzt muss ich nur noch das Klo finden. Kann ja nicht so schwer sein. Ist es aber dann irgendwie doch. Verdammt. Wie soll ich Lissy jetzt wiederfinden? Außerdem habe ich langsam das Gefühl in der dicken Luft zu ersticken. Und ich höre schon wieder Ashley irgendwo hinter mir.
„Ich verstehe einfach nicht, warum er nicht gekommen ist. Ich war mir so sicher.“
„Ich hab dir doch gesagt, dass er nicht kommt. Seit der Sache mit seinem Vater war er nirgendwo mehr.“
„Aber es ist Coles Party. Er ist sein bester Freund. Verdammt. Warum bin ich dann überhaupt hier?“ Da mich Ashleys Nörgeleien nicht sonderlich interessieren, gehe ich weiter und stoße irgendwann auf eine Terrassentür. Das Haus hat also anscheinend außer dem riesigen Vorgarten auch noch einen richtigen Garten. Aber das ist mir relativ egal. Hauptsache Luft. Mit Schwung stoße ich die Glastür auf und trete ins Freie. Das Bier schwappt dabei ein bisschen über, aber ich bin endlich aus dieser stickigen Suppe heraus.
„Zu laut da drinnen?“, höre ich plötzlich eine Stimme von rechts und drehe mich ruckartig um. Auf einer Treppenstufe, die zu irgendeiner Hintertür führt, sitzt Jason.
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He Ain't All Bad
Fanfiction„Wer ist der da drüben?“, frage ich und deute quer durch den Gang auf einen tättowierten Jungen, der mir schon seit einigen Minuten aufgefallen ist. Ich merke, wie sich ein verträumter Ausdruck auf Lissys Gesicht breit macht. "Das ist Jason. Jason...