TEIL 2
Die Party war eine von vielen. Die erste. Vielleicht auch die zweite. Aber die erste richtige. Cole war dabei. Zuerst. Ich war lange Zeit mit ihm alleine. Auch andere Leute aus meiner Stufe waren da. Aber eigentlich waren nur zwei Personen da. Nur zwei. Ich erinnere mich nur an zwei. Da waren nur Jason und ich. Da war nur Jason. Und ich. Vielleicht…
Scarletts Pov
Während ich mit Cole in der Küche stehe, scheint alles andere um mich herum keine Rolle zu spielen. Wir reden über dies und das. Er lästert über alle möglichen Leute, die ich nicht kenne und ich erzähle viel von Toronto. Vor allem lachen wir viel. Als er am Dienstag so arrogant war, nachdem ich ihn wegen seiner Party angesprochen hatte, hätte ich niemals gedacht, dass er so nett ist. Aber das ist er. Absolut lieb. Ganz anders als Jason. Nicht so verschlossen. Nicht so launisch. Nicht so brutal.
„Wieso seid ihr eigentlich ausgerechnet nach Stratford gezogen? Ich meine, zu Toronto ist das ja schon ein ziemlicher Unterschied.“, fragt Cole. Wir sitzen mittlerweile nebeneinander auf der Küchentheke und lehnen uns an einem der Hängeschränke hinter uns an. Ab und zu kommen ein paar Leute in die Küche getorkelt, um sich was zu Trinken zu holen, aber im Grunde sind wir die ganze Zeit über alleine.
„Wegen mir.“, lautet meine knappe Antwort. Er nimmt einen Schluck aus seinem Becher und blickt mir fragend entgegen. „Wegen dir?“
„Hab ziemlich viel Scheiße gebaut in Toronto. Mom war der Meinung, in einem Kaff wie Stratford hat sie mich besser unter Kontrolle.“, erkläre ich und nehme ebenfalls einen großen Schluck aus meinem Becher. Es ist komisch, aber je mehr Zeit ich in Stratford verbringe, desto weniger gerne erinnere ich mich an Toronto zurück. Die Zeit dort kommt mir fremd vor. Als wäre es Ewigkeiten her, dass wir umgezogen sind. Dabei ist es noch nicht einmal eine Woche her. Verrückt irgendwie.
Cole lächelt in sich hinein. „Was?“, frage ich.
„Ich hab nur gerade gedacht, dass du es hier auch schon auf die zweite Party innerhalb von einer Woche geschafft hast. Außerdem hängst du mit Typen wie Jason und mir herum.“ Ich blicke ihn skeptisch an.
„Typen wie Jason und du?“, frage ich.
„Ich würde uns nicht als die Traumschwiegersöhne beschreiben.“, lacht er. Ich muss schmunzeln.
„Keine Sorge. Ich hatte eigentlich nicht vor, einen von euch zu heiraten. Und gegen die Leute, mit denen ich mich in Toronto getroffen habe, seid ihr gar nichts. Mom würde euch wahrscheinlich lieben.“, sage ich.
„Was waren das denn für welche in Toronto? Und was für eine Scheiße hast du da gebaut?“ Ich schüttle nur den Kopf.
„Ziemlich miese Szene eben. Ich weiß auch nicht, warum ich mich mit denen abgegeben habe. Wahrscheinlich nur, weil ich genau wusste, dass Mom darüber wahnsinnig werden würde.“
„Du weichst meiner Frage aus.“, harkt er nach. Ich weiß genau was er meint, aber ich will eigentlich nicht antworten. Ich lüge extrem ungern und die Wahrheit ist mir unangenehm. Er soll keinen schlechten Eindruck von mir haben. „Welcher?“, frage ich deshalb überflüssigerweise.
„Was du angestellt hast, dass deine Mom dich nach Stratford geschleppt hat.“ Vielleicht liegt es daran, dass ich mich bei Cole einfach unheimlich sicher fühle, vielleicht ist es aber auch einfach nur deshalb, weil ich schon zu viel getrunken habe. Ich weiß es nicht. Jedenfalls antworte ich. Ehrlich.
„Sie hat mich zweimal im Knast abholen müssen. Beim zweiten Mal musste ich sogar eine Woche da bleiben. Ich bin nicht stolz drauf.“ Jetzt grinst er wieder. Ich finde das eigentlich gar nicht zum Grinsen.
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He Ain't All Bad
Fanfiction„Wer ist der da drüben?“, frage ich und deute quer durch den Gang auf einen tättowierten Jungen, der mir schon seit einigen Minuten aufgefallen ist. Ich merke, wie sich ein verträumter Ausdruck auf Lissys Gesicht breit macht. "Das ist Jason. Jason...