Part 30

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Der Anfang kam überraschend. Dabei war es gar nicht wirklich der Anfang. Nicht richtig. Schon vorher gab es genügend Situationen, die mich dazu hätten bringen müssen, mich von ihm fernzuhalten. Andere einzuweihen. Doch jetzt denke ich, dass genau dieser Moment in der Hütte der ausschlaggebende war. Ich war bereits zu weit zu ihm vorgedrungen, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Also war es doch irgendwie der Anfang. Man könnte sagen, es war der Anfang vom Ende, als ich das Schluchzen, das ich hörte, nicht als mein eigenes identifizieren konnte.

Jasons Pov

Kälte fährt mir durch sämtliche Gliedmaßen und ich wünsche mir, ich hätte daran gedacht, Scarlett darum zu beten, mir einen Pullover oder eine Jacke mitzubringen. Eine Decke würde es auch tun. Außerdem wünsche ich mir, dass sie endlich kommt. Sie schien zwar mit Cole unterwegs gewesen zu sein, aber das ist eigentlich keine Ausrede. Sie weiß, dass ich mich in einer fürchterlichen Lage befinde. Ich werde sauer. Ich weiß, dass sie meine Wut nicht verdient hat, aber fühle mich trotzdem im Recht, als ich meine Faust mit voller Wucht gegen die Holzwand der Hütte rechts neben mir donnern lasse. Den stechenden Schmerz, der daraufhin meinen Arm hinauf und bis in meine Schulter fährt, nehme ich kaum war. Mir ist kalt und Scarlett soll kommen. Ich bin so oder so aufgeschmissen. Mein Leben ist so gut wie vorbei. Ich weiß nicht mehr weiter. Wieder schmettert meine Faust gegen die Wand und der Knall der daraufhin ertönt lässt mich in Erstaunen zusammenfahren. Bin das wirklich ich?

Scarletts Pov

Ich denke nicht, dass ich in meinem Leben vorher schon einmal so schnell gerannt bin. Ich kenne mich hier in Stratford noch nicht wirklich aus, weshalb es etwas länger als geplant dauert, eine Tankstelle zu finden. Eigentlich wollte ich nach einem Supermarkt suchen, aber als die Schilder der Tanke am Ende einer Straße aufleuchteten, habe ich beschlossen, dass ich dort auch das finden werde, was ich brauche.

Ich betrete den Laden und eine Glocke über mir deutet der Frau hinter der Kasse an, dass ich da bin. Hektisch blicke ich mich um und finde meinen Weg zu dem Regal mit den Getränken. Ich greife nach einem Sixpack Einliterflaschen Wasser und werde von dem Gewicht runtergezogen. Wie soll ich es nur schaffen, die bis zu ihm in den Wald zu transportieren? Mein Blick fällt auf Wasserkanister, die ein paar Meter weiter in einem Regal aufgereiht sind. Ich stelle das Sixpack wieder an seinen Platz und greife stattdessen nach zwei der Kanister. Auch nicht viel besser, aber einfacher zu tragen und vielleicht nicht ganz so schwer. Danach suche ich mir meinen Weg durch die Regalreihen bis zu den Lebensmitteln. Die ganze Zeit über habe ich das Gefühl, von der Kassiererin beobachtet zu werden und etwas Verbotenes zu tun. Im Grunde ist es das ja auch. Und unvernünftig. Ich sollte Cole sagen wo Jason ist. Ich sollte es der Polizei sagen. Aber er klang so dringlich am Telefon. So flehend. Ich könnte ihn nicht hintergehen.

Ich schnappe mir zwei große Packungen Müsliriegel und vier abgepackte Sandwiches. Das muss reichen. Mehr kann ich wirklich nicht tragen. Mit vollgepackten Armen gehe ich zur Kasse und mir kommt die Zeit, die die Frau zum Abkassieren braucht wie eine Ewigkeit vor. Als sie die Sachen dann schließlich in Stoffbeutel gepackt hat, für die ich extra bezahlen muss, weil ich Angst habe, dass die Wasserkanister zu schwer für einfache Plastiktüten sind, ziehe ich die Sachen über die Theke zu mir rüber, atme einmal tief durch, da mich das Gewicht doch negativ überrascht und verlasse den Laden so schnell wie möglich. Der Gedanke daran, das alles bis in den Wald zu schleppen, lässt mich verzweifeln. Aber ich muss Jason helfen und ich kann nicht nach Hause und Mums Auto nehmen, weil sie denkt, ich wäre bei Lissy.

Ich muss Cole einweihen. Ich muss…

Ich kann Jason nicht hintergehen. Kann ich nicht.

Aber…

He Ain't All BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt