He Ain't All Bad

Part 9

Scarletts Pov

Mir ist klar, dass ich in der Scheiße stecke. Und wie. Aber ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu gekommen ist. Ich weiß nur, dass es so ist und dass ich jetzt irgendwie damit klarkommen muss. Mum wird mich umbringen. Wenn ich es überhaupt lebend nach Hause schaffe. Vorher wird Lissy mir den Kopf abreißen.

„Hast du noch Cola?“, fragt Jason und greift ohne auf meine Antwort zu warten nach meinem leider auch schon leeren Becher.

„Mist.“, murmelt er und stellt ihn zurück vor mich auf die Straße. Wo wir sind? Jason und ich sitzen vor McDonalds auf einem Bordstein. Wenn ich versuche mich an die letzte Nacht zu erinnern, ist alles einfach nur verschwommen und unklar. Ich hätte definitiv nicht so viel trinken sollen. Aber nachher ist man immer schlauer. Warum ich in der Scheiße stecke? Es ist halb acht Uhr morgens und ich habe garantiert nicht vor jetzt nach Hause zu gehen und meiner Mutter in die Arme zu laufen. Das bedeutet, dass wir direkt von hier aus zur Schule gehen werden. Ich bin sowas von tot. Mir graut es jetzt schon davor heute Nachmittag bei Mum in den Wagen zu steigen, wenn sie Josey und mich abholt. Die brave Josey und die böse Scarlett. So war es immer. Und so wird es auch immer sein.

„Jetzt guck nicht so böse. So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“, versucht Jason zum wiederholten Mal mich aufzuheitern. Aber der hat gut Reden. Er muss sich ja nicht mit meiner Mutter herumschlagen. Er hat ja nicht seine einzige Freundin mies vor den Kopf gestoßen.

„Hör einfach auf zu reden ok? Dein dummes Gelaber hilft mir grade kein Stück.“, gebe ich daher genervt zurück, obwohl ich eigentlich weiß, dass er es nur gut meint.

„Du tust echt so, als wäre ich daran Schuld, dass du Stress mit deiner Mum hast. Hat dich ja keiner gezwungen mit mir zu gehen.“, sagt er jetzt auch deutlich verärgert. Angepisst blicke ich zu ihm herüber.

„Hab ich dir nicht gerade gesagt, du sollst deine verdammte Fresse halten?“, keife ich ihn an und stehe auf. Ich habe keinen Bock mehr hier auf dem Boden herum zu sitzen. Gehe ich eben jetzt schon zur Schule. Wird sich ja wohl keiner beschweren, wenn ich zu früh da bin.

„Und was soll das jetzt?“, ruft er mir hinterher und steht auch auf. Kann der nicht verstehen, dass ich meine Ruhe haben will. Außerdem habe ich Kopfschmerzen. Das fällt mir erst jetzt auf wo ich stehe. Ich bleibe weder stehen noch drehe ich mich zu ihm um, während ich antworte.

„Ich gehe?“

„Wohin, wenn ich fragen darf?“ Er läuft jetzt neben mir her.

„Nein darfst du nicht.“

„Ist das dein Ernst? Bist du jetzt echt sauer auf mich, weil du freiwillig mit mir die Nacht durchgefeiert hast?“ Irgendwie hat er ja schon Recht. Mein Verhalten ist absolut nicht gerechtfertigt. Aber seit wann muss jedes Verhalten richtig und begründet sein. Mir ist gerade danach meine Wut an ihm auszulassen, also tue ich es.

„Du hast mich abgefüllt.“, sage ich, weil mir keine bessere Antwort einfällt. Ich sehe ihn zwar nicht an, merke aber trotzdem, dass er die Augen verdreht.

„Du hättest nein sagen können?“ Er formuliert seine Antwort als Frage, sodass es sich anhört, als wäre sie selbstverständlich. Aber wenn man in so einer Situation ist, ist es nicht einfach, nein zu sagen und das weiß er selber. Da ich aber nicht einsehe, ihm das erklären zu müssen, halte ich einfach meinen Mund und laufe weiter. Eine Weile geht das gut und er läuft schweigend neben mir her. Doch dann beginnt er wieder zu sprechen.

„Hör mal es tut mir wirklich leid, wenn ich dich zu irgendwas gedrängt habe. Das wollte ich nicht. Aber um ehrlich zu sein hättest du wissen müssen, dass ich auf Regeln scheiße und nicht der brave Kerl von nebenan bin. Was hast du erwartet? Dass wir ein Bier zusammen trinken und ich dich dann pünktlich um halb elf wieder bei deiner Mama abliefere? Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber so einer bin ich nicht.“ Ich denke erst, er spricht noch weiter, doch es kommt nichts mehr. Ich bin leicht geschockt. Von seiner Ehrlichkeit.