Part 35

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Er hatte mich gerettet. Welche Gefahr sollte denn von jemandem ausgehen, der mich rettet? Keine? Gar keine? Falsch. So viel mehr, als erwartet. Obwohl ich es eigentlich hätte wissen müssen nach dem Abend in der Hütte im Wald.

Scarletts Pov

Egal wie viel Wodka ich trinke und wie sehr ich versuche, an den Gesprächen mit Cole und Lissy teilzunehmen, schaffe ich es nicht, Jason völlig aus meinem Kopf zu verbannen. Die letzten beiden Monate über habe ich wirklich kaum an ihn gedacht. Klar. Am Anfang ging es natürlich nicht anders. Da habe ich fast jede Nacht von ihm geträumt. Von dem Abend in der Hütte. Seinen dunklen Augen. Wie er mit der Faust zum Schlag ausholt. Wie er.. Ich habe es verdrängt. Irgendwie habe ich geschafft das alles zu verdrängen. Aber jetzt, wo er wieder da ist, kann ich das nicht mehr. Er spukt wieder in meinem Kopf herum. Selbst gerade, wo ich mir eigentlich vorgenommen habe, einfach nur mit meinen beiden besten und einzigen Freunden abzuhängen und alle Sorgen zu vergessen.

„Scarlett? Du bist dran. Wahrheit oder Pflicht?“, reißt Cole mich aus meiner Gedankensuppe. Die Wodkaflasche ist zu zwei Dritteln geleert und wir sind schon seit einiger Zeit dazu übergegangen uns nicht mehr einfach zu unterhalten, sondern Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Es ist mir egal, dass ich das zum letzten Mal in der sechsten Klasse getan habe. Es hilft, mich abzulenken.

„Wahrheit.“, antworte ich und schenke Cole mir gegenüber einen herausfordernden Blick. Auch Lissy rechts neben mir starrt ihn an. Sie hat sich irgendwann Coles Bettdecke aus seinem Schlafzimmer geholt und zieht diese nun enger um ihre Schultern, als würde sie irgendetwas kommen sehen, von dem ich noch nichts ahne.

„Was genau ist an dem Abend in der Hütte mit dir und Jason passiert?“ Er spricht sehr schnell, doch die Worte kommen nur tröpfelnd und langsam bei mir an.

Abend. Hütte. Jason. Was genau? Abend. Hütte. Jason.

Ein Bild von Mum, mir und Josey, wie wir gemeinsam Eis essen stiehlt sich in meine Gedanken. Ich spüre, wie sich alle meine Muskeln anspannen.

„Scarlett?“, fragt Lissy vorsichtig. Ich presse meine Lippen zusammen und stehe auf. Greife mir meine Jacke von dem Stuhl im Esszimmer, auf den ich sie erst wenige Stunden vorher ahnungslos gelegt habe.

„Wo willst du hin?“, fragt Cole, der nun auch aufgestanden ist.

„Das geht dich einen Scheißdreck an.“, entfährt es mir und meine Schritte werden schneller, als ich in Richtung Haustür gehe.

„Alter, Scarlett es tut mir leid. Du musst nicht antworten. Auf die Frage, meine ich. Hau jetzt nicht ab.“, höre ich Cole nur wenige Meter hinter mir.

Hütte. Jason. Was genau?

„Lass mich einfach in Ruhe, okay?“, sage ich noch und dann habe ich die Tür auch schon hinter mir zugeknallt und stehe in der Kälte vor seinem Haus. Natürlich folgt er mir und ich höre seine Schritte von drinnen dumpf auf mich zukommen.

„Warum hast du das gemacht? Du wusstest doch, dass…“, höre ich Lissy drinnen aufgebracht rufen, doch ihre Stimme wird leiser, als ich mich immer schneller von Coles Haus und damit von ihm und Lissy entferne, sodass ich nicht mehr mitbekomme, wie sie ihren Satz zu Ende führt.

„Scarlett. Warte! Du kannst doch jetzt nicht einfach wegrennen.“, ruft er mir hinterher, was bedeutet, dass er jetzt auch draußen ist.

„Siehst du doch. Und jetzt verpiss dich in dein Haus zu Lissy.“, schreie ich, ohne mich zu ihm umzudrehen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was ich hier tue und wohin ich laufe. Denn zu mir nach Hause geht es in die entgegengesetzte Richtung.

He Ain't All BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt