Part 28

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Wie dumm ich doch war zu denken, ich könnte das mit Cole alleine in die Hand nehmen. Wie verdammt dumm und naiv ich war. Aber ich wusste es nicht besser. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich hätte Mum alles erzählen müssen. Dann wäre es niemals so weit gekommen, dass ich hier sitze und das alles aufschreibe. Dann wären wir alle glücklich. Jason wäre irgendwo weit weg von seinem Vater und ihm und mir ginge es gut. Aber so ist es nicht. Ich habe Entscheidungen getroffen, die falsch waren und für die ich nur mich selbst verantwortlich machen kann.

Jasons Pov

Wir gehen auf Coles Haus zu und ich werde mit jedem Schritt unruhiger. Das Wochenende ist vorbei und mittlerweile sind seine Eltern wieder zu Hause. In der Schule haben wir es noch einmal geschafft. Miles ist wohl trotz seiner Drohung nicht ins Krankenzimmer gegangen um zu überprüfen, ob wir auch tatsächlich da gewesen sind. Scarletts weiße Weste hat uns da echt aus der Patsche geholfen. Auch, wenn der Grund dafür, dass wir nicht zur Krankenschwester gehen konnten immer wieder dafür sorgt, dass ich mich vor mir selbst ekele. Wie konnte ich ihr nur diese Druckmale an den Armen beifügen? Es ist mir unerklärlich und macht mich wahnsinnig, weil ich einfach nicht verstehe, wie ich genau das tun konnte, was ich so sehr verabscheue. Das, was dafür gesorgt hat, dass ich Mum verloren habe. Verdammt. Nein.

„Entspann dich. Meine Eltern werden dich schon nicht umbringen. Ist ja nicht das erste Mal, dass du bei mir übernachtest.“ Cole versucht zwar, mich aufzumuntern, trotzdem habe ich ein komisches Gefühl bei der Sache. Aus irgendeinem Grund scheint auch er nervös zu sein und momentan kann ich noch nicht einordnen, warum.

Scarletts Pov

Nach der Schule gehe ich sofort nach Hause, weil ich ja immer noch Hausarrest habe. Dabei hätte ich eigentlich viel lieber Cole und Jason begleitet. In der Schule hatten wir nicht wirklich Zeit, darüber zu reden, aber Cole hat mir gegenüber immer wieder angedeutet, dass er seine Eltern einweihen möchte. Ich weiß, dass das die einzig vernünftige Lösung ist, aber ich weiß auch, wie labil Jason ist und dass wir ihn mit diesem Schritt stark hintergehen. Auch, wenn es eigentlich nur um sein Wohl geht.

Jasons Pov

„Hast du Hunger, Jason?“, fragt Coles Mutter und ich fühle mich schlecht, weil ich schon das ganze Wochenende über ihren Kühlschrank leer gegessen habe und vorhin mit ansehen musste, wie sie Cole dafür angemacht hat. Weil sie natürlich nicht weiß, dass ich es war. Weil Cole keine Freunde mit nach Hause nehmen darf, wenn er alleine ist. Trotz des schlechten Gefühls, schaffe ich es nicht, zu lügen.

„Schon ziemlich.“, sage ich und setze mich neben Cole an den Küchentisch.

„Sind Nudeln in Ordnung? Wir waren ja übers Wochenende nicht da und Cole hat nicht daran gedacht, dass wir heute vielleicht auch noch etwas zum Essen brauchen.“ Sie wirft ihm einen tadelnden Blick zu und ich nicke schnell um ihr zu bedeuten, dass Pasta auf jeden Fall OK sind.

„Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert, Jason?“, schleudert sie mir die Frage entgegen, vor der ich Angst habe, seit seine Faust auf meiner Wange gelandet ist. Das Ganze ist eigentlich eine ganz lustige Angelegenheit. Wenn man Umfragen zu dem Thema macht, oder Leute einfach so danach fragt, wie sie sich verhalten würden, wenn sie ein potenzielles Opfer von Gewalt kennen würden, sagen alle, dass sie denjenigen auf seine Verletzungen ansprechen und einschreiten würden. Die Realität aber ist anders. Seit drei Tagen laufe ich nun so herum und Coles Mum ist die erste, die mich darauf anspricht. Lehrer haben mich schief angeschaut. Auch Schüler haben einen Blick mehr als sonst auf mich verschwendet. Aber darauf angesprochen wurde ich bisher von niemandem. Scheinheiligkeit. Manchmal denke ich, dass das das eigentliche Problem ist. Aber dann denke ich an meinen Vater und mir wird klar, dass ich niemandem, der außen steht, die Verantwortung für irgendetwas geben kann.

He Ain't All BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt