Kapitel 25. /- Zu Hause

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„Es war nur ein Traum!", versuchte Tim mich zu beruhigen und setzte sich zu mir auf das Bett. Das er mich oberkörperfrei in den Arm nahm, ignorierte ich gekonnt.

Wenn er nur wüsste. Es war leider kein Traum. Wir befanden uns in der bitteren Realität. Mit wäre es anders ja auch lieber. Dennoch genoss ich die Umarmung und schloss die Augen.

Mittlerweile war der Tag gekommen, an dem ich abreiste. Der Tag, an dem ich meine Eltern wieder sehen musste und der Tag, an dem ich eine Woche wieder zu Hause leben musste. Mit Tim hatte ich weder über den Beinahe-Kuss, noch über meine Gefühle gesprochen. Ich gebe es zu. Ich war einfach zu schüchtern. Jedes Mädchen beneidete ihn und wollte am liebsten mit ihm zusammen sein. Er war heiß, gut aussehend, ein Player und typischer Badboy. Kein Wunder, dass jedes Mädchen von ihm schwärmte. Er wusste genau, wie man wen um den Finger wickelte.

Tim und ich waren im Zimmer und packten die Koffer. Es war leise und keiner redete ein Wort. Eine peinliche Stille herrschte. Die Frage, warum er als kriminell galt, beschäftigte mich schon länger. Was konnte ich verlieren? Ich beschloss ihn einfach zu fragen.

„Ich habe mir mein eigenes Bild gemacht und verstehe nicht, warum du als kriminell giltst. Warum?", fragte ich offen. Tim sah mich eine Weile stumm an, bis er antwortete:„Du kennst mich nicht. Ich bin nicht so wie du denkst." Was sollte das schon wieder bedeuten? Hieß das er hielt sich selbst für kriminell? „Ist man einmal auf der schiefen Bahn, kommt man nicht mehr so schnell runter!", fuhr er fort. „Mann kann doch sicher den Weg auf die richtige Bahn wechseln.", sprach ich vorsichtig. Ich hatte keine Ahnung wovon er redete. „Rede nirgends mit, was dich nichts angeht! Du solltest Angst oder zumindest Respekt, wie jeder anderer vor mir haben!", fuhr er mich kalt an, sodass ich Gänsehaut bekam. Mit diesen Worten nahm er seinen gepackten Koffer und verschwand aus der Tür.

Einige Sekunden sah ich ihn geschockt hinterher. So hatte er noch nie mit mir gesprochen. Ich hatte ihn noch nie so aufgelöst gesehen. Was hatte ich falsch gemacht?

Traurig zog ich die Koffer hinter mir her und ging zum Bus. Dort wartete Jenny auch schon.

„Hii!", begrüßte mich Jenny glücklich und fiel mir um den Arm. „Hey!", erwiderte ich die Umarmung. „So schlimm wird es bei dir zuhause sicher nicht!", versuchte sie mich zu beruhigen, als sie meinem Blick sah. „Du hast keine Ahnung!", murmelte ich schlecht gelaunt und steckte mir eine hevorgerutschte Haarsträhne hinter das Ohr. „Da hast du aber auch wieder recht!", seufzte sie und sah mich wieder mitleidig an. Nun waren wir mit dem Bus auf dem Weg zum Flughafen.

Beim Flug passierte nicht spannendes: Die Lehrer checkten ein. Dann setzte sich jeder ins Flugzeug. Zum anderen Flughafen kam dann ein Taxi, wo wir ins Internat zurück fuhren. Beim Internat angekommen, hatte ich erst einmal zirka eine Stunde Pause. Meine Eltern würden mich erst in genau 75 Minuten abholen. Manche Schüler wurden (wie ich) von den Eltern abgeholt und andere fuhren mit dem Bus.

Aufgeregt lief ich in die Mädchen Abteilung, wo Melissa mir kreischend um den Hals fiel. Ich lachte und erwiderte die Umarmung. „Wie geht es dir? Was gibt's neues? Wo ist Jenny?", bombardierte sie mich gleich mit Fragen. „Ganz ruhig. Komm erst mal wieder runter!", versuchte ich sie zu beruhigen und lachte.

„ Mir geht es super! Neues gibt es viel und Jenny kommt gleich!", beantwortete ich ihre Fragen. „Was für neues?", fragte sie sofort.
„Oh mein Gott. Hast du mir gefehlt!", fiel Melissa auch noch Jenny um den Hals. Ich fing an zu grinsen. Jenny und Melissa kannten sich schon länger. "Du mir doch auch!",antwortete Jenny glücklich lächelnd.
„Wann werdet ihr abgeholt?", fragte Tyler in die Runde. „Tyyyyyler!", schrie Jenny glücklich und gab ihm einen langen Kuss. Ich lächelte, sah aber beim Kuss weg, da ich ihnen ein bisschen Privatsphäre geben wollte. „Knuddeln!", rief Tyler nach dem Kuss, worauf Melissa und ich kicherten und Tyler freundschaftlich in den Arm nahmen. Wie ich die beiden vermisst hatte. Besonders Melissa.
Nach dem „Knuddeln" gingen Melissa, Jenny und ich packen. Tyler ging in sein eigenes Zimmer. Ich brauchte eigentlich nicht viel packen, denn zu Hause hatte ich ja auch noch ein paar Sachen. Ich nahm keinen richtigen Koffer, sondern bepackte einen Rucksack. Langsam machte ich mich ans Werk. „Und schon wieder ein Abschied!", jammerte Melissa. „Doch nur eine Woche! Das wirst du schon überleben", lächelte Jenny sie ermutigend an, wo ich ihr zustimmte.

Nun stand ich vor dem Internat und wartete, bis ich abgeholt wurde. Meine Eltern mussten in fünf bis zehn Minuten da sein. Hoffentlich werde ich meine Ex-Schüler nicht begegnen. Das wäre der Horror. Würden sie mich wieder schlagen. Gibt es in der Schule ein neues Opfer? Ich hatte viele Fragen im Kopf, jedoch keine Antworten. Wenn mich schon Leo hasste, warum dann die anderen auch?

„Hey, Jessica!", schrie mir eine bekannte männliche Stimme, wo ich sofort aufsah. Tim hatte ebenfalls einen Rucksack am Rücken und kam mir lächelnd entgegen. „Hey!", begrüßte er mich. „Hi", lächelte ich schüchtern zurück. Warum auf einmal wieder schüchtern? Ich schlief in der San Francisco Woche doch mit ihm zusammen.
„Du wirst also abgeholt?", fragte er. Ich nickte: „Ja, wie es aussieht!" „Du auch?", fragte ich ihn weiter. „Ja, wie es aussieht!", lächelte er und wirkte auf einmal schüchtern. Das konnte doch nicht sein? Tim und schüchtern? Das musste ich mir eingebildet haben! Tim war NIE schüchtern. „Schreiben wir diese Woche?" fragte er und kratzte sich verlegen auf dem Hinterkopf. „Warum nicht?", lächelte ich und konnte innerlich Luftsprünge machen. Tim wollte mit mir schreiben! Der Mädchenschwarm und Badboy (Warum auch immer). Ich sah Tim lächelnd in den Augen. Welche schönen Augen!

Plötzlich riss mich das Hupen eines Autos aus den Gedanken, worauf ich aufschreckte. Tim schmunzelte und bemerkte wohl auch, dass ich gemeint war. Meine Eltern hatten gehupt und schrien mir. „Also bis dann!", verabschiedete ich mich nervös. Jedoch bevor ich gehen konnte zog mich Tim in eine Umarmung. Nur Freundschaftlich. Versteht sich doch, oder? Ich genoss seine Nähe und atmete unauffällig seinen Duft ein. Dann lösten wir uns. „Tchau!", lächelte er. Ich lächelte zurück und verabschiedete mich ebenfalls mit Tschüss.

Dann drehte ich mich um ging zum Auto. Meine Mutter rannte mir glücklich entgegen, während mein Vater lächelnd hinterher ging. „Du hast mir so gefehlt!", fiel mir meine Mutter in den Arm und schluchzte. Nicht doch. Eine Träne verlies ebenfalls meine Augen, die ich aber sofort weg wischte. Ich war glücklich meine Eltern zu sehen. Mehr als das. Wir standen uns sehr nahe. „Ich vermisste dich auch!", gab ich zu und drückte sie. Als nächstes drückte mich Dad, wobei keine Tränen seinen Augenwinkel erreichte. Mom und ich waren halt sehr emotional. Das war schon immer so.

„Dann steig ein!", grinste Dad und ging zum Auto, wo jetzt Mum und ich ihm folgten. Nun warteten zwei Stunden Autofahren auf mich. Ich setzte mich hinter dem Beifahrersitz und spielte irgendetwas auf meinem Handy . Dann fuhr Dad los. Die ganze Autofahrt hatte Mum mich mit Fragen ausgequetscht. „Und, hast du schon einen Freund?", war die nächste Frage von Dad diesmal. „Was? Nein!", antwortete ich schnell. Mir hätte klar sein müssen, dass diese Frage auch kam. „Was ist den mit dem, den du umarmt hattest. Da sind doch Gefühle im Spiel. So etwas sieht jeder blinder!", fragte sie mich. „Wir sind nur Freunde. Da sind keine Gefühle im Spiel!", log ich.

Mum wollte schon den Mund öffnen, um noch eine Frage zu stellen, als das Auto zu Stehen kam. Anscheinend hatten Mum und ich gar nicht bemerkt, dass wir schon da waren.
Langsam stieg ich aus und musterte das mir mehr als bekannte Haus.

Und hier stand ich wieder. Vor dem Haus mit guten und schlechten Erinnerungen. Eigentlich hatte sich nicht viel verändert. Das einzige, dass mir auffiel war, dass die Türklingel erneuert wurde und es andere Vorhänge gab. Langsam betrat ich den Eingang. Ich hätte nicht gedacht wieder so schnell nach Hause zu kommen.

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Das nächste Kapitel ist da! Was denkt ihr bisher? Jessica ist wirklich wieder zu Hause, zwar nur eine Woche, aber immerhin. Dieses Kapitel war eher ein Übergangskapitel. Liebt Tim Jessica auch, oder war diese Geste nur freundschaftlich? Ich würde mich über ein Vote oder Kommetar freuen. 😉 Habt ihr irgendwelche Wünsche? Dieses Kapitel ist sogar länger! 😄 Sry, dass kein Update kam, mein Datenvolumen war aufgebraucht. 😊😳😏
Wundert euch nicht, dass jetzt noch ein Update kommt. Es ist der Prolog. Ich möchte ihn jetzt hochladen. 😊 Ihr könnt es euch durchlesen. Es wird euch bekannt vorkommen.
Canonym (Carina)

1439 Wörter

Jessica  #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt