Kapitel 31. /- Klartext

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Bei jeden Schritt zur Tür schienen meine Füße plötzlich schwerer zu werden. Am liebsten wäre ich davon gerannt. Es waren viel zu viele schlechte Erinnerungen, wenn ich an Damien dachte. Vor der Tür blieb ich stehen. Konnte ich das wirklich? Wie würde Damien mich ansehen? Hasserfüllt? Mitleidig? Traurig? Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich die Tür öffnete.

Als erstes kannte ich eine zierliche, hübsche und braunharige Frau. Sie trug eine schwarze Brille und elegante Mode. Also ein schönen grauen Rock und dazu da passende Jacket.
Als zweites konnte ich Damien ausmachen. Sein Mund war zu einen schwachen, entschuldigten Lächeln verzogen, als er mich sah. Er hatte leicht auffallende Augenringe. „Hallo!“, lächelte ich seine Mum gezwungen freundlich an und lies sie herein kommen. „Oh, hi ich bin Rose!“, lächelte die Frau und reichte mir ihre Hand. „Hallo“, wiederholte ich, sah sie an und schüttelte sanft die Hand. „Schön dich wiederzusehen!“, lächelte auch Damien und reichte meine Hand. Für einen kurzen Moment zögerte ich und sah in seine dunkelbraunen Augen. Sein Blick war neutral.

Ich schluckte den Klos hinunter und nahm seine Hand, welche er auch sanft mit einen nicht zu festen Händedruck schüttelte.
„Schön, dass ihr da seid!“, lächelte meine Mum die beiden fröhlich an. Warum war eigentlich Damiens Dad nicht dabei? „Setzt euch doch“, bat Dad und lies sich am Küchentisch nieder. Ich tat es ebenfalls. Jedoch setzte sich Damien gegenüber. Na, super. Oder?

Genervt sah ich Damien an. Er jedoch sah nur traurig an die Wand. Irgendwie machte sich Mitlwid in mir breit, obwohl ich keinen Grund dafür gehabt hätte. „Also, Damien. Danke dass du den Krankenwagen riefst. Wenigstens hatte jemand ein Herz. Danke!“, bedankte sich Dad. „Oder?“, fragte er mich nach, als ich keinen Ton von mir gab, was er jedoch von mir erwartete. „Ähh, ja danke!“, gab ich von mir und rutschte unruhig auf meinem Sessel hin und her. Im Blickwinkel konnte ich Damien ausfindig machen, der mich beobachtete. Mir war das äußerst unangenehm, dass auch Mum merkte. Besorgt starrte sie mich an. Dann ging sie in die Küche.

„Damien du bist du auch auf die Schule gegangen, auf der Jessica ging oder?“, fragte Dad und wollte somit ein Gespräch aufbauen. Damien schien diese Frage auch sehr unangenehm sein. Er sah kurz zu mir, erstaunt, dass ich nichts erzählt hatte und nickte dann meinen Dad zu.

„Das Essen!“, strahlte Mum und servierte es. Es gab Wiener Schnitzel. Ich fand es richtig lecker. Dazu trank och Cola, wie auch Damien. Sonst verlief das Essen eigentlich ruhig. Ich sprach nicht viel. Um genau zu sein, sprach ich nur das Nötigste. Auch nach dem Dessert, alls ich Mum mittlerweile schon geholfen hatte, den Geschirrspüler einzuräumen, saßen sie noch da und quatschten.

Meine Eltern quatschten gerade mit Rose über alles mögliche. Ich saß nur da, horchte ein wenig zu und starrte auf die Wand, wo die Uhr hing. Damien jedoch war im Gespräch auch hin und wieder beteitigt. Was Tim wohl tate? Liebte er mich jetzt auch? Freute er sich auch genauso, wie ich mich freute ihn endlich wiederzusehen? Dachte er auch an mich? Gedankenversunken knetete ich meine Finger. „Entschuldigung. Ich möchte mal kurz mit ihrer Tochter reden!“, bat Damien meine Eltern und sah mich bittend an. Dann stand er auf und kam mir entgegen. Ich stand ebenfalls auf und sah ihn fragend aber auch ängstlich an, was ich so gut ich konnte zu unterdrücken versuchte.

„Ich muss mit dir reden! Wo kann man mit dir alleine reden?“, fragte mich Damien. „Ähh, im Garten!“, antwortete ich verwirrt und ging mit ihm nach draußen zur Hollywood Schaukel. Dort setzte ich mich am Ende und wollte Abstand schaffen, was Damien jedoch nicht zu wollen schien. Er setzte sich direkt neben mich. Ängstlich was jetzt kommen sollte, starrte ich ihn an. „Ich habe vor dir einiges zu erklären . . . Und mich zu entschuldigen!“, begann er zu reden. Ich wollte den Mund öffnen und etwas dazu zu sagen, doch er redete weiter.

„Vor 6 Jahren etwa, starb mein älterer Bruder. Mein Vater hatte ihn so geliebt und wollte nicht akzeptieren, dass er tot war. Er begann zu trinken und schlug mich und Mum. Irgedwann hatte ich die Nase, voll und stellte mich vor Mum, um sie zu schützen. Mum war meistens das Opfer. Doch das verschlimmerte es nur. Er nahm dann auch seinen Gürtel und schlug auf mich und Mum ein. Ich konnte nichts gegen ihn machen. Ich war zu schwach!“, erzählte er traurig und sah zu Boden. Tränen flossen aus seinen Augen. Mir tat er so leid. Ich hatte keine Ahnung, dass er einen älteren Bruder hatte. Ich hatte auch keine Ahnung, dass sein Vater so gewalttätig war.

„Es tut mir leid!“, sprach ich mitfühlend und senkte den Blick. „Das muss es nicht! Ich will dir nur alles erklären!“, fuhr er fort. Ich nickte. Vielleicht würde ich ja so mit meiner Vergangenheit abschließen können? Dann erzählte er weiter.

„So ging es mir und Mum fast 4 Jahre. Mein Vater berücksichtigte meine und Mums Trauer nicht. Ich war auch dann Einzelkind. Mir fehlte mein Bruder auch. Doch er haute dann einfach ab. Er sagte immer, ich würde ihn zu sehr an Tobias, meinem älteren Bruder erinnern. Ob er nüchtern oder besoffen war, als er ging, weiß ich nicht, auf jedenfall war ich froh, dass er weg war! “, berichtete er und sah mit Tränen in den Augen zu Boden.

Traurig darüber, was er mir erzählte sah ich zu den Bäumen, die im Wind wehten. Damien tat es genauso. Einige Frgen machten sich in mir breit. Doch ich wollte die Stille, die jetzt herrschte nicht brechen. Irgendwann brach ich sie doch. „Was hat das jetzt mit mir zu tun?“, fragte ich leise, fast schon flüsternd. „Ich hatte mich geändert. Komplette 360 Grad. Ich wurde kalt und bekam den Ruf als Badboy. Dann kam Leo und mobbte dich. Ich tat einfach mit ohne auf die Gefühle anderer zu achten. Ich war zu dir sogar kälter und gemeiner, als Leo es war. Ich fand keinen Lebenssinn.
Es tut mir so leid, Jessica.“, entschuldigte er sich und sah mich traurig an.
„Warum hattest du deine Meinung geändert?“, fragte ich ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. „Ich hatte es leider erst eingesehen, als du das letzte mal, vor dem Internat, fast ohnmächtig auf dem Boden lagst und leise 'Ich will sterben' oder Mein Leben hat keinen Sinn mehr' vor dich hin wimmertst. Da hatten wir dich erst zusammengeschlagen.“ Mit zusammengepressten Lippen sah er mich an und wartete auf eine Reaktion meinerseits. Doch ich sah mit Tränen in den Augen wieder zu den Bäumen. Es waren schreckliche Erinnerungen.

Flashback:

Es war in der Schule, wo mich fast alle Schüler anstarrten. Nun begann plötzlich auch schon Leo, der neben Damien stand,  auf mich einzutreten. Damien trat auch. Vor Schmerzen schrie ich auf, doch keiner half mir.
Sie schlugen mich häufiger. Das war für mich nichts neues mehr. Ich lag am Boden,  zog meine Knie ein und schlang meine Arme darüber. Manchmal wimmerte ich vor Schmerz auf oder schrie ich. Ich hatte solche Schmerzen. ,So lag ich da. Sie traten und traten immer weiter auf mich ein. „Nein!, aufhören!", schrie ich öfters, jedoch keiner von ihnen hatte Mitleid. Keiner hörte auf. In der ganzen Menge von Schülern sah ich die ganze Bitches. Machen lachten mich aus. Manche Mädchen sahen mich auch mitleidig an und tuschelten miteinander. Ich hatte solche Schmerzen, sodass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde.

Flashbach Ende.

Stumm flossen mir Tränen hinunter. Mir war es egal, wie ich aussah. Wahrscheinlich war meine ganze Wimperntusche verlaufen. „Es tut mir leid!“, wiederholte sich Leo. „Ich wusste gar nicht, dass ich redete“, begann ich wieder ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. „Also, wieso ich dich letztens zusammenschlug willst du sicher auch wissen! Ich hatte schon viel getrunken. Dann hatte Leo, mir angeboten, Geld zu bezahlen, wenn ich ihm helfen würde, dich zusammen zuschlagen. Natürlich hatte ich zugesagt. Ich war betrunken!“, stellte er klar. „Das wäre dann geklärt!“, flüsterte ich meine Gedanken aus. „Jap“, bestätigte Damien.

Dann folgte wieder eine Stille. Damien lies mir Zeit nachzudenken. Ich war froh, endlich Antworten zu kennen. Diese Fragen hatte ich mir schon so oft gestellt.

„Kannst du mir verzeihen?“, fragte Damien danach irgendwann in die Stille hinein. Er hatte mir viel angetan. Auf dies Frage war ich nicht eingestellt. . .

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Diesmal ein längeres Kapitel. Was glaubt ihr? Wird Jessica Damien verzeihen?
Canonym (Carina)

1394 Wörter

Jessica  #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt