Kapitel 32. /- Wieder da

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„Kannst du mir verzeihen?“, fragte Damien danach in die Stille hinein. Er hatte mir viel angetan. Auf diese Frage war ich nicht eingestellt. . .

Hilflos blinzelte ich. Damien hatte mich jahrelang gequält und verlangte jetzt, dass ich ihm verzeihen würde. Ich wusste nicht einmal, ob er es ernst mit mir meinte.

„Damien . . . Ich . . .!“, stotterte ich und überlegte, einen sinnvollen Satz. Doch die Hoffnung in Damiens Augen machte es nur schwieriger.
„Damien du hast mir in der Vergangenheit so viel angetan“, fing ich an , „Das kann ich nicht einfach vergessen und auf  'Best Friends' tun. Tut mir leid!“, entschuldigte ich mich.

„Okay“, sagte Damien nach ein paar Sekunden Stille. „Da bin ich wohl selber Schuld.“,  verzog er seine Lippen zu einen schmalen Strich und lächelte gezwungen. Ich nickte, das was ich gesagt habe, war noch harmlos gewesen. „Überlegs dir“, bat mich Damien, gab mir einen Zettel und ging zurück ins Haus. Ein bisschen irritiert saß ich noch einige Sekunden auf der Hollywoodschaukel und sammelte meine Gedanken, bevor ich auch hinein ging.

Auch irritiert sah Mum zuerst zu mir und dann zu Damien. Ihr fiel wohl auf, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Jedoch sagte sie nichts dazu. Damien saß nun wieder gegenüber von mir. „Was gab es denn zu besprechen?“, fragte Dad und konnte die Neuigkeit nicht unterdrücken. Mir war es vor anderen peinlich. So etwas fragte man nicht. Damien wollte alleine mit mir reden. Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf Damiens Lippen. „Wir sprachen über meiner Schule. Manche Schüler und Lehrer und so. . . “, antwortete Damien. Damien log richtig gut. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, hätte ich es ihm locker abgekauft.

Dad nickte und schenkte mir ein warmes Lächeln. Er wollte schon immer, dass ich mit der Mobbing-Sache abschließe und eine Art neues Leben beginne. Anscheinend dachte er ich hätte mich Damien offenbart, was ich so eigentlich nie gemacht hätte. „Also, Rose. Was möchtest du trinken? Ein Glas Wein?“, fragte Mum Rose und schon begann wieder ein neues Gespräch. Ich redete nur ein paar mal mit und war sonst in Gedanken versunken. Irgendwie tat mir Damien schon auch leid. Er hatte mir zwar viel angetan, aber hatte in seinem Leben auch sehr viel durchgemacht.

Ich stand mit meinen Eltern gerade an der Tür und verabschiedete mich.
„Ich hoffe ihr kommt uns mal wieder besuchen!“, lächelte Mum und sah zu Damien. „Aber natürlich!“, antwortete Rose und umarmte zuerst Mum und dann Dad. Ich sah, Mum, Dad und Rose einfach nur mir großen Augen an. Anscheinend hatten sie sich echt gut angefreundet. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob es mir recht war oder nicht. Damien hatte jedoch seine Fehler eingesehen. Zumindest hoffte ich das.

„Tschüss Jessica. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!“, verabschiedete sich Rose von mir und umarmte mich als Verabschiedung, wo ich deutlich überfordert schien, es jedoch zum Überspielen versuchte. „Tschüss Rose!“, verabschiedete ich mich freundlich. Meine Mum umarmte zur Verabschiedung sogar Damien. Dad klopfe Damien bei seiner Umarmung auf die Schulter. Irgendwie kam ich mir verstört vor. Vor zirka einem Jahr hatte Damien mir das Leben noch zur Hölle gemacht. Und jetzt? Jetzt war alles anders.
Mittlerweile war ich in der Reihe.

Auch mich nahm Damien in die Arme und murmelte ein ehrliches „Es war schön dich wieder zu sehen“. Zögernd legte ich die Arme um ihn. Damien schien sich tatsächlich geändert zu haben. Vielleicht schafften wir es ja Freunde zu werden. Ich vertraute mal darauf, dass mich meine Menschenkenntnisse​ nicht täuschten. Ich meine umsonst hätte er mir von seiner Vergangenheit nicht erzählt. Er wollte Vertrauen aufbauen. Es dauerte vielleicht einige Zeit, aber es war möglich, dass ich ihm halbwegs vertraute. „Ich schreib dir mal!“, flüsterte ich es nur so, dass er es hörte und löste mich von der Umarmung.

Damien lächelte mich an und nickte. Dann gingen Rose und er. In Gedanken versunken sah ich ihnen noch hinterher und wendete mich zur Treppe um in mein Zimmer zu verschwinden. „Was war das?“, fragte Mum und sah mich an. „Ihr verhieltet euch irgendwie komisch!“, bemerkte auch Dad. „Nichts!“, nuschelte ich und rannte nach oben. Meine Eltern würden es nicht verstehen. Jedoch nicht bevor meine Mum zu einen Entschluss kam. „Sie ist verliebt!“, rief sie kleinlaut durchs Haus. Genau so, dass ich es im Zimmer wahrscheinlich nicht gehört hätte. Typisch Mum.

Ich verdrehte die Augen. In Damien? Ganz bestimmt nicht. Wir hätten nie ein Paar sein können. Dazu würde das Vertrauen nicht einmal reichen. Auch nicht in ein paar Jahren. Ich war verliebt. Ja. Aber in Tim, dem Badboy des Internats.

Müde ging ich duschen, putze die Zähne, speicherte die Nummer von Damien ein und viel in einen etwas unruhigen Schlaf.

Am nächsten Tag, wachte ich hundemüde auf. Es war fünf Uhr in der Früh und ich musste erst um acht Uhr im Internat sein. In der Nacht hatte ich sowieso ein paar mal auf die Uhr gesehen, weil ich nicht schlafen konnte. Müde schnappte ich mir eine helle Jeansleggin, ein schwarzes Shirt plus Unterwäsche und zog mich um. Meine Blutergüsse waren noch dunkellila. So schnell schienen sie wohl nicht zu verheilen. Ich seufzte. Den Grund warum ich sie hatte würde ich eh sowieso Jenny und Melissa erzählen. Wir waren beste Freundinnen. So etwas erzählte man sich doch, oder? Dann ging ich ins Bad und wusch mir erstmal das Gesicht. Ich sah aus wie . . . wie ein Zombie.

Als ich die Treppe hinunterkam, schliefen meine Eltern noch. Ich machte einfach Pencakes und einen Kaffe für ihnen. Bevor ich sie wecken konnte, kamen sie jedoch die Treppe hinunter. Lächelte begrüßten mich meine Eltern und setzten sich. „Normalerweise hätte ich, am Tag deiner Abreise das Frühstück machen sollen!“, beschwerte sich Mum. „Ach Mum, ich hatte das gerne gemacht“, lächelte ich sie an und setzte mich zu ihnen als ich mit dem Frühstück richten und servieren fertig war.

Das Frühstück verlief relativ ruhig. Inzwischen saß ich im Auto. Es war jetzt eine einstündige Autofahrt angesagt. Gelangweilt verwendete ich meine Kopfhörer und hörte meine Playlist. Es lief gerade Tuesday feat. Danelle Sandoval. Ich liebte dieses Lied. Als es 7:45 bekam ich plötzlich eine SMS.

>Hey, wann kommst du. Du brauchst vlt lange. Vermisst du mich denn gar nicht? :'( <  -Tim

Ich schmunzelte. Es waren vielleicht nur mehr fünf Minuten Autofahrt. Ich war also gleich da. Deshalb schrieb ich ihm auch nicht zurück. Nun waren wir angekommen. Langsam öffnete ich die Autotür. Ich konnte Jenny und Melissa am Eingang sofort ausfindig machen. Beide sahen richtig glücklich aus und strahlten. Anscheinend hatten sie eine schöne Woche. Dann sahen sie mich und lächelten mich an.

Melissa ging sofort glücklich in schnellen Schrittes auf mich zu. Sie war ein bisschen schüchterner, als Jenny. Denn Jenny rannte schon auf mich zu und zog mich in eine stürmische Umarmung, bevor ich mich schon von meinen Eltern verabschieden konnte. Es tat gut sie wiederzusehen. Obwohl es nur eine Woche war.

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Ich hoffe es gefällt euch. Ich bin mit diesem Kapitel weniger zufrieden.
:( Es wird jetzt gleich noch ein Infokapitel folgen. :)
Canonym (Carina)

1164 Wörter

Jessica  #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt