Chapter 11|•We could have been really happy•

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Die Keycard ließ das moderne Türschloss grün aufblinken und ein mechanisches Klicken verriet der brünetten Vampirin, dass die Tür aus dunklem Holz offen war. Mit ernster Miene drückte sie die Klinke hinunter und betrat das leere Hotelzimmer. Sie hatte sich darauf vorbereitet fremde Frauenkleidung auf dem Boden zu entdecken, doch der Raum war ordentlich aufgeräumt, die Bettlaken, welche bei ihrem letzten Auftauchen zerwühlt gewesen waren, waren glatt gestrichen worden. 

Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren Körper, als sie sich daran erinnert worden war, wer die Laken zerwühlt hatte. Mit glasigen Augen starrte sie für einen Moment auf das gemachte Queen Size Bett, bevor sie angewidert den Kopf abwandte und zielstrebig zum Kleiderschrank ging, wo sie ruppig ihren Koffer herauszerrte und ihre Sachen hineinwarf. 

Sie hatte keine Lust auch nur einen Moment länger als nötig in dem Raum zu bleiben. 

Die schlanke Frau ging steif zu dem Nachttisch neben dem Bett, riss die Schublade auf und wollte nach dem Kalender darin greifen, doch ihr Blick blieb an dem kleinen, gelben Notizzettel hängen, der darauf lag. 

Ich liebe dich 

Stand dort in seiner geradlinigen Handschrift. Schatten legten sich über ihr Gesicht, als sie mit dem Finger über die Buchstaben strich. 

2012, Nizza, Frankreich 

"Was hast du vor?" Raven ließ sich ungeduldig von ihm durch die Straßen ziehen, sie steuerten an den Menschen vorbei in Richtung Hafen. Die Sonne hatte einen tiefen Stand erreicht und warf orange Strahlen über die Häuser der französischen Hafenstadt. 

Er lief vorne, seine Finger fest mit ihren verschränkt, nicht willens auch nur für einen Moment loszulassen. Das junge Paar wirkte auf umstehende Passanten vergnügt, sie lachte mädchenhaft auf, ihn anbettelnd ihr zu sagen, was er vorhat. 

Eine ältere Dame lächelte bei ihrem Anblick leise in sich hinein, die beiden zogen unbekümmert an ihr vorbei. 

Als sie im Hafen, in welchem von kleinen Booten bis zu großen Yachten alle arten von Freizeitbooten lagen, ankamen, sprang er auf ein weißes Speedboot, das im Wasser ,an den Steg geknotet, trieb. "Ich nehme an, dies ist nicht deins?"meinte sie den Kopf zur Seite neigend und die Augenbrauen hochziehend, eine Andeutung sie sei über den Diebstahl verärgert. 

Er schenkte ihr ein zahnweißes Lächeln. "Ich dachte, du findest es sexy, dass ich Pirat war."entgegnete er selbstsicher und ihr abschätzender Blick wurde durch ein Glitzern in den Augen ersetzt. "Na dann, entführen Sie mich, pirate." Ihr Französisch besaß nicht den Hauch eines Akzents, was ihn teilweise verrückt machte, wenn sie ihn für seinen harten Ton auslachte. 

Wie ein Gentleman hielt er ihr seine Hand hin, welche sie mit einem verliebten Lächeln annahm und sich in das sportlich geschnittene Boot helfen ließ. 

"Wo fahren wir hin?"fragte sie, als er das Steuer nahm, sie ihre Arme von hinten um ihn schlang und sich gegen seinen muskulösen Oberkörper lehnte. "Lassen Sie sich überraschen, Mylady."grinste er und setzte das gestohlene Speedboot in Bewegung. 

Das Boot ließ die Wellen hinter sich aufschäumen, als sie über das azurblaue Meer flogen. Wind ließ sein graues Shirt und ihr weißes Sommerkleid flattern, sie legte den Kopf in den Nacken und lachte glücklich.


Raven verbannte die Erinnerung, indem sie hektisch ihren Kalender aus der Schublade nahm und sie energisch zumachte. Die  Vampirin beeilte sich ihr Zeug zusammenzupacken und eilte zur Tür, die genau in diesem Moment nach innen aufschwang. Raven wich zurück, als Marcus den Raum betrat, dessen Augen weiteten sich bei ihrem Anblick überrascht. "Raven."sagte er vorsichtig, Schuldgefühle trübten das Blau seiner Augen. "Ich war gerade dabei zu Gehen."zischte sie bissig und machte einen forschen Schritt nach vorne, doch er machte keine Anstalten von der Tür wegzugehen. "Es tut mir so unendlich leid, ich weiß nicht, wie ich das tun konnte, Rav."setzte er hastig an, während ihre Augen sich wütend zu Schlitzen formten. "Lass mich durch, bevor ich dir wehtun muss."drohte sie, Unwillens diese auch wahr werden zu lassen. 

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