Chapter 16|•The Beginning of the End•

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1874, Argentinien 

Draußen herrschte eine trockene Hitze, die Nacht hatte keine sonderliche Abkühlung gebracht. Kein erfrischender Wind drang durch die geöffneten Balkontüren in das Schlafzimmer, die weißen Vorhänge hingen komplett regungslos an der Stange hinunter. In dem Bett wälzte sich eine männliche Gestalt unruhig hin und her. Schweißperlen standen auf seiner bleichen Stirn, die dunkelblonden Haare klebten an den Schläfen. Er sah krank aus, die Lippen farblos und die hohen Wannenknochen stachen kantig hervor. 

Das dünne Laken lag zu einem Knäuel verknittert am Fußende, seine weiße Nachtwäsche war durchgeschwitzt. 

Abrupt öffneten sich seine Augen und er starrte schwer atmend zur Decke. Er fühlte sich plötzlich beobachtet, als wäre er nicht allein in dem Raum. 

Schwerfällig drehte er sich zur Seite und erschrak, zwischen den leichten Vorhängen stand eine Frau. Sie hatte eine schlanke Figur, die sie in ein schwarzes, viktorianisches Kleid gehüllt hatte. Trotz der Hitze war es langärmlig und sie trug schwarze Seidenhandschuhe. Ihr Gesicht wurde von einem schwarzen Trauerschleier bedeckt, der wie viele Elemente ihres Kleides aus bestickt war. Ihr Kleid betonte ihre Figur mit Rüschen und der Rock war gerafft worden. 

Auch wenn sein Geist benebelt war, erkannte er, dass sie nicht von hier war. Dass sie nicht hergehörte. 

Schweigend starrte er sie an, sie bewegte sich nicht, was ihm mulmig zumute werden ließ. Genauso hatte er das Gefühl, dass es auf einmal kalt geworden war. 

Dann endlich, nach einer Zeit der unheimlichen Starre, regte sie sich. Langsam und mit einer gruseligen Eleganz hob sie ihren rechten Arm, zuvor hatte sie die Hände im Schoß gefaltet gehabt. Die Frau schien ihre Hand nach ihm auszustrecken. 

"So viel Schmerz, mein Todbringer. Bring, mir ew'ges Leid. Komm, nimm von mir, die Trauer, die du mir auferlegtest." Ihre Stimme war ihm vertraut, doch er konnte ihr kein Gesicht geben. Der weiche, betörende Klang läutete eine Glocke in seinem Kopf, aus längst vergangenen Tagen. 

 Sie war so verstörend schön, dass er einen kurzen Moment tatsächlich in Erwägung zog ihre kleine behandschuhte Hand zu nehmen. Bis er realisierte, dass sie etwas in der Hand hielt. Ein goldenes Amulett, welches einen glitzernden Rubin umfasste. Verheißungsvoll glänzte er in der Dunkelheit. 

Schließlich berappelte er sich und warf in Frustration eines der Kissen nach dem süßen Geist, jedoch war dieser, noch bevor das Kissen traf, verschwunden. Nur ein leichter Hauch, der die dünnen Vorhängen zum Wehen brachte, zeugte von ihrer Existenz. 


Damals ging Klaus noch davon aus, dass es ein wirrer Fiebertraum war, der durch das Gift hervorgerufen worden war, was man ihm ins Essen untergemischt hatte. Doch jetzt, als er das besagte Schmuckstück in seinen Händen hielt, es wütend ansehend, begriff er. 

"So viel Schmerz, mein Todbringer. Bring, mir ew'ges Leid. Komm, nimm von mir, die Trauer, die du mir auferlegtest."

Stand auf einem kleinen Zettel, der in dem Päckchen gewesen war, das er überreicht bekommen hatte. Die saubere Handschrift war ihm nur allzu gut bekannt. Jetzt nach all den Jahren erkannte er, dass diese Nacht, an die er danach noch viele Gedanken hatte hängen lassen, kein Traum war. Er war tatsächlich davon ausgegangen, dass sie eine Halluzination war, die gekommen war, um seine Opfer zu symbolisieren. Nein, sie war echt gewesen. Aber nichts desto trotz ein Engel der Hölle. 

"Was ist das, Bruder?"fragte Elijah , sein ernster Blick lag auf dem wertvollen Schmuckstück und dem erblassten Gesicht seines Bruders, welches hart vor Zorn war. 

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