Chapter 30|•I want to have you, but I can't have you•

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Raven war high. High von Glücksgefühlen. 

Sie schwebte praktisch wenige Zentimeter über dem Boden, sie zog an angeheiterten Leuten vorbei ohne sie auch nur zu streifen. Unter den, vom Weihnachtsfest berauschten Menschen, fiel ihre eigene Ekstase kaum auf. Selbst Marcel, der neben ihr ging, schob es auf ihre kindliche Freude über das Fest. 

Die unverkennbare Melodie von 'Stille Nacht' drang an ihre Ohren, als sie dem Menschentross durch das geschmückte Quarter folgten. Die Menge bewegte sich einheitlich im Takt der Musik unter den Lichterketten und dem Lametta fort.

Als die andächtigen Klänge zu einer Jazz-Version von 'Santa Claus is Coming to Town' wechselten, fingen sie an zu tanzen. 

Die Vampirin drehte sich grinsend zu Marcel und bevor dieser etwas erwidern konnte, hatte sie schon seine hand ergriffen. "Okay."ließ er sich mit einem aufblitzenden Lächeln mitreißen und sie tanzten Swing zwischen all den Menschen. 

Raven's befreites Lachen klang durch die belebte Nacht, als sie sich ausdrehte und den Kopf in den Nacken warf. Auch Marcel war entspannt und losgelöst. 

"Ich habe fast vergessen, wie gut du Swing tanzt."sagte sie ausgelassen und ließ sich von ihm führen. "Das letzte Mal ist ja auch einige Zeit her."

1933, New Orleans

"Ich muss schon sagen, Mr Gerard. Sie haben den Rhythmus im Blut."flirtete eine dunkelhaarige Schönheit kokett und schmiegte sich lasziv an den farbigen Mann. "Es wäre ein Schande für meine Leute, hätte ich das nicht." Er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem seine perlweißen Zähne leuchteten. 

"Ihre Leute?" Unter ihren dichten Wimpern sah sie verführerisch zu ihm auf, ihre dunklen, purpurnen Lippen hatte sie leicht nach vorne gespitzt, so wirkten sie noch voluminöser. 

"Es war ein herber Verlust für die Stadt, als sie die Jazzer vertrieben haben." "Nicht alle."lächelte sie ein strahlendes Lächeln. 

"Ihr Club hat ein paar von ihnen gerettet. Das war sehr nobel."sagte sie mit rauer Stimme. "Wenn man es so ausdrückt, man könnte es auch Eigeninteresse nennen." Er drehte sie unter seinem Arm hindurch, wobei ihr geraffter Rock aufgewirbelt wurde und um ihre schlanken beine flog. 


"Ja, wir hatten eine schöne Zeit und jetzt sind wir Freunde. Ich bevorzuge das."lächelte sie, es war ein aufrichtiges Lächeln. Die Beziehung zum König von New Orleans war begleitet gewesen von unschönen Blutbädern und Mordzügen durch die Straßen der Stadt. Es war eine aufregende Zeit, mit viel Leidenschaft gewesen, nur hatten die gegenseitigen gefühlt nie den Status: Körperliche Zuneigung überschritten. 

Jetzt 7 Jahrzehnte später schätzten sie ihre Freundschaft und das Vertrauen was sie verband, ganz ohne die körperliche Zuneigung. 

"Denkst du, dass das zwischen dir und Klaus wieder etwas werden könnte."fragte er sie auf einmal und aus seinen mandelförmigen Augen sah er sie ernst an. Ihre Mundwinkel zuckten unwillkürlich nach oben, als sie zu Boden sah, nicht wissend, was sie sagen soll. 

"Wir sind Freunde."wiederholte sie, als wollte sie sich vergewissern, dass sich das nicht in den letzten Sekunden geändert hatte. 

"Ja."bestätigte er sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. 

"Ich denke, wir sind wieder etwas. Es ist etwas kompliziert, Marc ist noch nicht lange tot und hier geht momentan alles drunter und drüber. Aber ja, ich denke ja." Ein strahlendes Lächeln, was so viel mehr sagte als Worte breite sich auf ihrem Gesicht aus. Es ließ ihre Augen funkeln und sie erröten. 

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