Chapter 24|•A Storm is Coming•

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"Bleib hier."raunte Klaus Raven kommandierend zu. "Was wenn nicht?"wollte sie angriffslustig wissen, stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn demonstrativ an. Er lachte bitter auf. 

"Ich breche dir das Genick, wenn es sein muss."entgegnete er locker, sie kniff die Augen zusammen, zögerte. 

"Würdest du nicht."antwortete selbstsicher. Er lachte wieder, sie entspannte sich daraufhin. Doch im nächsten Moment schlossen sich seine Hände um ihren Hals und er drehte ihn zur Seite. Wie eine Stoffpuppe fiel sie zu Boden. Schatten legten sich über sein Gesicht, als er kurz auf sie sah, die auf dem staubigen Sandboden lag. 

Dann stieg er über ihren schlanken Körper und betrat die verlassene Lagerhalle. 

Lichtpunkte tanzten in der Schwärze, bunte Flecken in der Dunkelheit. Ihre Lider flatterten, als sie langsam die Augen öffneten. Die Lichtpunkte vermischten sich zu einem Bild, ihr Augen weiteten sich, während ihr das Geschehene langsam dämmerte und mit einem Satz war sie auf den Beinen. Dem Schmerz und dem Schwindel zum Trotz, sie fokussierte ihre Sinne, nahm alle Geräusche in sich auf. Da waren beschwörende Stimmen, Davina und Kaleb, da war eine verängstigte Stimme, Cami. Sie weinte, um Klaus? Aber der Pfahl war doch funktionsunfähig oder hatten die beiden Hexen zu spät eingegriffen? 

Sie schüttelte den beklemmenden Gedanken, dass Klaus tot sein könnte, ab und marschierte entschlossen zu seinem Wagen. Sie öffnete die Kofferraumklappe, beim Anblick des Inhalts umspielte ein tückisches Lächeln ihre Lippen. Ihre Finger kribbelten, als sie das kühle Material des Gerätes betastete und ihre Hände das Gewehr heraushoben. Die Waffe, deren Geschosse anstelle von Schießpulver mit Eisenkraut gefüllt waren, lag spielend leicht auf ihren Händen. 

Dieser Rachezug wäre nun endlich mal von erfüllenden Erfolg gekrönt, danach würde sie sich Klaus vornehmen. 

Sie nahm das Gewehr in eine Hand und stolzierte mit durchgestreckten Rückgrat auf die Türen zu. Die Vorfreude rauschte durch ihre Adern in Form von Adrenalin, sie fühlte sich wie high. Ihre dunklen Augen funkelten feurig, Mikael's wütende Stimme zog sie an. 

Wie magnetisiert ging sie mit stolzen, langen Schritten durch die heruntergekommene Halle, jeder Schritt auf dem Boden ein selbstsicheres, lautloses Donnern einer Kampftrommel. 

"Aktivier ihn!"hörte sie ihn frustriert rufen. Sie war fast da. Graziös nahm sie die Waffe in den Anschlag und betrat den Raum, gerade im rechten Moment. Mikael hatte den jungen Hexer von Davina getrennt und ihn gegen den Zaun geworfen. Dieser klirrte von dem Zusammenprall mit ihm. Kaleb fiel mit einem aufstöhnen zu Boden. 

Zum selben Zeitpunkt visierte Raven ihn rachsüchtig an und entsicherte die Waffe, die auf die Stelle zwischen unter seinen Schulterblättern gerichtet war, wo sein Herz beständig schlug. Das Klicken ließ ihn verstummen, er spürte die Gefahr in großen Wallungen auf ihn zukommen, es schien, als wäre die Luft dicker geworden. 

"Hallo, Mikael."grüßte sie ihn mit fester, kühler Stimme, sprach ihren Hass unverhohlen aus. Erleichtert atmete Davina auf und lächelte sich entspannend. 

Mit einem dünnen Lächeln schloss er die Augen und lachte heiser auf. "Raven Thornwall, es ist lang her."sprach er, während er sich zu ihr umdrehte und direkt in den Lauf des Gewehrs sah. 

"In der Tat."antwortete sie gedehnt und gab Davina ein Zeichen zu Verschwinden, die bestimmte Kopfbewegung blieb dem Vampirjäger nicht aus. "Traust du dich ohne Waffe nicht Angesicht zu Angesicht mir gegenüber zu stehen?"fragte er höhnend, die Vampirin sah ihn hasserfüllt an, den Zeigefinger um den Abzug gelegt. 

"Ich fand, dass dieser Auftritt wesentlich dramatischer rüberkommt, nicht?" "Nur Feiglinge brauchen Distanzwaffen."spottete er knurrend, das traf die stolze Frau. "Nur Feiglinge bringen Menschen aus dem Umfeld ihres eigentlichen Opfers um, weil sie Angst haben sich ihm zu stellen."schoss sie mit honigsüßer Stimme zurück. Er ballte die Hände zu Fäusten und sah sie wütend an. Von einem dunklen Knurren begleitet veränderte sein Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze. 

"So dramatisch."seufzte sie sarkastisch und drückte gnadenlos ab. Der Rückstoß fuhr durch sie hindurch, doch sie blieb standfest, als wäre es nur ein Windhauch, der sie streichelte. Die Patrone sauste auf ihn zu und schlug in seine Schulter ein. Vor Schmerzen brüllte er auf, der dunkle Stoff seines Shirts färbte sich langsam dunkler. 

"Leicht daneben."keuchte er tadelnd. "Hätte ich dich im Herzen treffen wollen, hätte ich es getan."entgegnete sie eiskalt und warf die leere Waffe achtlos zu Boden. "Du wolltest doch einen mutigen Kampf." Herausfordernd trat sie einen selbstbewussten Schritt vor, er lächelte bestialisch. "Die sich selbst für unbesiegbar halten, fallen. Kennst du nicht Achilles?" Er verspottete sie. 

"Ich halte mich nicht für unbesiegbar, ich bin es."entgegnete sie tough, die messerscharfen Fangzähne glitten aus ihrem Kiefer und sie stürzte sich mit eiskalter Miene auf ihn. Sie nutzte ihre Nägel wie Krallen und vergrub sie in der furchigen Haut seines Gesichtes. Er schrie, als sie blutige Spuren entlang seiner Wangen zog, seine Pranken legten sich hart auf ihre Hüften und er stieß sie von sich, doch sie hatte ihre Beine um ihn gewickelt und klammerte sich an ihn, wie ein Koala. 

Keifend vergrub er die Zähne in ihrer Halsbeuge, ein wütender Laut der Überraschung kam über ihre Lippen und sie riss sich mit aller Kraft von ihm fort. Genüsslich leckte er sich über die, mit ihrem Blut beschmierten, Lippen. Sie hingegen hielt die Hand auf die langsam heilende Wunde an ihrem Hals. 

"Du kleiner Blutsauger."tadelte sie ihn kopfschüttelnd, bevor einer von beiden einen weiteren Angriff starten konnten, wickelte sich eine dicke Eisenkette um ihn und zog ihm den Boden unter den Füßen weg. "Hey, das ist mein Spiel."entgegnete Raven entrüstet, als sie Hayley sah. Doch aus ihrem geplanten Racheakt wurde nichts, denn Marcel und Klaus traten auf die Bildfläche. "Heute nicht, Liebes."meinte Klaus hart, sie seufzte. 

"Was soll dieses Spiel?"wollte Mikael, der sich soeben wieder aufgerappelt hatte, aufgebracht wissen. "Du bist in der Unterzahl, du kannst nun um dein erbärmliches Leben bitten."spuckte Klaus ihm ins Gesicht, die vier hatten sich wie eine Armee vor dem Jäger aufgebaut, jeder bis aufs Äußerte abgespannt. 

Mikael lachte schallend auf. "Das zeigt nur, was für ein Feigling du bist. Du brauchst sie, weil du nicht allein gegen mich kämpfen kannst. Weil du schwach bist."höhnte er und im nächsten Moment war er verschwunden. 

Die Gruppe entspannte sich, Marcel verschwand auf der Suche nach Davina und Hayley nahm die erstarrte Cami mit raus. Es waren nur noch Klaus und Raven dort, das Geschehene lag knisternd zwischen ihnen in der Luft. Eine greifbare Spannung, die sich aufwallte, wie ein nahendes Gewitter. Raven sah zur Seite, um auf sie zukommende Bewegungen zu registrieren. 

Nach einer kleinen Ewigkeit, in der nichts gesagt wurde und kein Glied gerührt wurde, bewegte er sich langsam auf sie zu. Daraufhin drehte die Brünette sich um und ohrfeigte ihn. Wütend atmete sie aus. Sein Kopf war von dem heften Aufprall zur Seite geflogen, die Augen überrascht geweitet. "Das war dafür, dass du mir das Genick gebrochen hast."zischte sie und stolzierte davon. 

Langsam hob er den Kopf, ein amüsiertes Schmunzeln lag auf seinem Gesicht. Das Gewitter hatte sich entladen. 

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