Chapter 19|•I was full of hate•

216 7 0
                                    

Die schwere Holztür zu Raven's Gefängnis öffnete sich quietschend. Die langsam versteinernde Vampirin lehnte ausgelaugt an der gegenüberliegenden Wand und hob schwach die Lider. Im schwachen Lichtschein, die eine Lichtquelle im Flur aussenden musste, erschien eine breitschultrige Figur, die hüftbreit in der Tür stand. Der schwarze Schatten nahm die ganze Öffnung ein und sah sie direkt an. 

In ihrem Hals formten sich ein paar unschöne Worte, doch ihre Lippen bewegten sich nur minimal, nicht im Stande einen Ton hervorzubringen. Ihr Körper mumifizierte langsam und sie spürte jeden schmerzhaften Fortschritt dieser Prozedur. 

Vor Scham schloss sie wieder die Augen, sie hatte sich noch nie so erniedrigt gefühlt. Noch nie war sie so tief gesunken, noch nie war sie so erbärmlich gewesen. 


1734, Portugal 

Das kleine Fenster in der hölzernen Kerkertür wurde ruckartig zur Seite geschoben. "Ihnen steht vor Ihrer Exekution eine christliche Beichte zu, dass Gott Ihre Seele vom Teufel nehmen möge."war eine männliche Stimme zu hören. Sie war angenehm ruhig, nicht der Tonfall, den man von jemanden erwartete, der mit einer mutmaßlichen Hexe sprach. Sonst wurde sie angeblafft oder wüste beschimpft, dieser Prediger sprach voller Vertrauen, dass man ihre verdorbene Seele noch retten könne. 

Die weibliche Person trat an die Tür, wobei ihr Rock auf dem Boden raschelte. Ihr üppiges Kleid, war dreckig von den 3 Tagen im Kerker in der portugiesischen Stadt. 

"Ich möchte beichten, werter Pater",sprach sie mit süßlicher Stimme in die Öffnung, in der man ein Paar blaue Augen sah, die vom Alter mit Falten umgeben waren. "Dass ich mich schon vor langer Zeit vom Herrn abgewandt habe. Nein, er hat sich von mir abgewandt." "Nein, der Herr würde sich nie von seinen Kindern wenden. Selbst jetzt, ich bin sicher, wartet er darauf, dass Sie in seinen Schoß zurückkehren."entgegnete er zuversichtlich. 

"Oh, was wissen Sie schon!"lachte sie herb auf. Die Hände hatte sie gegen das raue Holz gelegt und sich hochgedrückt, damit er nur ihre rosigen Lippen sah. 

"Ich will beichten, dass Menschen Unheil angetan habe. Aber nicht in Form von Hexerei, ich brauche keine magischen Kräfte, um Furcht zu verbreiten. Auch möchte ich sagen, dass ich mich nicht dem Teufel verschrieben habe. Ich habe ihn einst kennengelernt und ihm meinen tiefsten Hass zugesprochen. Als letztes will ich beichten, dass ich",eine unheilverheißende Pause trat ein, ihre Worte verschreckten den älteren Mann,"Sie umbringen werde, Pater."offenbarte sie, immer noch ruhig und mit honigsüßer Stimme. Jedoch ächzte im nächsten Moment die Tür, die Eisenscharniere gaben kreischende Quietschgeräusche von sich, als die Bolzen aus ihren Halterungen sprangen. "Gütiger Gott!"stieß der Mann atemlos aus, trat mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen zurück, die Bibel in seinen Händen fest umklammert. 

Die schwere Tür wurde gewaltsam aus den Angeln gerissen und achtlos in das kleine Verlies geschleudert. In der rechteckigen Öffnung stand eine bebende Frau, mit brünettem Haar und einem wilden Ausdruck in den leuchtend roten Augen.

Raven hörte die Schritte auf dem Steinboden, die sich ihr näherten, reglos blieb sie an Ort und Stelle. Sie hätte sich, selbst wenn sie es gewollt hätte, nicht fortbewegen können. 

"Was ist aus dir geworden?" Klaus war neben ihr in die Knie gegangen und musterte sie mit einem unergründlichen Blick, eine Mischung aus Wehmut und Nachdenklichkeit. 

Was war aus ihr geworden? Sie war hier, weil sie so voller Hass war, dass sie sich selbst nicht wieder erkannte. Ihre trockene Kehle brannte und hinter ihren geschlossenen Lider wurde es kühl. Bis die erste Träne über ihre raue Haut lief, wusste sie nicht, was sich so seltsam bebend hinter ihren Lidern anfühlte. Es waren feuchte Tränen. 

Best of meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt