Die Notaufnahme

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Wie die Anderen war auch ich sofort zur Stelle.
„Kookie?" fragten sie besorgt und umringten den am Boden sitzenden Jungkook. Er hielt sich fluchend seinen Fuß.
Ich ging wie V in die Knie und meinte: „Lass mal sehen."
Zögernd nahm der Angesprochene eine Hände weg und streckte mir seinen rechten Fuß hin.
Vorsichtig öffnete ich die Schnürsenkel seines Sportschuhs und zog ihn so behutsam wie ich konnte über den anschwellenden Knöchel.
Man merkte, wie Jungkook sich den Schmerz nicht anmerken lassen wollte, doch ich sah es trotzdem.
„Ich glaube wir sollten lieber zum Arzt." meinte Suga hinter meinem Rücken.
„Ist vielleicht gebrochen." ergänzte V.
Jungkook aber schüttelte den Kopf.
„Da ist sicher nichts."
Eine Diskussion entstand, in der ich überlegte. Noch immer hielt ich den sonst so schmalen Fuß von dem am Boden Sitzenden in der Hand.
„Wie wärs wenn ich – ich mein, ich kann eh nicht mit üben - mit ihm in die Notaufnahme fahr, und selbst wenn es nichts Schlimmes sein sollte, dann wissen wir es immerhin mit Sicherheit."
Und als die Anderen nach und nach zustimmten, willigte auch JK ein.

So saß ich ein paar Minuten später mit dem Typen in einem Auto, in den ich schon so lange verliebt war.
Es herrschte eine leicht unangenehme Stille, also fragte ich nach fünf Minuten:
„Geht's bei dir?"
Der Andere nickte mit einem Blick auf seinen nackten, langsam blau werdenden Knöchel.
Ich startete noch ein paar Versuche Smalltalk zu betreiben, doch mein Gesprächspartner antwortete nur halbherzig, also ließ ich es irgendwann.
Ungefähr zehn Minuten später fuhren wir dann auf den Parkplatz des Krankenhauses.
Ich stellte den Motor ab, stieg aus und ging um das Auto herum, wo Jungkook schon die Tür geöffnet hatte und seinen gesunden Fuß auf den Asphalt stellte.
„Warte ich helfe dir." murmelte ich mit ruhiger Stimme. Doch in mir begann ein Gefühlschaos zu toben, als ich den Arm des Anderen um meine Schultern legte, ihn stützte und ihm somit ganz nah kam.
Fast glaubte ich sein Herz schlagen zu hören und seinen Atem auf meiner Haut zu spüren als wir zusammen den Parkplatz überquerten.
Viel zu schnell waren wir an unserem Ziel angekommen und ich half Jungkook sich auf einen Stuhl im Wartezimmer zu setzen, während ich zur Anmeldung ging, um der Frau hinter dem Tresen die Daten zu geben, die sie brauchte.
Danach setzte ich mich wieder neben den Verletzten. Nachdem wir uns so nah gewesen waren, und ich seine Wärme gespürt hatte, fühlte ich mich, als würde mir etwas fehlen. Als würde ich ohne ihn frieren. Als wäre der Abstand unserer Stühle schon ein zu großer.
Zuerst verschränkte ich meine Arme, damit ihm das nervöse Zittern meine Hände nicht auffiel. Dann schlug ich meine Beine übereinander, damit ich aufhörte, mit meinem Fuß einen unruhigen Takt zu tippen.
„Alles okay?" fragte mich Jungkook schließlich und sah mich von der Seite her an. Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ich würde nicht sagen können, was mir schon so lange auf der Zunge lag.
„Mir ist nur bisschen kalt." antwortete ich aber auch wahrheitsgemäß.
„Hier?" fragte der Andere verwundert, doch ich lächelte nur etwas schüchtern und unsicher. Jungkook aber schlüpfte aus seiner Jacke und hielt sie mir hin.
„Du musst doch wegen mir nicht frieren." wollte ich ablehnen, doch er meinte:
„Stell dich nicht so an, mir ist nicht kalt."
Dankend nahm ich sie schließlich an und schlüpfte in die mit angebotene Jacke. Sogleich spürte ich Jungkooks Wärme und roch den Duft seines Parfüms noch mehr.
Irgendwie glücklich aber auch wahnsinnig aufgeregt konnte ich kaum stillsitzen.
„Hilft es nicht?" fragte Jungkook und kommentierte damit offenbar mein herumzappeln.
„Doch, ich bin nur kein Fan von Krankenhäusern." versuchte ich mich herauszureden.
„Und warum bist du dann mitgekommen?" fragte der Andere jedoch. Verzweifelt suchte ich nach den richtigen Worten.
„Naja, ich hielt es nicht für schlau, wenn noch jemand nicht trainieren kann. < meinte ich schließlich und sah unauffällig zu ihm herüber, nur um an seinem Blick zu sehen, dass er mir das Alles nicht ganz abkaufte. Schnell sah ich weg.
Der Blick aus seinen schönen Augen blieb zwar auf mir liegen, aber zum Glück fragte er nicht weiter nach.
„Jeon Jeongguk." rief eine Schwester Jungkook auf und dieser erhob sich. Sofort sprang auch ich auf, weil mein Innerstes die Chance nicht verpassen wollte, ihm nochmal so nahe zu kommen. Tatsächlich ließ er sich nochmal von mir stützen, bis er wohlbehalten im Behandlungszimmer angekommen war.
„Ich warte draußen." meinte ich dann, deutete über meinen Rücken und wollte mich abwenden.
„Bleib doch hier." hörte ich die Worte, die mein Herz zum Springen brachten. „Ich hasse es alleine mit fremden Leuten zu sein. Vor Allem wenn es Ärzte sind." schob er nach und ich verbarg schnell mein glückliches Lächeln, bevor ich mich zu ihm umdrehte.
„Klar." sagte ich und ließ mich auf einen Stuhl, der für Begleiter hergestellt worden war, fallen und grinste ihn an. Fragend sah Jungkook mich an. „Ist schon ne ziemlich bescheuerte Situation mit deinem Fuß." Auch auf die Lippen des Anderen legte sich ein Lächeln, als er nickte.
Wie viel hatte ich in der Vergangenheit getan, um diesen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen, wenn er mit mir redete.
Vielleicht hatte ich es tatsächlich geschafft und das auf unerklärliche Weise entstandene Eis gebrochen.

Ich saß also hier, mit meinem Kumpel den ich liebte in der Notaufnahme des Krankenhauses und führte wie lange nicht mehr ein total ungezwungenes Gespräch.
Und dann wurde mir erst richtig klar, wie abhängig ich schon von ihm geworden war. Ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Ohne unsere Gespräche. Und auch ein Leben nur ohne das Blitzen in seinen Augen, wenn er über etwas sprach, dass er mochte konnte ich mir nicht mehr vorstellen.
Gerade wollte er auf meine Frage, was er denn heute noch vorhabe – immerhin konnte er das tanzen erstmal vergessen – antworten, da betrat eine ziemlich hübsche Ärztin den Raum und meinte, dass wir nun lang genug gewartet hätten.

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt