Nur wir Zwei, einen Tag allein...

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Jungkook:

Ich wusste nicht, was ich von der ganzen Situation mit Jimin und mir halten sollte.
Und das war nicht, weil ich ihn nicht mochte, nein, ich hatte ihn immer sehr geschätzt, doch in letzter Zeit schien sich irgendetwas zwischen uns geändert zu haben.
Früher hätte ich noch ohne zu zögern sagen können, dass wir einfach gute Kumpels waren, doch mittlerweile war ich mir da nicht mehr so sicher.
Denn ich spürte, dass irgendetwas von Jimin ausging. Irgendetwas was ich mich nicht einzuordnen traute.
Immer wenn ich ihn zufällig ansah, starrte er mich an. Als würde sein Blick immer auf mir ruhen und mich bei allem was ich tat verfolgen.
Und auch wenn ich nicht wusste, wie ich deswegen empfinden sollte, machte ich mir trotzdem Gedanken darüber, ob in der Vergangenheit etwas passiert war, dass ausschlaggebend für sein ungewöhnliches Verhalten war.
Denn tief in mir wollte ich eben doch wissen, was in Jimin vorging.
Auch wenn ich Angst davor hatte etwas zu erfahren, dass mein Leben, dass ich gerne geordnet hatte, durcheinanderbringen würde.
Ich sah auf den in einen fiebrigen Schlaf gefallenen Jimin hinab. Er war bleicher als sonst und seine Haut war von einem dünnen Schweißfilm überzeugen, doch ich konnte trotzdem nicht bestreiten, dass er schon etwas...Süßes an sich hatte.
Schnell sah ich weg. Über was dachte ich nach? Er war in gewisser Weise mein Teamkollege!
Schwerfällig hievte ich mich auf meine Beine. Die Krücken hatte ich schon längst trotzig in eine Ecke geschmissen und hüpfte nun mehr oder weniger zu dem kleinen Waschbecken und machte den kleinen Lappen in meinen Händen wieder nass.
Dann ließ ich mich wieder zu Jimin auf das Bett fallen und legte ihm den Waschlappen auf die glühende Stirn.
Ein kleiner Tropfen Wasser rann seine Stirn hinab und reflexartig stoppte ich ihn mit meiner Fingerspitze, damit er nicht seine Wange hinablief. Ich wollte nicht, dass es so aussah, als würde er weinen...ich wollte gar nicht, dass er überhaupt mal weinte.
Laut ratterten die Gedanken durch meinen Kopf.
Mein Kopf und mein Herz schienen zu streiten:
"Warum ist es dir plötzlich so wichtig, dass Jimin nie traurig ist?" wisperte mein Herz.
"Ich will überhaupt nicht, dass irgendjemand traurig ist." Mein Kopf.
"Rede dir das nur ein. Ich werde dir schon noch zeigen was an ihm besonders ist..."
Wie gerne hätte ich laut geschrien. Ich wollte nichts davon hören. Ich wollte einfach nur mein Leben so weiterleben, wie es gewesen war. Denn Jimin war ja einfach nur ein Kumpel, für den man halt da war, wenn er einen brauchte...oder?
Frustriert seufzte ich und zog meine Hand von dem Waschlappen auf Jimins Stirn, da sie unbewusst dort die ganze Zeit verweilt hatte.
Ich wischte sie mir an meiner Hose ab und schnappte mir die Fernbedienung. Vielleicht würde das oberflächliche Geplapper laut genug sein, um meine Gedanken zu übertönen.

20 Minuten später gab ich die Suche nach einem halbwegs vernünftigen Sender auf und blieb bei einer mittelmäßigen Realityshow hängen.
Da links neben seinem Kopf noch Platz war, machte ich es mir neben Jimin so weit wie möglich gemütlich und wartete den restlichen Tag auf einen Anruf von den Anderen, der mir sagte, dass sie auf dem Heimweg waren.

Ich wartete eine gefühlte Ewigkeit.
Draußen war es sogar schon dunkel, als schließlich mein Handy klingelte.
Jimin neben mir regte sich bei dem Geräusch und ich beeilte mich abzuheben.
„Ja?" fragte ich, als ich J-Hopes Nummer angezeigt bekam.
Doch was ich hörte, besserte nicht mal annähernd meine Laune. Ich wusste ja, dass es bei uns auch etwas regnete, doch J-Hope meinte, dass es dort wie aus Kübeln schüttete und sie sich auch wegen der Dunkelheit dazu entschieden hatten, sich vor Ort ein Hotel zu nehmen.
„Okay, dann bis morgen."beendete ich schließlich das Gespräch und sah zu Jimin, der aufgewacht war, herüber.
Fragend sah er mich von unten an.
„Das war J-Hope, er sagt, dass sie wahrscheinlich erst morgen Abend kommen werden." beantwortete ich seinen Blick mit einem Nicken in Richtung des kleinen Fensters, auf das im Dunkeln der Regen prasselte.
Der Andere nickte.
„Wie spät ist es?" wollte er wissen und ich sah auf mein Handy.
„Gleich halb zehn." Jimin nickte abwesend.
„Geht's dir besser?" fragte ich ihn.
„Ja schon..." Einen Moment schien er noch in Gedanken vertieft, dann sah er mich an. „Haben wir noch was zu essen?"
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Da war er wieder, der alte Jimin.
Ich griff neben mich auf den Beistelltisch und drückte dem Anderen, der sich zwischenzeitlich – in der Decke eingemummelt – aufgesetzt hatte, einen Apfel in die Hand.
Da ich jetzt mehr Platz hatte, konnte ich es mir auch bequemer machen und genoss fast schon den Film, der zu dieser Zeit im Fernsehen lief.
Jimin, der mit verwuschelten Haaren an seinem Apfel knabberte, hatte die Knie an seinen Oberkörper gezogen und betrachtete ebenfalls das Geschehen auf dem Bildschirm.
Und ich denke da verstand ich zum ersten Mal, was die Anderen im Team meinten, wenn sie sagten, er sei niedlich. Denn anders konnte man ihn gerade wirklich nicht beschreiben.
Schnell sah ich weg und starrte wieder auf den Fernseher. Ich fühlte mich, als hätte ich mich verbrannt, wusste ich doch, dass die Gedanken, die sich aus meiner Feststellung entwickeln würden, unrecht und falsch waren.
Fast wünschte ich mir, der Film würde noch ewig dauern, einfach nur, damit mein Kopf abgelenkt war. Ich war einfach nicht bereit, mich all dem zu stellen.
Ich wollte lieber einfach weiter mit der Ignoranz in meiner kleinen so einfach gewesenen Welt leben.
Doch als nach einer guten Stunde der Kurzfilm langsam ein Ende zu finden schien, spürte ich auf einmal etwas von der Seiter her.
Es war Jimin, der sich kurzerhand müde an mich gelehnt hatte und dessen Kopf jetzt mit leichtem Gewicht auf meiner Schulter lag.
Zuerst war ich leicht erstarrt, doch dann störte ich mich auch nicht mehr daran, dass mich seine feinen weichen Haare am Hals kitzelten.

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt