Ein Abend mit J-Hope

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Jungkook:

Ich hätte doch einfach vor Jimins Tür schlafen sollen...
Denn ja, auch das hatte ich in Erwägung gezogen, als ich alles Mögliche versuchte, nur um nicht mit dem Typen in einem Zimmer zu schlafen, der alles ruiniert hatte.
Doch irgendwann, als ich schon beinahe bei ihm angekommen war, war mir klargeworden, dass es viel zu auffällig gewesen wäre...immerhin sollten die Anderen ja noch nichts von uns beiden erfahren...
Anschließend hatte ich mich noch mal unauffällig bei den anderen Jungs umgehört und gefragt, ob J-Hopes Zimmer wirklich das einzige war, in dem noch ein Platz frei war.
Tja..., sieben war nun mal eine ungerade Zahl...was bedeutete, dass es immer nur einen gab, dem das Privileg eines Einzelzimmers zuteilwurde.
Und so war ich schließlich wahnsinnig nervös doch zu J-Hope geschlichen.
Schon als ich das Zimmer das erste Mal betreten hatte, war mir klar gewesen, dass ich den größten Fehler meines Lebens begehen würde...
...denn das Zimmer war eins von denen, in denen nur ein großes Doppelbett stand.
Ich hatte mir auf die Lippe gebissen.
Das war so falsch!
Dann, bevor ich den letzten verzweifelten Rückzieher hätte machen können, war da auch schon J-Hope gestanden.
In Jogginghose und schlabberigem T-Shirt.
Und obwohl Jimin genauso schlief, ekelte es mich plötzlich an.
Ich wollte ihn nicht so sehen.
Ich wollte ihm nicht so nahekommen.
Er sollte alleine vor sich hinvegetieren, während ich mich in der Geborgenheit von dem Menschen wiegte, den ich wirklich liebte.
„Hey..." hatte ich mehr gemurmelt als deutlich gesagt und hatte mich ohne einen weiteren Kommentar ins Bad verzogen.
Die Tür schloss ich hinter mir ab...was ich bei den Anderen nie für nötig halten würde.
Vielleicht fühlte ich mich dadurch sicherer...
Vielleicht wollte ich damit auch einfach nur mein Gewissen beruhigen, dass mich anschrie und mir vorwarf, wie grausam ich doch war, dass ich Jimin so im Stich ließ.
Vorher bei ihm hätte ich mich wohl einfach zu ihm legen sollen und ihn fest in meine Arme ziehen sollen, dann hätte er mir mit richtigen Worten von meiner Seite wohl verzeihen können...
Ich verbannte den Gedanken.
Jetzt konnte ich mich auch nicht mehr umentscheiden.

Ich ließ mir viel Zeit im Bad.
Fast schien ich mich auf das, was folgen würde vorzubereiten.
Dabei...sollte ich es doch gar nicht so schlimm finden, mir mit J-Hope das Bett zu teilen.
Immerhin hatte ich das früher ja auch immer gemacht...
...bevor das mit mir und Jimin angefangen hatte...
Langsam drückte ich die Klinke der Badezimmertüre herunter und stieß diese gerade soweit auf, dass ich mich hindurchschieben konnte.
Und da saß er.
Wie ein Albtraum...warum musste er nur so aufdringlich sein?!
Er hatte sich schon in die Decke eingewickelt und schaute nun noch was auf dem Fernseher an, der an der gegenüberliegenden Wand befestigt worden war.
Warum fürchtete ich mich plötzlich so vor ihm?
Hatte ich Angst, dass er mich nochmal küssen würde?
Hatte ich Angst, mich in die Enge gedrängt zu fühlen?
Hatte ich Angst vor dem Gefühl, Jimin zu betrügen, indem ich den Älteren nur anschaute?

Dann war ich zu dem Anderen eher geschlichen als normal gegangen und hatte mich (mit so viel Abstand wie möglich) zu ihm ins Bett gelegt.
Ich fröstelte bei der Berührung der kalten Decke auf meiner Haut, und doch schob ich mich noch mehr in sie.
„Ist dir kalt?" wollte J-Hope ganz plötzlich von mir wissen und schaltete den Fernseher aus.
Energisch schüttelte ich den Kopf.
Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Warum ließ er mich nicht einfach die Nacht so schnell wie möglich hinter mich bringen?
„Kookie...?" fragte er jedoch weiter. „Können wir darüber reden?"
Ich starrte an die Decke.
Warum konnte er es nicht einfach gut sein lassen?
„Bitte..." flehte J-Hope fast schon.
Ich wandte mich zu ihm.
Wie konnte sein Blick gleichzeitig fast schon unterwürfig und kalt wirken?
Ja, denn genauso sah er gerade aus.
Unterwürfig und kalt...
Schnell sah ich weg.
Warum konnte J-Hope nicht mehr wie Jimin sein?
Obwohl...würde ich seine Nähe dann besser ertragen...
„Ich will nicht mit dir reden..." sagte ich so leise, dass ich schon hoffte, er würde es nicht hören.
Das tat er aber.
„Warum? Ich mein, war das Alles wirklich so schlimm für dich?"
Ich glaubte zu explodieren.
Er hatte doch gesehen, wie ich Jimin geküsst hatte, konnte er da nicht weiterdenken?
Konnte er sich nicht denken, dass ich den Braunblonden liebte?
Konnte er sich nicht denken, dass er...im Weg war?
Ein Schauer lief über meinen Rücken.
Was dachte ich da?
Er war mein jahrelanger Teamkollege!
Mein Kumpel!
Tief atmete ich durch.
„Hope, du weißt, dass ich dich als Freund schätze, aber...bitte, werde dir der Tatsache bewusst, dass du nie mehr sein wirst. Ich...liebe dich einfach nicht und...und ich denke das wird sich auch nicht so schnell ändern, denn...ich bin mit Jimin zusammen..."
Betreten sah ich auf meine Hände.
Jetzt war es raus.
Vorsichtig sah ich zu J-Hope herüber, dessen Ellenbogen er aufgestellt und den Kopf in die Handflächen gelegt hatte.
Gerade wollte ich noch etwas Versöhnliches anfügen, da traf mich sein intensiver Blick von der Seite her.
Eine Sekunde lang wagte ich es nicht, mich zu bewegen...also solange, bis J-Hope sich in die Kissen fallen ließ.
Seine Augen waren starr auf die Decke gerichtet, als er tonlos feststellte:
„Dann habe ich alles kaputtgemacht..."
Mein Mund öffnete sich.
Ich wollte etwas dagegen sagen!
Nur...hatte er nicht irgendwie recht?
„Ich hätte mich für euch freuen sollen als ich euch zusammen gesehen hab, doch stattdessen habe ich nur an mich gedacht...ich...ich habe mit meiner Eifersucht auch euch unglücklich gemacht."
Noch immer erkannte ich keine Emotion in seiner Stimme.
Warum konnte ich ihn nicht aufhalten?
Warum stoppte ich ihn nicht in seiner selbstbeschuldigenden Rede?
J-Hope starrte mich wieder an.
Mit seinen Blicken schien er mich regelrecht festzunageln.
„Jungkook...ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Und sosehr es mir auch schmerzt, das zuzugeben...du und Jimin...ihr gehört einfach zusammen."
Wow.
Ich war fassungslos.
Alles hatte ich erwartet, doch nicht das.
Hatte er sich...gerade entschuldigt?
Mein Blick schweifte durch den Raum, bevor er wieder zu dem Anderen wanderte.
„Danke...danke, dass du das sagst." flüsterte ich fast schon.
J-Hope sah weg.
Und dann tat ich etwas, was ich nie von mir erwartet hätte:
Ich lehnte mich vor und gab dem Anderen einen Kuss auf die Stirn.
Was kam in diesem Moment über mich?
Es fühlte sich einfach so...befreiend an.
Als könnte ich damit J-Hope...verabschieden.
Als wäre es ein Abschiedskuss, nachdem man einen Neuanfang wagt.
Eine Sekunde einen anderen als Jimin zu küssen konnte ich mir doch erlauben?
Vor Allem wenn ich mich danach viel besser meiner eigentlichen Beziehung widmen könnte...
Außerdem war es ja nur J-Hopes Stirn.
Ja, nur das V das anders sah, als er plötzlich im Raum stand.
Ich zuckte zurück.
Scheiße!
Immer hatte ich gefürchtet mit Jimin erwischt zu werden, aber jetzt...warum musste V nur gerade jetzt hereingestürmt kommen?
„Was ist hier denn los?" fragte dieser jedoch belustigt. „Ich wollte eigentlich nur meine Jacke holen, die ich hier vergessen hab."
Ich sah, wie sich auf J-Hopes Gesicht ein leichter Rotton geschlichen hatte, als dieser die Hand in Richtung eines Sessels austreckte.
„Da...da ist deine Jacke..." stotterte er und V schnappte sich sein Kleidungsstück.
„Ich geh dann mal wieder..." lachte er dann und wandte sich zur Tür.
„Das ist nicht so, wie es aussieht!" rief ich ihm hinterher, doch er grinste nur.
Dann war V durch verschwunden und ich hoffte inständig, dass er den Mund halten würde.
Denn wenn Jimin davon mitbekam...
Ich vergrub mich wieder tiefer in meiner Decke.
Wie würde es später sein, wenn ich jetzt schon Geheimnisse vor meinem Liebsten hatte?

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt