Zu viele Emotionen

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Jungkook:

Hatte J-Hope mit Absicht mich aufgefordert, doch mal nach Jimin zu schauen?
Denn ja, er war es gewesen, der mir mit einem Nicken klargemacht hatte, dass jetzt meine Zeit gekommen war.
Meine Zeit und meine Möglichkeit, endlich mit Jimin zu reden.
Langsam erhob ich mich von meinem Stuhl am Frühstückstisch.
Mit einem Schlag prasselten all meine Zweifel und Sorgen wieder auf mich herab.
Und mit jedem Schritt den ich tat, schien es heftiger zu werden.
Wie hatte das alles nur so schnell eskalieren können?
Es hätte nie so schlimm werden sollen...
Mit diesem Gedanken klopfte ich an die Badtür.
„Jimin?" fragte ich und wartete.
Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
In Gedanken flehte ich ihn an, endlich die Tür zu öffnen.
Doch anstatt irgendwann einfach einzutreten, lauschte ich.
Den Blick auf den Boden gerichtet, als könnte ich ihn so besser verstehen.
„Jimin?" rief ich schließlich erneut, als ich mir begann ernsthaft Sorgen um ihn zu machen.
„Es geht mir gut..."
Da war sie.
Seine Stimme.
Erleichterung machte sich in mir breit...trotz seiner Lüge.
Denn das es ihm nicht gut ging, das wusste ich genau.
Ihm war genauso elend zumute wie mir...
„Kann ich reinkommen?" nahm ich schließlich all meinen Mut zusammen.
Und wie viel Überwindung es mich kostete...nicht, weil ich das alles nicht klären wollte, nein...es lag daran, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, was mich bei unserem Gespräch erwarten würde.
Trotzdem beschloss ich nach ein paar Sekunden das zu tun, was ich eigentlich vermeiden hatte wollen:
Ihm ohne seine Erlaubnis wieder so nahe zu kommen.
Einfach die Tür zu öffnen und einzutreten.

Und da war er.
Ein paar Strähnen seines wieder längeren Haares hingen ihm ins Gesicht und mir wurde bewusst, wie anders er aussah.
Ich hatte ihn als einen Menschen mit einer ausdrucksstarken Körperhaltung in Erinnerung.
Als einen Menschen, der strahlte...von innen heraus.
Doch der Jimin, der jetzt vor mir stand, leuchtete nicht mehr so.
Man sah ihm einfach an, das etwas nicht stimmte.
Allein an dem Ausdruck seiner Augen.
Denn als er zu mir aufsah, merkte ich deutlich die Traurigkeit in seinem Blick.
Ich merkte, wie verletzt er war.
Ich merkte, wie sehr ihm die Ereignisse der letzten Zeit zu schaffen machten.
Und nichts schmerzte mehr, als ihn so zu sehen.
Ich ertrug die Vorstellung mit J-Hope an seinem Zustand Schuld zu sein einfach nicht...
Automatisch ging ich einen Schritt auf ihn zu.
Wie gerne würde ich ihn in die Arme schließen...
Wie gerne...
Ich tat den zweiten Schritt, bis uns nur noch knapp Einen trennten.
Warum konnte nicht einfach alles wieder gut sein?
Unbewusst hatte ich meine rechte Hand gehoben und wollte sie nach ihm ausstrecken.
Wie gerne würde ich ihm über seine Wange streichen und ihm zuflüstern, dass wieder alles gut war...?
„Jimin..." entkam der Name meinen Lippen und ich war kurz davor, den restlichen Abstand zwischen uns zu überbrücken...
...da wich er plötzlich zurück.
Es war nur ein kleiner Schritt und dennoch tat es mehr weh, als alles was er hätte sagen können.
Das Zeichen seinerseits war deutlich...
...doch ich würde jetzt nicht aufgeben!
„Können wir darüber reden?" fragte ich leise und mir wurde klar, wie J-Hope sich gefühlt haben musste, als er mit mir sprechen wollte.
Jimin sah auf und in meine Augen.
Deutlich spürte ich, wie er mit sich selbst diskutierte.
Seine Blicke wanderten unruhig durch den kleinen Raum, bis sie wieder zu mir wanderten.
Dann tat er es:
Er nickte.
Kaum sichtbar, aber er nickte.
„Was ist mit dir und J-Hope...?" hörte ich ihn plötzlich kaum hörbar fragen, noch bevor ich hätte anfangen können.
Ich starrte Jimin an.
Mal wieder war er direkt auf den Punkt gekommen...
„J-Hope...und ich..., da ist nichts."
Wie sehr ich mich in diesem Moment für meine Antwort schämte.
Ich klang so gar nicht überzeugend...
Derselben Meinung war wohl auch Jimin, denn ich sah deutlich den Zweifel in seinen Augen.
„Wirklich...das musst du mir glauben...! Er...er hat mich mit seinem Kuss überrumpelt!" fügte ich noch verzweifelt an, doch ich merkte, dass Jimin kalt blieb.
„Und warum hast du bei ihm geschlafen?" wollte der Anderen wissen und obwohl ich mit dieser Frage gerechnet hatte, wusste ich nichts zu erwidern.
Hilflos öffnete ich meinen Mund.
„Sag mir nicht, du hättest das getan um mir eine Nacht Ruhe zu gönnen." meinte mein Gegenüber und sofort schloss ich meinen Mund wieder.
Mir war nicht entgangen, dass sich seine Stimmung und sein Tonfall geändert hatte.
„Warum Jungkook, warum?! Sag mir einen Grund, den ich dir glauben kann!"
Verzweifelt stand ich da.
Was sollte ich sagen?
Etwa das ich Angst gehabt hatte?
Angst, gewisser Weise...vor ihm...?
Nein...
Fast wollte ich Jimin nicht in die Augen schauen, als ich fast schon kleinlaut mit den Schultern zuckend meinte:
„Ich...ich weiß es nicht..."
Es herrschte absolute Stille, in der Jimin offenbar nach den richtigen Worten suchte.
Er fuhr sich durch die Haare und wieder wanderte sein Blick ziellos durch den Raum, bevor er mich fast schon herausfordernd ansah.
„Und warum hat V dich dabei gesehen, wie du Hope nochmal auf die Stirn geküsst hast?"
Die Verzweiflung machte sich in mir breit.
Ich wusste einfach nicht, welche Worte mein Verhalten rechtfertigen könnten...
Ich hatte wirklich richtig scheiße gebaut.
Jimin sah mich genauso an, wie ich mich fühlte.
„Jungkook, ich will dir ja glauben, wirklich! Aber du..."
Er brach ab und ich sah zu meinem großen Entsetzen, wie sich eine einzelne Träne ihren Weg über seine Wange bahnte.
Nein!
Würde er jetzt anfangen zu weinen, wäre es auch um mich geschehen...
Bestimmt wischte sich Jimin übers Gesicht.
„Willst du mir noch was sagen?" fragte er mich dann und straffte seine Gestalt.
Nur eine Sekunde später wollte er sich in der Stille an mir vorbeischieben.
„Okay...dann geh ich..."
Das waren seine Worte, als er verschwinden wollte.
Doch ich wollte nicht, dass er ging!
Es musste doch eine Möglichkeit geben, dass noch zu klären!
Ich packte Jimin am Ärmel, doch er wollte sich losreißen.
„Jimin!" kam es über meine Lippen, als ich noch fester zu griff.
„Jimin bitte...du musst mir glauben!"
Jetzt war es die reine Angst, die sich in mir ausbreitete wie Gift.
Wenn er jetzt ging...war es dann möglich, dass ich ihn für immer verlieren würde?
„WIE?!" schrie der Andere mich jedoch an.
„WIE?! WIE SOLL ICH DIR GLAUBEN?!"
Mit diesen Worten riss er sich endgültig los, preschte an mir vorbei und ließ mich alleine stehen.
Ich führte meine Hand zum Gesicht als ich etwas herabrinnen spürte.
Es war eine Träne...
Eine Träne...
Ich starrte auf den Punkt, an dem Jimin hinter einer Ecke verschwunden war.
Was hatte ich getan?
Warum hatte ich nicht verhindert, dass alles erst so schlimm wurde?

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt