Ich will...ja was überhaupt?

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Jungkook:

Wir aßen schweigend.
Weder er noch ich wusste, wie wir ein Gespräch beginnen konnten, dass nicht allzu gezwungen wirkte.
Also ließ ich meine Gedanken kreisen.
Wenn mich die Ereignisse der letzten Tage schon so aufwühlten, wie ging es dann wohl Jimin?
Mein Blick wanderte zu meinem Gegenüber. Ich bemerkte, dass ihm die Situation ebenfalls irgendwie unangenehm schien.
Hin und wieder schielte er ohne den Kopf zu heben vorsichtig in meine Richtung, doch immer, wenn ich seinem Blick begegnete, wandte er sich wieder seinem Essen zu.
Es kam mir fast so vor als wären wir zwei Raubkatzen, die sich ständig umkreisten, und darauf warteten, dass der Andere den ersten Schritt machte. Jedoch warteten wir vergeblich, denn bisher hatte sich nicht mehr als ein unwichtiger Smalltalk ergeben.
Als wir aufgegessen hatten, ließen wir unsere Teller einfach stehen und ich humpelte wieder zum Sofa.
„Was willst du überhaupt heute noch machen?" fragte ich ganz beiläufig.
„Eigentlich gar nichts." erwiderte er und ließ sich – mit etwas Abstand – neben mich fallen.
Um die einsetzende Stille zu übertönen wollte ich von ihm wissen, ob es für ihn okay sei, wenn wir uns etwas ansähen, und als er bejahte, schaltete ich den Fernseher ein.
„Was willst du schauen?"
Er zuckte mit den Schultern und schien von unten zu mir aufzusehen.
„Entscheide du." fügte er noch an und mir wurde klar, dass er alles mit mir geschaut hätte, einfach nur, damit ich glücklich war und mich freute.
Und plötzlich kam in mir der Wunsch auf, dass er einfach damit herausplatzen würde, dass er mich liebte. Dann könnten wir uns diese von Unsicherheit geprägten Schweigeminuten sparen.
Dann wäre diese Art von Spannung zwischen uns aus der Welt geschafft...und außerdem würde er mich damit dazu zwingen, zu reagieren.
Und dann WÜRDE ich halt einfach reagieren und müsste hier nicht noch sitzen und überlegen, wie ich reagieren SOLLTE, wenn es irgendwann so weit war.
Ich war zwar eigentlich von meinen Gedanken überfordert, doch der Teil, indem Jimin mir seine Liebe gestand, war immer noch der klarste.
Unauffällig sah ich zu ihm herüber. Ja, heute Abend wollte ich, dass wir das alles geklärt hatten.
Nur warum wollte ich mittlerweile, dass er die Liebe zugab? Warum erachtete ich es nichts als besser für uns beide, wenn er es schaffte, über mich hinwegzukommen?
Mein Blick hing wieder am Bildschirm und ich versuchte verzweifelt, mich auf den Inhalt der Sendung zu konzentrieren.
Doch was mein Kopf wirklich dachte? "Wie schaffe ich es, dass Jimin redet?" Ich wollte den Gedanken abschütteln. "Du musst ihm die Sicherheit geben, dass du nicht total ausflippen wirst. Er muss das Gefühl haben, dass ihr euch schon so nahegekommen seid, dass es zu null Prozent negative Folgen auf eure Freundschaft haben wird. Er muss dir vertrauen..."
Abrupt stand ich auf. Das klang selbst in meinen Gedanken so, als wäre ich ein selbstsüchtiges Arschloch, dass einfach nur nicht will, dass sein Leben durcheinandergeworfen wird und somit die Tortur schnell hinter sich bringen will!
Aufgrund Jimins verständnislosen Blickes holte ich mir noch ein Wasser, bevor ich mich wieder setzte.
Die kühlen Tropfen, die meine Kehle herabrannen, schienen auch meinen heißlaufenden Kopf zu erfrischen, sodass ich wieder einigermaßen klar denken konnte.
Und doch rutschte ich dann ohne einen Gedanken an mein Tun zu verschwenden zu Jimin und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Setzte ich gerade einen Teil meines Arschlochplans um?

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt