Gefühle

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„...und deshalb wäre es wohl besser, wenn Sie in den nächsten Wochen jede sportliche Aktivität vermeiden und sich schonen. Aber das dürfte ja kein Problem sein, oder? " endete die Ärztin mit einem letzten Blick auf die Jungkooks Knöchel zeigenden Röntgenbilder.
„Naja..." begann der Angesprochene leise und sah zu mir herüber.
„Das kriegen wir schon hin." unterbrach ich ihn und warf ihm einen eindringlichen Blick zu. Ich wollte keine Sekunde länger hierbleiben.
Und das lag nicht an meiner Abneigung gegenüber Krankenhäusern...nein...es lag an der Ärztin. Denn offensichtlich war nicht nur ich der Meinung, dass sie hübsch aussah.
Auch Jungkook bedachte sie mit langen Blicken. Mit zu langen meiner Meinung nach.
Beim ersten Mal hatte ich noch wegsehen können, doch mit jedem Mal mehr spürte ich, wie meine Eifersucht wuchs. Und das ging solange, bis ich glaubte explodieren zu müssen.
Ich wollte nicht, dass mein Jungkook jemand anderen so begutachtete. Er sollte verdammt noch mal mich ansehen!
Also zerrte ich ihn schon fast aus dem Behandlungszimmer, nachdem sich die Beiden verabschiedet hatten.
Jungkook – der aufgrund seines Knochenbruchs einen Gips und Krücken bekommen hatte – stolperte fast schon hinter mir her.
„Was ist denn los mit dir?" meinte er aufgebracht als er beinahe hinfiel und riss sich los.
Und als er mich vorwurfsvoll aus seinen schönen Augen ansah, wandelten sich meine Gefühle auf einen Schlag. Aus Eifersucht und unterdrückter Wut wurde Reue und dann konnte ich mich nur noch über mich selbst aufregen. Was fiel mir eigentlich ein?!
„Tut mir leid, ich hatte heute einfach keinen einfachen Tag." entschuldigte ich mich mit einem hilflosen Schulterzucken und strich seinen Pullover an der Stelle am Arm glatt, an dem ich ihn zuvor übermütig und unsanft gepackt hatte.
„Ja, ich auch nicht." murmelte Jungkook und sah kurz auf den Boden, bevor er mich mit einem versöhnlichen Lächeln ansah und vorschlug: „Gehen wir, die Anderen warten sicher schon auf uns."
Ich nickte und folgte ihm durch die Eingangshalle und den Parkplatz zum Auto.
Nachdem ich die Türen entriegelt hatte und ihm wie selbstverständlich die Tür geöffnet hatte, nahm ich ihm die Krücken ab und stützte ihn, damit er sich setzen konnte.
Dann schmiss ich die Krücken in den Kofferraum und schwang mich auf den Fahrersitz.
Kurz darauf ließ ich den Motor an und wir begaben uns auf den Weg nach Hause.

Die Fahrt wirkte kürzer als auf dem Hinweg. Ich könnte aber nicht sagen, ob es daran lag, dass diesmal keine unangenehme Stille herrschte, oder daran, dass wir einfach müde waren. Immerhin dämmerte es schon, als wir schließlich bei den Anderen ankamen, die sich tatsächlich schon Sorgen gemacht hatten.
Den ganzen Abend und in die Nacht wurde 'Jungkookie' noch gefeiert wie ein Kriegsheld, wohingegen ich mich immer mehr zurückzog.
So kam es, dass ich wieder in dem Zimmer mit dem Fernseher und dem Sofa landete.
Auf Letzteres ließ ich mich erschöpft fallen und kuschelte mich in meine Decke ein, die mittlerweile meine Körperwärme abgegeben hatte und sich kühl auf meinen Körper legte.
Mein Blick wanderte zu der Tasse auf dem Beistelltisch, auf dem mein – wohl mittlerweile eiskalter – Tee unverändert ruhte.
Weil man von draußen kaum noch ein Geräusch hörte, schloss ich, dass die meisten wohl ins Hotel nebenan gegangen waren, immerhin waren das hier eigentlich nur die Räume, in denen wir hin und wieder drehten und unsere Choreographien probten.
Manchmal jedoch, wenn mich wieder die Sache mit Jungkook plagte, zog ich mich hierher zurück und übernachtete hier.
Doch offenbar war ich heute wirklich nicht der Einzige.
Als ich hörte wie sich leise die Tür öffnete wandte ich mich um und sah J-Hope im Türrahmen stehen und hinter ihm...Jungkook.
„Was macht ihr noch hier? Ich dachte, ihr wärt mit den Anderen rüber ins Hotel gegangen." fragte ich und J-Hope grinste.
„Irgendwer muss doch auf unseren Kranken Jimin aufpassen." feixte er, doch als ich gerade etwas erwidern wollte, sagte er noch: „Außerdem wäre es unnötig sich mit Kookie auf den Weg rüber zu machen, weil es, bis wir ankommen würden, schon wieder hell werden würde."
Jungkook drehte sich beleidigt weg und schob sich an dem Anderen vorbei.
„Können wir auch hier schlafen, oder sollen wir draußen?" fragte er knapp.
„Wir können das Sofa ausklappen, dann sollten wir alle draufpassen." antwortete ich und stand auf.
Ehe ich mich versah, hatte J-Hope meine Worte schon umgesetzt und sich nach links gesetzt.
„Geht's?" fragte ich Jungkook, der die Krücken weggelegt hatte und sich auf den vorderen Rand des nun dreifach so großen Sofas gesetzt hatte. Er nickte.
„Seite oder Mitte?" fragte er dann und sah mich an.
„Was...?"
„Willst du in der Mitte an der Seite schlafen?" wollte Jungkook ganz selbstverständlich nochmal wissen. Ich zögerte.
„Lieber an der Seite...wenn's für dich okay ist..."
„Klar." meinte er und legte sich ebenfalls hin. Wie ich hatten sich alle schon umgezogen, sodass ich ihnen nur noch zwei Decken zuschmiss und schließlich das Licht so weit dämmte, wie es möglich war.
Unbewusst legte ich mich so hin, dass ich Jungkook zugewendet war. Dieser bemerkte allerdings eh nicht, wie ich ihn ansah, da er mir den Rücken zugekehrt hatte.
Ich war jedoch schlau genug, es nicht als abweisende Geste, sondern eher als eine Chance ihn einfach nur anstarren können zu sehen.
"Wäre nur J-Hope nicht hier..." schoss es mir plötzlich durch den Kopf und ich war erschreckt von meinen eigenen Gedanken. Ich hatte mich immer gut mit dem Älteren verstanden, doch irgendwie störte mich seine Anwesenheit. Als würde er sich zwischen mich und Jungkook drängen.
Obwohl es eigentlich nichts gab, zwischen dass er sich drängen konnte. Immerhin waren wir beiden anderen nicht verliebt INNEINANDER. Oder sogar zusammen.
Nein, da war nur ich, der jemanden liebte, den er nie würde bekommen können.

BTS - Hold me Tight (JiKook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt