Kapitel 21

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Melissa P.o.V

Mit wackligen Beinen gehe ich durch den Flur.
Ich wollte eigentlich zum Baumarkt fahren, um noch ein paar Umzugskisten für Noah zu besorgen. So langsam möchte er packen.
Meine Beine fühlen sich wie wackelpudding an.
Außerdem habe ich einen nervösen Magen. Dazu schwitze ich wie ein Bär.
Vielleicht liegt es daran, dass ich heute noch nichts getrunken habe. Heute morgen habe ich nur keine Chance gehabt.
Zwischen Harry und mir läuft es definitiv besser. Vor drei Tagen war dieser besagte abend im Club.
Wir geben uns beide sichtlich Mühe. Harry und Ich haben über vieles geredet. Vielleicht suchen wir uns auch einen Paartherapeuten. Erstmal warten wir ab.

Die letzten Tage konnte ich heimlich mal trinken. Besonders wenn Harry unterwegs war oder ich die Wäsche gewaschen habe. Heute hat Harry sich bereit erklärt zu waschen. Meinen Vorrat habe ich zum Glück gestern verlegt. Außerdem denkt Harry, dass ich jeden Abend ein Glas Wein trinke. Dagegen hat er nichts. Er trinkt ja auch gerne mal ein Glas Wein oder eine Flasche Bier am Abend. Bei mir bleibt es nur nicht bei einem Glas. Meinstens ist es schon die ganze Flasche.
Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.
Ich müsste glücklich und zufrieden sein. Gestern hatte ich sogar wieder Sex mit Harry. Wirklich guten zärtlichen Sex.
Harry war gestern Nacht so liebevoll zu mir. Das habe ich wirklich vermisst.
Trotzdem muss ich andauernd daran denken, dass ich etwas zum trinken brauche.

So kann ich auch kein Auto fahren. Ich bin viel zu sehr am zittern. Ein kleiner Schluck könnte mir wenigstens helfen.
Harry ist nur in der Küche.
Ich müsste langsam und leise in den Keller schleichen. Leider knarrt diese verdammte Kellertür. Harry würde es in der Küche hören.
Bestimmt würde er nachkommen und schauen, was ich im Keller mache. Wir zwei sind im Moment alleine Zuhause. Die Kinder sind in der Schule.
Bevor ich jedoch in den Keller schleichen kann, kommt Harry in den Flur.
"Wolltest du nicht zum Baumarkt?" fragt er mich verblüfft.
"Ich finde meine Schlüssel mal wieder nicht."
"Die hängen am Brett." sagt er und zeigt mit seinem Finger zum Schlüsselbrett.
Ich nehme verlegen meine Schlüssel in die Hand.
Jetzt muss ich wohl gehen.

Statt zugehen bleibe ich stehen. Mit meinen Füßen trete ich nervös von der einen zu anderen Stelle. Harry beobachtet mich aufmerksam.
Bestimmt merkt er gleich, dass mit mir etwas nicht stimmt.
"Soll ich die Umzugskisten holen?" fragt er mich.
"Wieso? Ich hole sie gleich." werfe ich gleich ein.
Harry zieht misstrauisch die linke Augenbraue hoch und die Stirn in falten.
Scheiße.. Scheiße... Scheiße. .
Bestimmt ahnt er etwas. Er ist Hellseher oder sowas und kann meine Gedanken lesen.
Er spürt dass ich nach dem nächsten Schluck Alkohol giere.
Nervös beiße ich auf meinen Lippen herum. Bestimmt beiße ich meine Lippen gleich durch.
Dann würde Harry wenigstens von der Blutfontäne abgelenkt.

Harry tritt ein Stück näher auf mich zu. Vorsichtig legt er seine Hand an meine Hüfte und zieht mich näher zu sich heran.
"Schatz, ich weiß was los ist." Mein Herz bleibt stehen bei diesem Satz von Harry. Ich schlucke einen fetten Kloß in meinem Hals herunter. Jetzt bin ich aufgeflogen.
"Mir fällt es auch nicht leicht, dass Noah bald schon auszieht. Es wird komisch sein, wenn er nicht mehr jeden Tag hier ist." Ich bin tief erleichtert.
Er hat doch nichts gemerkt.
"Ja. Es wird wirklich komisch, wenn er nicht mehr jeden Tag mit Darcy streitet. Er wird mir schrecklich fehlen." antworte ich ihm.
Ich habe mittlerweile zugestimmt, dass er nach Manchester gehen darf. Trotzdem versetzt mir dieser Gedanke ein Stich in mein Herz.
Noah ist mein erstes Baby.
Ganze zwei Jahre gab es nur uns drei.
Außerdem war Noah ein sehr hübscher kleiner Junge. Meine anderen Kinder waren natürlich auch hübsche Jungs. Aber Noah ist halt mein erstes Kind. Das ist noch etwas anderes.

Harry gibt mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich kuscheln mich an ihn. Meinen Kopf lege ich an seine Brust.
"Wir schaffen das schon zusammen. Außerdem können wir ihn oft besuchen gehen. Im Sommer und Weihnachten ist er immer bei uns. Er fährt nur jetzt schon so früh, damit er sich einleben kann. Vielleicht kommt er ja noch ein paar Tage im Sommer zu uns. Wir werden es sehen." sagt er zu mir.
Noah fährt praktisch eine Woche nach dem Ferien Beginn. Wir schicken schon ein paar Sachen hoch. Des kommt persönlich zu uns und holt Noah ab.
Natürlich kommt der Papa von Harry zwei Tage vorher.
Er will ja auch mal seine anderen Enkel sehen. Ich muss wahrscheinlich Darcy anbinden. Sie möchte mit Harper und ihrer Mutter auf eine komische Modeshow. Wir haben es ihr nicht erlaubt, weil ihr Opa kommt. Natürlich war Darcy alles andere als begeistert. Obwohl ich nebenbei mitbekommen habe, dass Harry ihr einen Trip mit Harper nach Los Angeles erlaubt hat. Solange David oder Victoria in der nähe sind, habe ich auch nichts dagegen.
Immerhin würden wir nur mit drei Kindern in den Urlaub fliegen. Unser Ziel ist Florida dieses Jahr.
Die Kinder haben genügend Aktionen und wir können am Strand chillen. Louis kommt mit seinen Kindern auch mit. El ist ein paar Wochen als Model unterwegs. Ich frage mich, warum die beiden sich nicht endlich offiziell trennen. Louis wohnt die meiste Zeit mit Tommy und Lina alleine in London. Ich denke bei einer Trennung würden die beiden auch bei ihren Papa bleiben.

"Was hältst du davon, wenn ich jetzt die Kisten hole und du machst doch die Wäsche." schlägt Harry vor.
"Einverstanden." stimme ich zu.
Ich war noch nie so scharf darauf Wäsche zuwaschen. Eigentlich bin ich jeden Tag am waschen. Was normal ist bei einem sieben Personen Haushalt.
"Dann bis gleich." raunt Harry mir zu und küsst mich zum Abschied.
Kaum ist er weg gehe ich in den Keller. Dort gehe ich zu meinem neuen Versteck. Wir haben eine alte Couch mit Schlaffunktion im Keller. Dort habe ich meinen Alkohol versteckt. Ich ziehe das obere Teil von der Couch ab und greife nach einer beliebigen Flasche. Mit zittrigen Händen öffne ich die Flasche und trinke einen großen Schluck. Gleich geht es mir schon viel besser. Das nervöse unruhige Gefühl ist weg und ich höre auf zu zittern.
Entspannt setze ich mich auf den Boden. Nachdem die halbe Flasche leer ist, bin ich wieder gut drauf. Ich muss nachher ein paar Kaugummis kauen, damit Harry nichts merkt. Oder ich koche etwas und trinke dazu ein Glas Wein. Das wird er bestimmt nicht merken. Langsam bekomme ich es hin Harry auszutricksen. Bald höre ich sowieso damit auf. In ein paar Tagen müsste mein Vorrat weg sein und ich kaufe einfach keinen neuen mehr. Problem beendet.


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