Kapitel 45

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Melissa P.o.V.

Ich hasse es ans Bett gefesselt zu sein. Besonders wenn dieses Bett im Krankenhaus steht. Ich darf nicht aufstehen und nicht nach Hause. Wahrscheinlich kommt mein Kind früher als geplant. Gestern hatte ich ziemlich starke Wehen gehabt und mein Muttermund ist ein paar Zentimeter auf. Jetzt hänge ich am Tropf mit einem Mittel gegen Wehen. Die Ärzte wollen die Geburt noch mindestens zwei bis drei Wochen aufhalten. Darum darf ich hier wahrscheinlich bis zur Geburt liegen. Was nicht gerade spannend ist. Im Fernsehen lauft leider überhaupt nichts, womit ich mir meine langweile vertreiben kann. Harry kommt gleich vorbei und bringt mir ein paar Sachen vorbei. Ich habe ihm eine Liste über WhatsApp geschickt. Vorallem brauche ich etwas gegen diese langweile.

Ich muss ihm auch sagen, dass er sich gut um Lian kümmern muss. Es geht ihm ein bisschen besser, seitdem er auf die neue Schule geht. Er hat sogar schon ein paar Freunde gefunden. Hoffentlich geht mal alles gut bei meinem Sohn und er wird nicht wieder gemobbt. Er geht seit drei Wochen in eine Therapie. Bis jetzt scheint er sich gut mit seiner Therapeutin zu verstehen.
Ich hoffe, dass es so bleibt.
Natürlich habe ich noch Angst um mein Kind. So einfach steckt man es nicht weg, wenn sein eigenes Kind Selbstmord Gedanken hatte.
Ich habe mir geschworen, wenn noch ein Kind mein Kind mobbt, prügeln ich auf den mobber ein.
Es ist mir wirklich egal, wenn ich dafür eine Strafe bekomme. Lian wird seit Jahren immer wieder gemobbt. Ich verstehe nicht einmal, warum diese Kinder es immer auf meinen Sohn abgesehen haben. Er ist ein liebes Kind. Lian würde nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun. Darum verstehe ich es nicht.

Es klopft an der Tür. Kurz darauf kommt Darcy in mein Zimmer. Ich bin wirklich überrascht über ihren Besuch. Darcy müsste nämlich in der Schule sein.
"Was machst du hier?" frage ich sie.
"Ich muss mit dir reden. Papa hat Louis auf die Schule geschickt, damit er mich beobachtet. Er ist mir sogar in die Klasse gefolgt und hat sich neben mich in den Unterricht gesetzt." teilt sie mir erbost mit.
Das ist echt verrückt. Harry dreht echt durch. Ich muss Harry echt zügeln. Sonst wird unsere Tochter nie einen Freund haben.
Im übrigen interessiert mich, wie Louis es geschafft hat in den Unterricht zukommen.
"Louis war bei dir im Unterricht?"
"Ja. Er hat sich als Austauschschüler ausgegeben. Louis hat mich richtig blamiert. Er hat sich so eine komische Kappe mit Propeller aufgezogen und eine riesige Brille, damit ihn niemand erkennt und erzählt dass er aus der Schweiz kommt." erzählt sie.
Auf so eine Idee kann nur Louis kommen. Bestimmt hat er noch den Dialekt nachgeahmt. Das hätte ich schon gerne gesehen. Wäre die Situation für Darcy nicht so ernst sein, würde ich mich kaputt lachen.
"Ich werde deinem Papa auf den Zahn fühlen." verspreche ich ihr.
"Hoffentlich. Sonst ziehe ich Opa und Noah." beschwört sie.
Noah geht es absolut prima bei seinem Opa. Wir sind viel strenger als er. Ich bin ja eigentlich nicht so streng. Der strenge Part ist Harry. Ich tue mich manchmal echt schwer mit Bestrafungen. Besonders Hausarrest finde ich nicht so toll. Wenn man es genau nimmt, ist Hausarrest Freiheitsberaubung. Ich hatte als Kind sehr oft Hausarrest, sogar über mehrere Monate. Darum bin ich gegen Hausarrest.

Harry kommt zu uns ins Zimmer. Im Schlepptau hat er Zayn.
"Darcy, warum bist du nicht in der Schule?" fragt Harry streng.
"Du weißt genau, warum ich nicht mehr in der Schule bin. Dein Stalker wird dir ja schon alles berichtet haben." giftet Darcy ihren Papa an.
"Was redest du da? Was für ein Stalker?" fragt Harry.
Der tut nicht nur ahnungslos, der ist wirklich ahnungslos. Ich erkenne, wenn Harry wirklich etwas nicht weiß. Der Vorteil, wenn man so lange zusammen ist. Irgendwann kennt man den anderen schon.
Ich frage mich nur, was Louis damit bezwecken wollte. Entweder wollte er Darcy nur ein bisschen ärgern.
Oder er hatte dazu keinen Grund. Weil ein zweiter Grund fällt mir auch nicht ein. Ich habe aufgehört bei Louis immer nach einen Grund für sein Handeln zu suchen. Manchmal weiß Louis auch nicht, warum er etwas tut.
Dann muss ich halt Louis zurecht weisen. Oder Harry muss es in meinem Fall machen. Ich darf ja nicht nach Hause.
Vielleicht sollte ich mir die PlayStation bringen lassen. Damit kann ich mich wenigstens ablenken.

Harry stellt eine Tasche auf den Tisch gegenüber und räumt aus. Er hat jede Menge Bücher dabei.
Der will doch nicht, dass ich die lese. Wozu hat jemand Hörbücher erfunden?
Bestimmt nicht damit sie irgendwo verstauben.
"Wer soll die lesen?" frage ich ihn.
"Du?"
"Schatz, du weißt ganz genau wie mein lesen aussieht. Du kannst mir die Bücher gerne als Hörbuch bringen. Eine andere Option wäre, dass du sie mir vorliest. Ich selbst werde die Bücher nicht lesen." verkünde ich.
"Du hast doch etwas zum lesen gewollt." sagt Harry zu mir.
"Ja. Damit habe ich aber die Intouch, Glamour oder Cosmopoliten gemeint."
Ich muss meinen Mann echt alles Detail genau beschreiben. Sonst bekomme ich nicht, was ich möchte.
"Gib mir Geld. Ich hol dir beim Kiosk alles." mischt sich Darcy ein.
Meine Tochter ist echt ein Engel. Wenigstens weiß sie, was ich haben will.
"Harry gib unserer Tochter Geld." befehle ich ihm.
Harry nimmt seinen Geldbeutel und gibt Darcy einen hunderter.
"Wiedersehen macht Freude." ruft Harry unsere Tochter hinterher als sie aus meinem Zimmer geht.
Das Geld sieht er nie wieder. Darcy findet sogar etwas in einem Kiosk, um dieses Geld loszuwerden.
Solange ich meine Zeitschriften bekomme, ist es mir im Grunde egal.
Harry packt meine Sachen weiter aus. Ich habe nämlich noch Unterwäsche und Süßigkeiten bestellt. Zayn hilft ihm dabei. Er darf nur nicht meine Unterwäsche einräumen. Als ob Zayn nicht wüsste, wie meine Unterwäsche aussieht. Meistens geht er nämlich mit mir shoppen.
Vielleicht lese ich doch mal ein Buch, wenn ich meine Zeitschriften durch habe. Wahrscheinlich kann Harry mich nicht jeden Tag besuchen.

Die Tür geht wieder auf und eigentlich erwarte ich meine Tochter. Stattdessen steht plötzlich Liam in meinem Zimmer.
Harry dreht sich zu ihm um. Die blanke wut überkommt ihn und er stürzt sich auf Liam. Beide fallen zu Boden und Harry haut Liam seine Faust ins Gesicht. Ich möchte aus meinem Bett, doch Zayn hält mich zurück.
"Ich mach das schon." sagt er zu mir und zerrt Harry gleich von Liam.
Mit ein bisschen Gewalt drückt Zayn meinen Mann an die Wand.
"Hör auf damit! Deine schwangere Frau liegt im Bett und soll sich nicht aufregen. Außerdem kann jede Minute deine Tochter zurück sein. Willst du, dass Darcy sieht wie du jemanden verprügelst!" brüllt Zayn ihn an.
Harry beruhigt sich ein wenig. Langsam steht Liam auf. Er blutet aus Nase und Mund.
"Verpiss dich! Sonst lass ich Harry wieder auf dich los." brüllt Zayn ihn an.
"Ich will mich doch nur entschuldigen." flüstert Liam.
"Raus hier! Sonst lass ich den Sicherheitsdienst holen." bewichtigt Zayn ihn streng.
Geknickt flüchtet Liam.
Ich weiß nicht, was ich von seinem Auftritt halten soll.
Harry kommt zu mir und nimmt mich in seine Arme.
"Alles gut bei euch beiden?" fragt er mich besorgt.
"Ja." antworte ich ihm.
Mir geht es wirklich gut.
Ich bin nur ein wenig durcheinander, weil ich nicht mit Liams Auftritt gerechnet habe.
Am liebsten hätte ich ihm zugehört. Harry erzählt mir ja nichts, vielleicht hätte mich Liam aufgeklärt. So weiß ich immer noch nicht, was Liam gemacht hat. Dabei würde ich es langsam echt gerne wissen. Da Darcy zurückkommt, tun wir alle als wäre nichts passiert und unterhalten uns ein wenig nur noch.

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