Kapitel 25

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Melissa P.o.V.

"Ich habe kein Problem." sage ich zum gefühlten hundertsten mal zu Harry.
Schon den ganzen Tag läuft er mir wie ein Hund hinterher und versucht mich zu überzeugen, dass ich eine Therapie machen soll. Er ist der Meinung des ich ein Alkoholproblem habe.
Ich habe kein Alkoholproblem.
Der spinnt doch wirklich. Mein Mann hat zuviel Scheinwerferlicht in den Jahren abbekommen, dass hat ihm anscheinend des Hirn verbrannt.
Außerdem könnte ich schwanger sein. Ich würde sobald meine Schwangerschaft bestätigt ist, werde ich natürlich komplett aufhören. Einen Test muss ich bald machen. Ich bin ein paar Tage schon überfällig.
Bestimmt hat es geklappt.
"Schatz, du hast ein Problem. Ich habe schon ein paar nette Kliniken im Internet gefunden." erzählt er mir.
Spinnt der jetzt total.
Ich geh in keine Klinik. Den ich brauche keine Hilfe.

Ohne ihm zu antworten gehe ich nach draußen. Ich brauche eine Zigarette.
Der Mann schafft mich.
Vielleicht braucht der mal eine Therapie oder eine Hirn Transplantation.
Ich könnte ihm das Hirn von einem Hund einpflanzen lassen. Dann hört er wenigstens mehr auf mich. Vielleicht wedelt er sogar mit seinem Schwanz, wenn ich dann jeden Tag nach Hause komm.
Das wäre bestimmt witzig. Ich stelle es mir gerade bildlich vor, wie Harry nackt vor mir steht und mit seinem Penis wedelt.
Der Gedanke ist so lustig, dass ich anfange zu kichern. Harry schaut mich fragend an. Bestimmt denkt er, dass ich mich schon wieder betrunken habe. Was nicht sein kann. Den er läuft mir ja schon den ganzen Tag hinterher. Er hat mich nachdem aufstehen keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Harry war sogar dabei als ich auf Toilette gegangen bin.
Ich habe kein Problem vor ihm aufs Klo zugehen. Er ist mein Mann. Und das schon sehr lange.
Harry hat gesehen wie ein Kind aus meiner Muschi gekommen ist. Und das nicht nur einmal.

"Ich kann dich auch Zwangsweisen lassen, Schatz." droht er mir an.
Ich wollte mir gerade eine Zigarette anzünden. Die habe ich vor Schreck fallen gelassen.
Ich versuche in seinem Gesicht zulesen, dass er gerade einen Scherz gemacht hat.
Doch er schaut mich Tod ernst an.
Das meint er wirklich ernst.
Empört stehe ich von meinem Stuhl auf, auf dem ich mich gerade gesetzt habe. Harry bleibt auf seinem Stuhl mir gegenüber sitzen.
Ich lasse mich doch von ihm einfach in die Klapse stecken.
Außerdem kann er das nicht so einfach. Was ich zumindest hoffe. Ich glaube man muss schon eine Gefahr für andere oder für sich selbst sein, damit dort aufgenommen wird. Außer man geht freiwillig in die Klapse. Diese Option gibt es auch noch. Doch ich lasse mich weder einweisen, noch gehe ich freiwillig dort hinein. Ich war als Teenager schon einmal in der Klapse und das war die Hölle für mich. Harry weiß auch wie schlimm es für mich damals war. Darum bin ich wirklich empört von ihm, dass er mir sowas androht.
"Nenn mich nicht mehr Schatz. Es hat sich gleich ausgeschatzt. Du kannst mich nicht einfach einweisen lassen. Spinnst du jetzt total? Mir geht es fantastisch. Schreib es dir endlich hinter deine Ohren, dass ich kein Alkoholproblem habe. So ist es nämlich! Ich.. Habe.. Kein.. Alkoholproblem!" teile ich ihm mit und sage den letzten Satz extra laut und langsam für ihn.
Vielleicht begreift es dann endlich, wenn ich langsam spreche, dass ich keine Hilfe brauche.

"Mensch Lizzy. Ich mach mir doch einfach nur sorgen um dich. Darum reagiere ich so. Ich meine es nicht böse. Wirklich nicht. Du bist in letzter Zeit so komisch. Als würdest du versuchen dich andauernd abzulenken, statt reden zu wollen. Du redest irgendwie ja nicht mit mir. Vielleicht redest du ja mit einem Therapeuten über deine Probleme. Du scheinst ja nicht mehr mit mir reden zu wollen." sagt er einfühlsam zu mir.
Oh man.
Jetzt hat er mich.
Mein schlechtes Gewissen meldet sich.
Er macht sich einfach nur sorgen um mich.
Dabei muss er sich keine Sorgen machen.
Ich gehe zu ihm und setze mich auf seinen Schoß. Meine Arme liege ich um seinen Hals und schaue ihn in die Augen.
Ich muss ihm einfach von der möglichen Schwangerschaft erzählen. Er würde bestimmt aufhören sich sorgen zu machen, wenn er davon ausgeht, dass ich womöglich wieder schwanger bin. Harry weiß, wie ich in der Schwangerschaft bin. Ich bin da immer ein Engel in der Schwangerschaft.
Es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um dieses kleine Würmchen in meinem Bauch.
Darum rauche und trinke keinen Alkohol in der Schwangerschaft. Ich finde auch diese Ausreden von manchen schwangeren dumm, die behaupten es würde dem Kind nicht schaden, wenn man raucht oder trinkt in der Schwangerschaft. Und die denken auch noch meistens wirklich, dass es schlimmer wäre mit allem gleich aufzuhören, weil das Baby ja dann einen kalten Entzug bekommt. In welcher Welt leben die überhaupt? Jeder Arzt warnt ja nicht umsonst davon, dass es Risiken gibt, wenn man raucht und trinkt.

"Schatz, du musst dir keine sorgen machen. Ich werde nicht mehr  trinken. Ich bin ein paar Tage überfällig. Vielleicht bin ich wieder schwanger. Es wird keine Eskapaden mehr mit Alkohol von mir geben." sage ich zu ihm entschlossen.
Seine besorgte Miene, wechselt zu einem schelmisch grinsen.
"Du bist überfällig. Ich finde wir sollten einen Test machen. Damit wir auch sicher sind, ob du schwanger bist." raunt er mir zu und küsst mich kurz auf meinen Mund.
Ehrlich gesagt bin ich froh über diese Wendung. Das Thema Therapie und Alkoholproblem hat er urplötzlich vergessen.
Jetzt scheint er über meine mögliche Schwangerschaft überglücklich zu sein. Ich bin anscheinend mal wieder davon gekommen.
"Dann fährst du in die Apotheke und holst mindestens fünf Tests. Auf dem Weg zurück kannst du ja etwas von Burger King mitbringen." sage ich zu ihm und spiele mit meinem Zeigefinger mit einer Locke herum.
"Mach ich mein Schatz. Doch erstmal will ich dich noch ganz lange küssen." haucht er mir zu.
Damit bin ich natürlich einverstanden. Hoffentlich bin ich wirklich wieder schwanger. So wird sich nämlich alles von alleine regeln. Ich habe ein Ersatz für Noah und mein Mann denkt nicht mehr daran, dass ich in letzter Zeit ein wenig soviel Alkohol getrunken habe. Das ist eine Win -Win Situation für mich.




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