Neues Kapitel! iIh hoffe, es gefällt euch :)
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Unser Mathelehrer schrieb irgendwelche undefinierbaren Zahlen an die Tafel, während ich abwesend aus dem Fenster starrte. Es nieselten vereinzelte Regentropfen gegen die Scheibe, während sich die Bäume leicht im Wind bogen. In Schottland, wo sich unsere Stadt Sietgown befand, war dieses Wetter allerdings keine Seltenheit.
Miranda, die auf dem Stuhl neben mir saß, chattete schon seit geraumer Zeit mit irgendeinem 'heißen Typen', wie sie ihn in ihr Handy eingespeichert hatte. Sie kicherte immer wieder leise vor sich hin und schien sich sehr gut mit ihrer 'Bekanntschaft' zu verstehen, zumindest, wenn man ihre ganzen Küsschen und Herzchensmilys als Anzeichen dafür sah.
Die Pausenklingel unterbrach den nervtötenden Monolog des Lehres und meine Klassenkameraden sprangen ungeduldig auf. Ich erhob mich schwerfällig von meinem Stuhl und stupste Miranda leicht an. "Was? .... Achso...", murmelte sie und verstaute ihr Smartphone schnell in ihrer Handtasche. Dann folgte sie mir.
"Und als Hausaufgabe...", setze unser Mathelehrer wichtigtuerisch an, doch das Gegröle der "Jungs" (Man könnte ja meinen, dass sie sich mit mindestens achtzehn Jahren mal erwachsen benahmen) übertönte ihn. Miranda und ich folgten dem Schülerstrom hinaus in den kahlen Gang (In unserer Schule wurde wirklich seeehr viel wert auf die Gestaltung des Schulhauses gelegt) und drängelten uns durch die Schülermassen. Genervt liefen die breite Steintreppe hinunter in den Haupteingang und bogen von da in die Mensa ab. Mit einem Seufzen reihten wir uns in die lange Schlange ein und schwiegen nachdenklich. Meine Gedanken wanderten wieder zu dem heutigen Morgen. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass heute Abend kein Dad zu Hause auf dem Sofa sitzen und Zeitungs lesen würde. Kein Dad mir bei den Physikhausaufgaben, die ich einfach nicht verstand, helfen würde. Ich konnte einfach nicht begreifen, wie er einfach so aus meinem Leben verschwunden war. Ohne jegliche Entschuldigung oder Erklärung. Es machte mich wütend und traurig zu gleich. Ich hätte nie gedacht, dass er soe twas tun würde, dass er uns verlassen würde. Warum tat er so was? Warum? Was konnte ihn dazu veranlassen, von heute auf morgen einfach abzuhauen? Und warum sagte er nicht mal warum er das tat? Warum, warum, warum? Und keine Antwort weit und breit.
"Was willst du zu essen?", fragte mich die fast schon dürre Cantinenfrau (bei diesem Essen kein Wunder), die angelehnt an dem Essenstresen stand, als wäre es eine Bar.
Ich schreckte aus meinen Gedanken und fragte 'leicht' dümmlich: "Äähhh....was?" Die Cantinenfrau seufzte genervt und sagte laut und deutlich: "Was du essen willst" "Achso.", murmelte ich und musterte die verschiedenen Pampen (also eigentlich waren es ja 'Aufläufe'...aber nun ja...), die in Metalltöpfen auf dem Tresen standen. "Also?", hakte die Frau nach, als hinter mir schon ein paar Schüler vor Langweile fast durchdrehten. Ich deutete auf den etwas orangigen Auflauf, der noch die gesündeste Farbe hatte und meinte: "Den da." Die Frau nickte und füllte einen Suppenteller mit dem 'Auflauf', den sie mir dann zusammen mit einem Löffel in die Hand gab.
Ich entfernte mich eilig und suchte Miranda, die schon mal vorgegangen war, um einen Platz zu reservieren. Schließlich sah ich sie im hintersten Eck der Cafeteria, direkt neben einem Tisch, an dem ziemlich gutaussehende junge Männer aßen, saßen.
Wieso war das klar gewesen? Ich verdrehte die Augen und lief, meinen Suppenteller auf der Hand jonglierend, auf Miranda zu.
Mit einem Seufzen ließ ich mich auf den Stuhl an Mirandas Tisch fallen und stellte meinen Teller vorsichtig (Letztes Mal hatte ich mein Essen außversehen über meine Hausaufgaben gekippt) ab. Miranda lächelte mir kurz zu, dann widmete sie sich wieder einem schwarzhaarigen Punk, der am Nachbartisch saß. Ich fing an den Auflauf zu löffeln und ignorierte den komischen Geschmack, der davon auf meiner Zunge haften blieb. Auch Miranda wandte sich wieder ihrem Essen zu und eine peinliche Stille entstand. Normalerweise textete sie mich immer damit zu, welche 'heiße Typen' sie heute wieder entdeckt hatte, doch heute schwieg sie. Vermutlich aus Angst etwas falsches zu sagen. Wir beide dachten daran, was heute morgen passiert waren. Vermutlich fände ich jetzt sogar ihre sinnlosen Monologe besser, als einfach nur schweigend auf unseren Stühlen zu sitzen und das Essen herunterzuwürgen.
"Und...ähm...was machst du heute noch so?", versuchte ich ein möglichst belangloses Gespräch anzufangen. "Ich habe ein Treffen mit einem Mann aus einer Nachbarstadt.", meinte Miranda und zuckte mit den Achseln, während sie angeekelt in ihrem Essen herumstocherte. "Wenn du willst kann ich mein Date bitten, dass er einen Freund mitbringt, damit du auch jemanden hast. Ablenkung täte dir wirklich mal ganz gut.", schlug sie vor. Ja, genau...wirklich eine gaaanz tolle Idee . Ich liebte Blinddates toootal. (Sarkasmus lässt grüßen).
"Unter keinen Umständen!", machte ich meine Meinung deutlich und schüttelte energisch den Kopf. "Warum denn nicht? Es wäre doch höchstens eine Ablenkung...nur so für eine Nacht.",versuchte mich Miranda zu überreden. Für sie war es wohl unbegreiflich, warum man freiwillig ein Date ausschlug, und wenn ich recht überlege hatte sie das auch noch nie getan. "Ich will die Jungs nicht ausnutzen.", sagte ich. Miranda sah mich ungläubig an. "Nicht dein Ernst", fragte sie mich fassungslos. Dann lachte sie schallend los. Sie presste sich ihre Hand auf den Mund und aus ihren Augen rannen Lachtränen.
Ich verdrehte beleidigt die Augen. Was war daran bitteschön sooo lustig? Männer waren auch nur Menschen. Mit einem geringeten IQ als Madchen vielleicht...aber dennoch.
"Glaub mir, das letzte, was bei einem Date passiert, ist, dass du seine sogennanten Gefühle verletzt. Ich weiß nicht mal, ob Männer so etwas haben." Okay...sie hatte wirklich einen seeehr guten Eindruck von Männern.
Wenn ich mir allerdings meinen Vater so anschaute, konnte dies vielleicht sogar stimmen, oder warum ließ er meine Mum einfach so zurück?
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Ich blickte auf die meine Armbanduhr. Bei ihrem Anblick zog sich etwas in mir zusammen. Es fühlte sich an, als ob mein Herz sich plötzlich verkrampfen würde. Die Armbanduhr hatte mir einst mein 'Dad' (es hörte sich so falsch an, das zu sagen) zu Weihnachten geschenkt.
Ich versuchte den augenblicklichen Schmerz, der sich in mir breitmachte, zu ignorieren und schaute auf die Zeiger. Erschrocken stellte ich fest, dass es bereits ziemlich spät war.
"Los, wir müssen hoch.", rief ich Miranda zu, die mittlerweile auf dem Schoß des schwarzhaarigen Punks saß und ihn leidenschaftlich küsste. Sie blickte zu mir, nickte, sprang von dem verdutzten Punk herunter und schnappte sich ihren Teller. Gemeinsam durchquerten wir die weitläufige Cafeteria, die sich bereits ziemlich geleert hatte und stellten unsere Teller auf dem Tresen ab. Die Cantinenfrau nickte uns zu und wir gingen durch die breite Tür hinaus, in die Eingangshalle.
"Hm, warte...ich glaube, ich muss noch was auf dem schwarzen Brett nachschauen.", sagte Miranda. Ich nickte und folgte ihr durch die kahle Halle zu dem Brett.
Wild verteilte Zettel hingen an ihm, die ich mir gelangweilt durchlaß...Sam Glosehus bitte im Sekreteriat melden...Theater-Ag fällt diesen Freitag aus...Musikkonzert am 28.2 ... Moment mal...dieser Zettel sah irgendwie anders aus! Ein Schwarzweiß-Bild von einem Mann mit dunklen Haaren, einem Dreitagebart und hohen Wangenknochen zierte den oberen Teil. Darunter stand und schwarzen Lettern: 'Wer erkennt diesen Mann? Bei Hinweisen bitte bei der örtlichen Polizei melden!' Seit wann hingen solche Zettel in einer Schule aus? Ich stupste Miranda an und zeigte auf das Bild des Mannes.
"Wow...der sieht ja mal gut aus!", freute sich Miranda und pfiff anerkennend durch die Zähne. Okay? Was lief bei ihr eigentlich falsch? Ist ja völlig egal, dass dieser Mann entweder geisteskrank aus dem Irrenhaus abgehauen oder ein Schwerverbrecher war, hauptsache, er sah gut aus, oder wie? Miranda riss den Zettel ohne zu zögern vom schwarzen Brett und verstaute ihn in ihrer Handtasche. "Okay, wir können!", meinte sie fröhlich. Ja, Miranda gab es wirklich nur einmal auf dieser Welt.
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Wir liefen über den nassen Parkplatz auf Miranda knallrotes Auto zu, dass im starken Kontrast mit den hier sonst ehr trüben Farben stand.
Mir drehte es den Magen um, bei dem Gedanken nach Hause zu müssen. Ich wollte meine Mum nicht unglücklich sehen und vor allem wollte ich nicht sehen, dass mein Vater einfach nur ein verdammtes Arschloch war. Warum hatte er uns im Stich gelassen? Warum? Einfach so? Die ganze Zeit hoffte ich, dass er mich nachher begrüßen würde, aber das würde leider nicht passieren...nie mehr...
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Personal Agent
RomanceKaum ist Betty Havly achtzehn Jahre alt, versteht sie die Welt nicht mehr. Ihre Eltern benehmen sich auf einmal komisch und scheinen Betty irgendetwas zu verschweigen. Dann tauchen auch noch 'gewisse' Personen auf, die ihr Leben ganz schön auf den K...