Kapitel 14

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Die beiden Männer musterten mich mit zusammengekniffenen Augen, während ich mich auf dem Stuhl zusammengekauerte. Ich war zwar keine Psychologin, aber Nyes Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er mich wiedererkannt hatte. Allerdings schien er sich nicht sonderlich darüber zu freuen, mich hier anzutreffen.

Willkommen im Club, mein Lieber! Ich könnte auch darauf verzichten hier zu sitzen!

Allerdings hatte ich mir das wohl selbst zuzuschreiben. In Villen einzubrechen zählte schließlich nicht unbedingt zu den beliebtesten Hobbys achtzehnjähriger Personen. Da war es nicht verwunderlich, dass sie mich nicht sonderlich freundlich begrüßten...

Mr. Smith blickte mich nachdenklich an und fragte dann: "Du bist doch die Tochter von Linday? Habe ich Recht?" Ich nickte zögerlich, schließlich hatte ich keinen blassen Schimmer, was er von mir wollte.

"Vorhin warst du doch noch bei euch zu Hause. Wie bist du so schnell hier hergekommen?", wollte er wissen und runzelte seine Stirn. Ich spielte nervös mit einem Bändchen des Sitzkissens herum, während ich ich fieberhaft nach einer Ausrede suchte. Die meisten Menschen reagierten nämlich nicht sonderlich gut auf blinde Passagiere, die deren Auto eine kostenlose Mitfahrgelegenheit nutzten.

Nye verdrehte die Augen und meinte: "Sie ist vermutlich einfach in dein Auto gestiegen und mitgefahren. Das machen alle kleinen Kinder so, wenn sie Detektiv spielen." Hallo?! Geht's noch?! Ich war doch kein kleines Kind mehr!

Trotz meiner Wut blieb ich stumm und starrte auf den Boden. Mr Smith wendete sich an mich und fragte nachdenklich: "Und warum bist du mitgefahren?" Ihm zu verraten, dass ich ihm eine Affäre mit meiner Mum unterstellte war vermutlich keine sonderlich gute Idee.

Also murmelte ich: "Keine Ahnung." Ja, es gab wirklich bessere Ausreden, aber mir fiel in diesem Moment einfach keine ein. Ich hätte wohl schlecht sagen können: Ach, ich wollte mal ihren Pool ausprobieren. Die Brausen sind übrigens sehr angenehm. Das wäre vermutlich auch nicht so gut angekommen.

Nye zog spöttisch eine Augenbraue hoch und sagte ironisch: "Du steigst einfach mal so bei wildfremden Menschen ein. Ist ja auch total normal."

Ich starrte ihn wütend an und fauchte: "Wenn meine Mum Mr Smith ja ach so sehr vertraut, kann ich das ja auch tun!" Tiere die in die Enge getrieben werden, greifen aus Panik an. Ich fürchte, gerade war ich das beste Beispiel dafür...Also nicht, dass ich ein Tier gewesen wäre, aber der Vergleich passte!

Nye hob beschwichtigend die Arme und lachte: "Ganz ruhig, Kitty Cat! Alles ist in bester Ordnung. Du brauchst niemanden anzufauchen, als hätte man dir auf den Schwanz getreten!"

"Kitty Cat?" Ich starrte ihn entsetzt an. "Ich kenn deinen echten Namen nicht.", sagte Nye bloß und zuckte mit den Achseln. "Betty.", knurrte ich. Er sah mich irritiert an. "Was?", fragte er zugegeben ziemlich dämlich. Leider bestimmte Dämlichkeit nicht das Aussehen eines Mannes. Bestes Beispiel war dafür eindeutig Nye selbst.

"Mein Name." Ich verdrehte die Augen. Manche -nein, ziemlich viele- Jungs hatten einfach eine ewig lange Leitung.

Nye nickte bloß. Ein ziemlich unangenehmes Schweigen brach aus. Aber was hätte ich auch sagen können? Sorry, dass ich in ihr Haus eingebrochen bin? Wohl ehr nicht!

"Betty?", holte sich Mr Smith schließlich meine Aufmerksamkeit ein, "Ich glaube, wir haben einiges mit dir und deiner Mutter zu besprechen." Ich zuckte nur mit den Schultern. Gleichzeitig bildete sich aber genau eine Frage in meinem Kopf, die ich dort vermutlich nicht mehr so schnell herausbekommen würde. Würde ich endlich erfahren, warum mein Dad abgehauen war? Warum meine Mum sich so komisch benahm und sie sich mit Mr Smith traf. Ich hatte nämlich das unbestimmte Gefühl, dass seine Treffen -oder auch Dates-mir meiner Mum, damit zusammenhingen, was er besprechen wollte.

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